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Zahl der Moskauer Toten steigt auf sechs

9. Dezember 2003

Der Anschlag in Moskau fordert ein sechstes Todesopfer. Vermutlich war das Parlament eigentliches Ziel des Attentats. Die Polizei fahndet nun nach einer Frau. Putin: "Territoriale Einheit" des Landes wurde angegriffen.

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Zerstörung nach der BombenexplosionBild: AP

Bei einem Selbstmordattentat in der Nähe des russischen Parlaments in Moskau sind am Dienstag (9.12.2003) sechs Menschen ums Leben gekommen. Zwei Tage nach dem Sieg Kreml-treuer Parteien bei der Wahl sprengte sich eine Frau auf einer belebten Straße am Manege-Platz in die Luft, wie die Polizei mitteilte. 14 Passanten wurden mit Knochenbrüchen und Schnittverletzungen in Krankenhäuser gebracht. Die Umstände der Tat in etwa 150 Metern Entfernung vom Parlamentsgebäude deuteten auf eine tschetschenische Spur hin.

Ferngezündete Sprengladung?

Nach Angaben von Passanten hatten sich eine oder zwei verdächtige Frauen kurz vor der Explosion erkundigt, wo das Gebäude der Staatsduma sei. Unter den Toten war eine Terroristin, die einen Sprengstoffgürtel trug. Berichte über eine zweite Terroristin unter den Toten wurden am Nachmittag dementiert. Im Tagesverlauf schrieb die Polizei eine weitere Frau "kaukasischen Aussehens im Alter von 40 bis 45 Jahren" zur Fahndung aus. Sie soll möglicherweise die Sprengladung am Körper ihrer Komplizin ferngezündet haben.

Präsident Wladimir Putin sagte, der Anschlag sei gegen die "territoriale Einheit des Landes" gerichtet gewesen. Bei der Parlamentswahl am Sonntag (7.12.2003) hatten die Kreml-nahen Parteien, die im Tschetschenien-Konflikt gegen Verhandlungen mit den Rebellen eintreten, eine deutliche Mehrheit errungen. Es war der zweite Selbstmordanschlag in Russland innerhalb von vier Tagen. Am Freitag kamen 44 Menschen bei einer Bombenexplosion in einem überfüllten Vorortzug im Nordkaukasus ums Leben.

Moskau im Fadenkreuz

Tschetschenische Selbstmordkommandos haben in den vergangenen 15 Monaten mehrfach die russische Hauptstadt heimgesucht. Anfang Juli 2003 hatten sich zwei tschetschenische Selbstmordattentäterinnen auf einem Moskauer Freiluft-Rockkonzert in die Luft gesprengt und 14 Menschen getötet. Wenige Tage später entdeckte die Polizei auf der Twerskaja-Straße eine weitere Frau mit Sprengstoff. Bei der Untersuchung der Bombe kam ein Spezialist des Geheimdienstes ums Leben. Im Oktober 2002 hatten 41 tschetschenische Terroristen, unter ihnen zahlreiche Frauen, mehr als 800 Besucher in einem Musicaltheater in ihre Gewalt gebracht. Bei der Erstürmung durch die Polizei nach drei Tagen kamen 129 Geiseln und alle Terroristen ums Leben. In den vergangenen Jahren starben fast 300 Menschen in Russland bei Terroranschlägen. Hinter den Anschlägen werden zumeist tschetschenische Rebellen vermutet. (kap)