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Zahl der Organspende-Willigen nimmt zu

2. Juni 2009

In Deutschland muss die Bereitschaft zu Organspenden in einem Ausweis dokumentiert werden. Kritiker sehen darin einen Grund für die geringe Zahl der Spender. Doch einer Studie zufolge steigt die Spendebereitschaft.

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Eine junge Frau zeigt einen Organspenderausweis (Foto: dpa)
Für viele Menschen ist das Thema Organspende noch ein TabuBild: Picture-Alliance /dpa

Fast jeder zweite Bundesbürger hat schon einmal daran gedacht, sich einen Organspendeausweise zu besorgen. Das geht aus einer repräsentativen Studie hervor, die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am Dienstag (02.06.2009) vorgestellt hat. Tatsächlich einen Spenderausweis ausgefüllt haben 2008 allerdings nur 17 Prozent der Befragten; immerhin mehr als 2001, als es noch zwölf Prozent waren.

Die Zahl der Organspender ging 2008 jedoch erstmals seit 2004 zurück. Bundesweit spendeten nur 1198 Menschen nach ihrem Tod schwer kranken Patienten ihre Organe. Das waren 8,8 Prozent weniger als noch 2007. Für die ersten vier Monate dieses Jahres (2009) meldete die Bundeszentrale eine Kehrtwende. Sie berief sich auf die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), nach deren Angaben die Spenderzahl gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 382 auf 425 gestiegen sei.

Organspendeaufklärung soll verstärkt werden

Ein Arzt hält ein Herz während einer Transplantation in der Hand (Foto: AP)
Spenderzahl erhöht sich durch WiderspruchsregelungBild: AP

Laut Studie der Bundeszentrale fühlen sich 50 Prozent der Befragten gut bis sehr gut über die Organ- und Gewebespende informiert. Als wichtigste Gesprächspartner für das oft als Tabuthema bezeichnete Organspenden wurden von zwei Dritteln der Befragten die Mediziner genannt. 2001 war das nur bei 59 Prozent der Fall. Eine wichtige Rolle spielt aber auch das Gespräch mit Partnern und Angehörigen.

"Dieser positive Trend muss weiter gestärkt und das Bewusstsein für die Bedeutung der Organspende in der Bevölkerung noch deutlich erhöht werden", forderte der Parlamentarische Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Rolf Schwanitz. Er kündigte an, dass die finanziellen Mittel für die Organspendeaufklärung der BZgA in diesem Jahr auf 1,5 Millionen Euro aufgestockt werden.

"Botschafter fürs Leben" gesucht

Ein Herz wird für eine Transplantation vorbereitet (Foto: AP)
4000 Menschen werden durch Organspenden gerettetBild: AP

Zum Tag der Organspende am 6. Juni hat die DSO erneut an die Bundesbürger appelliert, sich einen Organspendeausweis ausstellen zu lassen. Unter dem Motto "Werde Botschafter fürs Leben" ruft die Stiftungsinitiative "Fürs Leben" Menschen mit Spenderausweis auf, im Internet für das Organspenden persönlich zu werben.

Nach Angaben der Initiative werden pro Jahr 4000 kranke Menschen in Deutschland durch Organspenden gerettet, dreimal so viele Menschen stünden aber auf Wartelisten. In den vergangenen 45 Jahren wurden in der Bundesrepublik rund 94.000 Organe transplantiert.

Experten fordern Einführung der Widerspruchsregelung

Ärzte operieren einen Patienten an der Lunge (Foto: dpa)
Das Vertrauen in die ärztliche Beratung beim Thema Organspende steigtBild: dpa Zentralbild

In Deutschland muss die Bereitschaft zur Organentnahme in einem Spendeausweis dokumentiert werden. Dagegen kommt in Ländern wie Spanien, Österreich oder Belgien jeder Mensch als Spender infrage, der dem zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat.

Britische Forscher untersuchten den Einfluss der Gesetzeslage anhand der Entwicklung in Staaten, die die Widerspruchsregelung eingeführt haben. Ländervergleiche deuten daraufhin, dass diese Regel die Zahl der Spenderorgane um 25 bis 30 Prozent erhöht. In Deutschland kamen auf eine Million Einwohner duchschnittlich 14,6 Spender, in Großbritannien etwa 13 Personen. In Spanien dagegen lag der Wert deutlich über 34 Spender pro eine Million Einwohner.

Einige Experten fordern, auch in Deutschland die derzeit geltende Zustimmungsregelung zur Organspende durch eine Widerspruchslösung zu ersetzen, um dadurch höhere Spendenzahlen zu erreichen. (kis/mas/ap/dpa)