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Zahl der Ungarndeutschen hat sich verdoppelt

6. August 2002

- Statistikbehörde stellt Volkszählungsergebnisse zu den Minderheiten vor

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Budapest, 5.8.2002, BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch

Insgesamt 314.060 ungarische Staatsbürger bezeichnen sich als Mitglied einer ethnischen Minderheit. Das geht aus den Ergebnissen der Volkszählung aus dem Frühjahr 2001 hervor. Am vergangenen Mittwoch stellte das Statistische Landesamt (KSH) die Resultate der Bereiche Minderheiten- und Religionszugehörigkeit vor. Bezeichneten sich 1990 noch 30.824 Bürger als Ungarndeutsche, so waren es jetzt 62.233. Immer mehr Angehörige der nationalen Minderheiten bekennen sich zu ihrer Abstammung.

Untersucht wurden die ethnische Zugehörigkeit, die Muttersprache, der Sprachengebrauch im Freundes- und Familienkreis und die Pflege von kulturellen Bräuchen und Werten. Obwohl die Beantwortung der Fragen freiwillig war, füllten knapp 95 Prozent der Bevölkerung die vorgesehenen Felder aus. Sie hatten die Wahl unter 13 Volksgruppen, die 1993 im Gesetz über die ethnischen Minderheiten anerkannt wurden.

Während die Zahl der Bürger, die eine andere Muttersprache als Ungarisch angaben, seit 1990 in etwa konstant blieb, war bei der kulturellen Identität ein starkes Wachstum zu verzeichnen. Den größten Sprung nach vorn machten dabei die Roma von 142.683 auf 190.046. Neben der Zunahme bei den Deutschen bekannten sich auch deutlich mehr Slowaken zu ihrer ethnischen Zugehörigkeit: 17.692 statt bisher 10.459. Sie überholten damit die bisherige Nummer drei unter den ethnischen Gruppen, die Kroaten.

Allerdings war auch bei ihnen eine Steigerung von 13.570 auf 15.520 festzustellen. Besorgniserregend ist nach Ansicht des KSH-Vorstands der Rückgang der Rumänen: ihre Zahl schrumpfte von 10.740 auf 7995. Die kleinste Minderheit ist die der Armenier mit 620 Mitgliedern.

Ernüchternd sind die Zahlen bei den Menschen, die das Idiom ihrer Volksgruppe auch als Muttersprache gelernt haben: Mit 135.788 hat nur die Hälfte der Minderheitenangehörigen ihre Sprache von Geburt an gelernt. Bei den Roma waren es 48.685, bei den Deutschen fiel die Zahl gegenüber 1990 von 37.511 auf 33.792. Immerhin gaben 53.040 Befragte an, mit Freunden und mit der Familie Deutsch zu sprechen - fast exakt so viele wie bei den Roma. Ein uneinheitliches Bild liefert die Pflege des Brauchtums. 129.259 Roma bekannten sich zur Volkstradition, die Deutschen erreichten hier mit 88.416 den höchsten Wert unter den vier Fragen - fast drei Mal so viele, wie es Muttersprachler gibt. Stark ist die Pflege auch bei den Slowaken mit 26.631 und den Kroaten mit 19.715.

KSH-Direktor Tamás Mellár präsentierte nicht nur den Statistikbericht zu den ethnischen Minderheiten, sondern auch die Übersicht zur Religionszugehörigkeit der Ungarn. 74 Prozent der Befragten hatten Auskunft gegeben und dabei insgesamt 260 verschiedene anerkannte Kirchen und Religionsgemeinschaften aufgelistet. Drei Viertel der Befragten sind Mitglieder der katholischen Kirche, wobei die römisch-katholische Ausrichtung mit 5,3 Millionen klar vor der griechisch-katholischen mit 269.000 liegt. 1,6 Millionen Ungarn sind Reformierte, 304.000 evangelisch. Lediglich 13.000 sind jüdischen Glaubens, von denen wiederum drei Viertel in Budapest wohnen. 1,4 Millionen derjenigen, die geantwortet haben, sind nicht Mitglied einer Kirche. Unter den jungen Ungarn befinden sich besonders viele Atheisten, während Juden die Religionsgruppe mit dem höchsten Altersschnitt sind: 52,6 Jahre. (...) (fp)