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Massenprotest in Moldau

6. September 2015

Ein milliardenschwerer Bankenskandal lässt das Fass in der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau jetzt überlaufen. Das Land erlebte die größte Demonstration seiner Geschichte. Zehntausende zogen vor den Regierungssitz.

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Moldawien Massenproteste in Chisinau
Bild: Reuters/V. Korchmar

Die Polizei sprach von bis zu 40.000 Teilnehmern. Die Organisatoren der Kundgebung zählten dagegen mindestens 100.000 Menschen, die vor den Regierungssitz in der Hauptstadt Chisinau zogen. Nach dieser Zählung ist jeder 40. Moldawier gegen die Politik von Präsidenten und Regierung auf die Straße gegangen. Weniger als vier Millionen Menschen leben in dem kleinen Land, das vor allem von Landwirtschaft und Armut geprägt ist. Doch viele wollen sich mit den immer schlechter werdenden Lebensbedingungen nicht mehr abfinden. Erst recht nicht, seitdem im moldawischen Finanzsystem mal so eben eine Milliarde Dollar versickert ist.

"Bring die Milliarde zurück"

Viele der Teilnehmer skandierten deshalb "Bring die Milliarde zurück". Eine Forderung an die Adresse von Präsident Nicolae Timofi. Die Summe entspricht immerhin einem Achtel der Wirtschaftskraft des Landes. Die Unterschlagung des Geldes schickte die Landeswährung Leu auf Talfahrt, trieb die Inflation in die Höhe und senkte den ohnehin niedrigen Lebensstandard der Moldawier weiter. Der Skandal wirft ein Schlaglicht auf die weit verbreitete Korruption und den Einfluss extrem reicher Oligarchen. Sie haben die wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes, das zwischen Rumänien und der Ukraine liegt, unter sich aufgeteilt.

Demonstranten wollen weiter Druck machen

Gegen diese Wirtschaftsmagnaten richtete sich auch der Zorn der meisten Demonstranten, aber auch die pro-europäische Regierung des erst im Juli angetretenen Ministerpräsidenten Valeriu Strelet geriet in die Kritik. Er wurde zum Rücktritt aufgefordert. Allerdings schwenkten viele Demonstranten europäische Flaggen, um zu zeigen, dass sie nicht gegen den Europa-Kurs der Regierung sind. Die Organisatoren drohten damit, die Massenproteste solange fortzusetzen, bis ihre Forderungen erfüllt seien. Strelet trat schließlich vor das Regierungsgebäude und erklärte, er werde die Forderungen prüfen.

bri/djo (rtr, dpa)