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Zahl der Asylbewerber kräftig gestiegen

27. Dezember 2012

Etwa 68.000 Menschen haben 2012 in Deutschland um Asyl gebeten. Das berichtet "Handelsblatt Online" unter Berufung auf das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Es wäre der höchste Stand seit rund zehn Jahren.

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Familie Ibrahimovic aus Serbien sitzt in der Asylbewerberunterkunft in Bad Doberan (Foto: dpa)
Asylbewerber Serbien Bad DoberanBild: picture-alliance/dpa

Nach amtlichen Angaben wurden bis Ende November 2012 hierzulande bereits mehr als 59.000 Erstanträge auf Asyl registriert. Im vergangenen Jahr waren es fast 46.000 Anträge gewesen. Für Dezember rechnet das Bundesamt dem Bericht zufolge noch einmal mit etwa 8800 Erstanträgen. Das ergäbe eine Zahl von etwa 68.000 Anträgen für das gesamte Jahr - und einen Anstieg um etwa 49 Prozent gegenüber 2011.

Aus dem zuständigen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erhielt die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag die Auskunft, der Stand zum Jahresende sei noch nicht verfügbar. Offiziell sollen die Asylbewerberzahlen im Januar vom Bundesinnenministerium bekanntgegeben werden.

In der Asylbewerberstatistik gehen die Zahlen seit einigen Jahren wieder allmählich nach oben. 2007 hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einen vorläufigen Tiefpunkt registriert - mit weniger als 20.000 Erstanträgen auf Asyl. Seitdem hat sich die Zahl verdreifacht.

Im Oktober traten Asylbewerber in Berlin nach einem 600-Kilometer-Protestmarsch in den Hungerstreik (Foto: dpa)
Im Oktober traten Asylbewerber in Berlin nach einem 600-Kilometer-Protestmarsch in den HungerstreikBild: picture-alliance/dpa

Serbien schiebt sich vor Afghanistan

In den vergangenen Monaten sorgte vor allem ein gesteigerter Zugang von Asylsuchenden aus Serbien und Mazedonien für Diskussionen. War 2011 noch Afghanistan das Hauptherkunftsland der Flüchtlinge, liegt in diesem Jahr Serbien vor Afghanistan, Syrien, Irak und Mazedonien. Der Anteil der Asylbewerber aus Serbien und Mazedonien, die tatsächlich als politische Flüchtlinge anerkannt wurden, war bisher aber äußerst gering. Vor allem Unionspolitiker fordern schärfere Visa-Regeln für Einreisen aus den Balkan-Ländern.

Die aktuellen Bewerberzahlen liegen immer noch weit unter den Spitzenwerten der 1990er Jahre, als pro Jahr mehr als 100.000 Asylbewerber nach Deutschland kamen. 1992 verbuchte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge das bisherige Allzeithoch - mit mehr als 400 000 Erst- und Folgeanträgen von Asylsuchenden.

Pro Asyl fordert Umsteuern

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl rief Bund, Länder und Kommunen angesichts der jüngsten Entwicklung zum Handeln auf. "Deutschland wird sich weiter auf einen deutlichen Anstieg einrichten müssen", sagte Geschäftsführer Günter Burkhardt der Nachrichtenagentur dpa. Afghanistan bleibe ein Fluchtland, der Irak sei nach wie vor instabil, und aus Syrien stehe ein großer Zustrom noch bevor. Deutschland habe bislang versäumt, sich darauf einzustellen.

So habe der Staat die Kapazitäten in Asylbewerberunterkünften in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgebaut, sagte Burkhardt. "Man ging davon aus, dass die Konflikte Deutschland nicht erreichen." Das sei allerdings ein Trugschluss. Burkhardt forderte daher ein Umsteuern. Der Staat solle etwa an Flüchtlinge aus Syrien mit familiären Bindungen nach Deutschland großzügig Visa vergeben und müsse dringend neuen Wohnraum für Asylbewerber schaffen.

kle/wl (afp, dpa)