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Politik

Rekordtief bei Organspendern

13. Januar 2018

Noch nie gab es in Deutschland so wenige Organspender wie im vergangenen Jahr. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation bezeichnete die Zahlen als "zutiefst besorgniserregend". Experten appellieren an die Politik.

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Gewebebank: Herstellung humaner Herzklappen (picture alliance / Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck

Nachdem es 2016 bereits ein historisches Tief gegeben habe, sei die Zahl der Spender im Jahr 2017 noch einmal um knapp acht Prozent auf nur noch 769 gefallen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Dies gehe aus dem noch unveröffentlichten Jahresbericht der Stiftung Eurotransplant hervor.

Die Zahl der Spender, denen tatsächlich Organe entnommen wurden, lag demnach bei 9,3 pro Million Einwohner und somit unter der kritischen Marke von 10 pro Million Einwohner, die international als Voraussetzung für ein ernst zunehmendes Organspendesystem gilt. Die Zahl der transplantierten Organe von hirntoten Spendern fiel auf nur noch 2664, im Vorjahr waren es noch 2927 gewesen. Auch die Zahl der Lebendspenden sank von 659 im Jahr 2016 auf 620 im Jahr 2017. Gleichzeitig warten derzeit über 10.000 Patienten auf eine lebensrettende Transplantation. 

Die Situation sei "zutiefst besorgniserregend", sagte der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel. Von Jahr zu Jahr könne weniger Patienten mit einer Transplantation geholfen werden. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz beklagte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) ein fehlendes Interesse der Regierungsparteien an der Transplantationsmedizin. "Diese Dramatik kommt in den Sondierungsgesprächen für eine Neuauflage der großen Koalition mit keinem Wort vor", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Die Parteien ließen die betroffenen Menschen allein. Brysch forderte, den Spendermangel zu einem Thema bei den Koalitionsverhandlungen zu machen.

Deutschland gehört europaweit zu den Schlusslichtern

Mit dem neuen Niedrigststand von 9,3 Spendern pro Million Einwohner gehört Deutschland laut "SZ" endgültig zu den europäischen Ländern mit dem geringsten Aufkommen an  Organspendern. Nur Griechenland, Rumänien, Bulgarien und Albanien haben noch weniger Spender. Belgien kommt dagegen ebenso wie Kroatien auf mehr als 30 pro Million Einwohner, Spanien ist der langjährige weltweite Spitzenreiter und meldete für 2017 sogar 46,9 Spender pro Million Einwohner.

Deutschland profitiert von der höheren Spendenbereitschaft in anderen Ländern. Denn Herzen, Lebern und Nieren gelangten 2017 ebenso wie in den Vorjahren über den Eurotransplant-Verbund an deutsche Kliniken. Rund 200 zusätzliche Organe aus Belgien, den Niederlanden, Kroatien, Ungarn, Österreich und Slowenien erreichten Deutschland auf diese Weise.

sth/kle (afp, epd, kna)