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Yogyakarta nach dem schweren Erdbeben

Ziphora Robina4. Juli 2006

Ende Mai erschütterte ein schweres Erdbeben in Indonesien die Region um Yogyakarta auf der Hauptinsel Java. Rund 6200 Menschen kamen dabei ums Leben. Wie sieht die Lage jetzt aus?

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Viele Menschen müssen immer noch in Zelten lebenBild: AP

Es ist Mittagszeit in Jabung, einem kleinen Dorf südlich von Yogyakarta. Im provisorischen Gesundheitszentrum des Dorfes unterhalten sich die Frauen. Ruhig ist es hier, zur Zeit haben sie keine Patienten zu betreuen. Das große weiße Zelt, das eine ausländische Hilfsorganisation dort aufgebaut hat, steht leer. Eigentlich sollte es als Gesundheitszentrum dienen, aber unter dem weißen Plastikdach wird es mittags viel zu heiß, erklärt Wardini. Sie ist Hebamme und arbeitet seit dem Erdbeben als Freiwillige in Jabung: "Hier gab es viele Verletze, aber zum Glück konnten die Opfer mit den schlimmsten Verletzungen in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert werden. Anfangs mussten wir hunderte Patienten versorgen, aber jetzt ist die Zahl stark zurückgegangen."

Rund 6.200 Menschen kamen bei dem Erdbeben am 27. Mai ums Leben. Durch das Beben der Stärke 6,2 wurden vor allem die Distrikte Bantul und Klaten schwer getroffen. 80 Prozent der Häuser sind zerstört, in einigen Dörfern steht kein einziges Gebäude mehr. Die Überlebenden haben nun eine schwere Zeit vor sich. Mindestens 1,5 Millionen Menschen haben durch die Naturkatastrophe ihre Häuser verloren und sind obdachlos. Anfangs mussten die Erdbebenopfer zusammengepfercht in großen Zelten leben, oft mehrere Familien unter einem Zeltdach.

Unerträgliche Hitze in den Notzelten

Indonesien ein Monat nach den Erdbeben Yogyakarta
Aufräumarbeiten nach dem schweren ErdbebenBild: AP

Inzwischen sind viele Bewohner in ihre Dörfer zurückgekehrt. Sie zelten im eigenen Garten, spannen Plastikplanen über Bambusgerüste, um Kleider, Matratzen und Küchenutensilien vor Regen zu schützen. Aber auch das ist nur eine Notlösung, denn die Menschen können nicht in diesen Zelten leben. Kurz vor der Trockenzeit erreichen die Temperaturen in den Plastikzelten bis zu 40 Grad Celsius. Eigentlich bräuchten sie jetzt kleine provisorische Hütten aus Bambus oder Holz.

Viele wollen aber ihr Haus sofort wiederaufbauen. Deshalb ziehen sie es vor, auf die finanzielle Unterstützung des Staates zu warten. Kurz nach dem Erdbeben versprach die indonesische Regierung, die Opfer des Bebens beim Wiederaufbau ihrer Häuser zu unterstützen. Zwischen 10 bis 30 Millionen Rupiah (umgerechnet 1.000 bis 3.000 Euro) sollen die Erdbebenopfer von der Regierung erhalten. 10 Millionen für Häuser, die nur leichte Schäden vorweisen, 30 Millionen bei einem Totalschaden, erklärt Suwandi, ein Dorfbewohner: "Die Regierung hat versprochen, uns zu unterstützen. Es wurden auch schon Befragungen durchgeführt, um die Höhe der Schäden festzustellen. Wir hoffen wirklich, dass die finanzielle Hilfe für den Aufbau bald ankommen wird."

Warten auf finanzielle Unterstützung

Indonesien Erdbeben Mann in Trümmern
80 Prozent der Häuser sind durch das Beben zerstört wordenBild: AP

In Suwandis Dorf Jabung steht fast kein einziges Gebäude mehr. Auch die Schule, in der Suwandi unterrichtet, liegt in Trümmern. Als die Bevölkerung von der finanziellen Unterstützung der Regierung erfuhr, hat Jabungs Bürgermeister sofort einen Lagebericht verfasst und an die Stadtverwaltung weitergeleitet. Aber der Bericht scheint für die Behörden nicht auszureichen. Die indonesische Regierung habe angeordnet, dass das Militär die betroffenen Dörfer einzeln besuchen wird, um die Höhe der Schäden und die benötigte Unterstützung abschätzen zu können, erklärt der Bürgermeister. Wann das geschehen soll, weiß bis heute niemand.

Auch wenn das Geld für den Wiederaufbau auf sich warten lässt, so gibt es zumindest die Zuschüsse für Nahrungsmittel, erzählen die Dorfbewohner. Um die Grundversorgung zu gewährleisten, hat die indonesische Regierung angewiesen, dass jede Person umgerechnet drei Euro pro Tag erhalten soll, um die wichtigsten Lebensmittel kaufen zu können. Die Nothilfe wird drei Monate lang andauern. Aber auch hier scheint es Probleme bei der Verteilung zu geben: "Wir haben Hilfe bekommen, aber das gilt nicht für alle. Es gibt Familien, die haben nur die Hälfte bekommen, unsere Nachbarn zum Beispiel: Statt Geld für vier Personen haben sie nur Zuschüsse für zwei Personen erhalten."