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Zahl der Aussiedler erneut gestiegen

23. Dezember 2015

Der Zuzug von Deutschstämmigen aus Russland, Kasachstan und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken nimmt wieder zu. 2015 kamen nach Angaben des Aufnahmelagers Friedland rund 6000 Aussiedler nach Deutschland.

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Aussiedler aus Polen und der Sowjetunion stehen am 09.08.1989 vor der Aufnahmezentrale im Lager Friedland Schlange. (Foto: picture-alliance/W. Weihs)
Aussiedler aus Polen und der damaligen Sowjetunion vor der Aufnahmezentrale im Lager Friedland (1989)Bild: picture-alliance/W. Weihs

Die Zahl der neu in die Bundesrepublik eingereisten deutschstämmigen Aussiedler hat sich das dritte Jahr in Folge erhöht. Im deutschlandweit einzigen Aufnahmelager Friedland bei Göttingen sind 2015 nach vorläufigen Zahlen rund 6000 Aussiedler eingetroffen. Dies seien einige Hundert mehr als im Vorjahr, sagte der Leiter der Einrichtung, Heinrich Hörnschemeyer. Der Unterschied zu 2013 ist wesentlich höher. Damals waren es nach seinen Angaben noch 2490 Personen.

Das Bundesverwaltungsamt zählte 2015 für den Zeitraum bis einschließlich Oktober bereits 4817 Personen, für das letzte Quartal liegen noch keine abschließenden Daten vor. Jedoch geht man bei der Behörde ebenfalls davon aus, dass bis Jahresende insgesamt mehr als 6000 Aussiedler einreisen werden. Für die Vorjahre kommt das Bundesverwaltungsamt auf Zahlen, die geringfügig von denen aus Friedland abweichen. Die Differenz kommt laut Hörnschemeyer durch unterschiedliche Erfassungsmethoden und -zeitpunkte zustande. "Wir zählen Personen, wenn sie im Lager Friedland mit einem Aufnahmebescheid ankommen." In der Regel dauere es etwa zehn Tage, bis die Neuankömmlinge einen Registrierschein erhalten. Erst dann erfasse das Bundesverwaltungsamt sie - zum Jahresende hin könne es dadurch Abweichungen geben.

Nachweis von Deutschkenntnissen

Vor allem aber werden in Friedland nicht nur die Deutschstämmigen selbst sowie ihre Ehegatten und Angehörigen als "Aussiedler" gezählt, sondern auch sogenannte sonstige Familienangehörige. "Das sind beispielsweise Stiefkinder und Ehegatten von mitgereisten erwachsenen Kindern, die später häufig ihren Ausländerstatus behalten", so Hörnschemeyer. Diese werden beim Bundesverwaltungsamt nicht als Aussiedler in der Statistik geführt.

Die meisten Aussiedler kommen wie in den Vorjahren aus Russland und Kasachstan, sagte Hörnschemeyer. Ein kleinerer Teil stamme aus Kirgistan und der Ukraine. Die meisten Einreisenden haben bereits Verwandtschaft in der Bundesrepublik. Anders als früher müssen Aussiedler jetzt schon im Herkunftsland in einer Prüfung nachweisen, dass sie über Grundkenntnisse der deutschen Sprache verfügen.

Im Jahr 1990 hatte die Zahl der Aussiedler in Deutschland mit knapp 400.000 einen Rekord erreicht. Danach war sie kontinuierlich gesunken. Im Jahre 2012 hatte es den absoluten Tiefstand gegeben: Damals zählte das Bundesverwaltungsamt 1817 Personen. Seit einer Änderung des Bundesvertriebenengesetzes im Herbst 2013 steigt die Zahl jedoch wieder. Grund ist die Erleichterung des Nachzugs von Familienangehörigen. Das Lager Friedland ist für die Aufnahme von rund 700 Menschen konzipiert. In diesem Jahr war die Einrichtung wegen der vielen Flüchtlinge teilweise vierfach überbelegt. Die Zahl der Asylbewerber, die in diesem Jahr im Lager Friedland das Aufnahmeverfahren durchlaufen, liegt mit etwa 20.000 deutlich höher als die der Aussiedler.

pab/sti (dpa)