1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Zahme Löwen und gestutzte Adler bei WM

24. Juni 2010

Es sollte die WM Afrikas werden: Der ganze Kontinent freute sich auf Drogba, Eto'o und Co. Der Traum ist geplatzt - nur Ghana lässt noch Grund für Hoffnung auf einen afrikanischen Fußball-Weltmeister.

https://p.dw.com/p/O29I
Eto'o beim Spiel (Bild: AP)
Da hilft auch Eto'os Brüllen nichts: Die Kameruner Löwen sind rausBild: AP

Westafrikas Fußballwelt trauert. Am Ende hat alles nichts genutzt: Die Vuvuzelatröten nicht, der Voodoozauber nicht, und auch nicht die Tiernamen der Mannschaften. Sie sollten dem Gegner Furcht einflößen: Doch Algeriens Wüstenfüchse sind verjagt, Nigerias Super-Adler abgestürzt, Kameruns unbezwingbare Löwen ganz handzahm und die Elefanten der Elfenbeinküste bekamen von Brasiliens Selecao die Stoßzähne gezogen. Sie sind so gut wie ausgeschieden. "Das ist so schade, die Elfenbeinküste war ja ein Geheimfavorit für das Turnier, und wir sind alle sehr traurig", sagt Elefanten-Fan Sylvanus aus Abidjan. "Sie haben tapfer gespielt - aber das ist eben Fußball."

Würdiger Abgang

Didier Drogba gegen Brasilien (Bild: AP)
Der verletzte Didier Drogba gab sein BestesBild: AP

In der Elfenbeinküste sind die Fans zwar enttäuscht von Drogba, Touré und den anderen Spielern, aber es gibt viel Anerkennung für den Auftritt der Elefanten in der schweren Gruppe G mit Brasilien und Portugal. Ganz andere Töne kommen aus Nigeria oder Kamerun: Dort hagelt es nach dem "Aus" Kritik an den Fußballverbänden und an den Spielern. Zerstrittenheit und Korruption, Mangel an Disziplin und viel zu häufige Trainerwechsel, heißt es da. Kamerun allein kann zehn Übungsleiter in zehn Jahren vorweisen. Eine Handvoll Weltklassespieler wie Eto’o machen allein eben noch lange kein Team, sagt Christine aus Douala: "Man hatte den Eindruck, die haben gar nicht zusammengespielt. Das war, als hätten sich die Spieler erst auf dem Platz kennenlernen müssen. Die Löwen haben keine Krallen gezeigt, ich konnte nicht erkennen, dass sie eine Mannschaft sind."

"Jetzt sind wir alle Ghanaer"

Kinder mit Ghana-Trikot (Bild: Katrin Gänsler)
Die Afrikaner freuen sich über Ghanas Einzug ins AchtelfinaleBild: DW

Wehmütig denkt Christine an die WM 1990 in Italien, als die unbezähmbaren Löwen ihren Namen noch verdienten und sich dank Roger Milla bis ins Viertelfinale vorkämpften. So wie der Senegal bei der WM 2002, als erst in der Runde der letzten Acht Schluss war. Goldene Zeiten, die jetzt wiederkehren sollen: Bei der WM in Südafrika, der ersten auf afrikanischem Boden, muss Ghana es nun richten. Auf den Black Stars laste die Hoffnungen ganz Westafrikas - und zwischen Dakar und Douala seien sie ab sofort alle Ghanaer, sagt Fußball-Fan Sylvanus aus Abidjan. Afrika hält wenigstens beim Fußball zusammen. "Jetzt werden wir eben Ghana unterstützen, denn Ghanas Mannschaft ist stark, hat sehr gut gespielt und kann noch weit kommen. Ghana hat unserem Kontinent Ehre gemacht."

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Christine Harjes