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Zeichen für Weltoffenheit in Dresden

26. Januar 2015

Dresdner Bürger machen aus der symbolträchtigen Montagsdemo ein Fest für Toleranz – im Widerspruch zur Pegida-Bewegung. Auch in anderen Städten bleiben die Pegida-Gegner auf Kundgebungen in der Überzahl.

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Herbert Grönemeyer in Dresden (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S.Kahnert

Unter dem Motto "Offen und bunt" haben Zehntausende Dresdner mit einem Open-Air-Konzert vor der Frauenkirche für Weltoffenheit demonstriert und ein Zeichen gegen die islamkritischen Aufmärsche in ihrer Stadt gesetzt. Der Sänger Herbert Grönemeyer (Artikelbild) zeigte Verständnis für Politikverdrossenheit. Er warnte zugleich aber davor, den Islam zum Feindbild zu erklären. "Das geht gar nicht. Das ist auch völlig undemokratisch", sagte der 58-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Auf dem Programm standen unter anderem Auftritte von BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken sowie von den Bands Keimzeit und Silly. Auch der Dresdner Schauspieler und Sänger Jan Josef Liefers hat seine Teilnahme zugesagt. Initiiert wurde das Konzert vom Verein "Dresden - Place to be", der sich seit 2014 für ausländische Arbeitnehmer und Studenten einsetzt, die zeitweilig oder endgültig in Dresden leben. Insgesamt sind rund 250 Musiker und Künstler aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligt.

Viele Stars

Die Organisatoren zeigten sich überwältigt von deren Engagement. Viele Stars hätten in kürzester Zeit zugesagt. Um eine klare Position für Toleranz und Mitmenschlichkeit beziehen zu können, seien Termine abgesagt und umgebucht worden, hieß es. Zwischen den Auftritten der Künstler wurden Videobotschaften von Dresdnern eingespielt, aber auch von eingeschüchterten Flüchtlingen.

Das Bündnis aus Bürgern und Künstlern der Stadt reagierte damit auf die seit Wochen anhaltenden "Pegida"-Demonstrationen. Erst am Sonntag hatte die asyl- und islamfeindlichen Bewegung in Dresden nach Polizeiangaben 17.300 Menschen zu einer Demonstration auf dem Theaterplatz versammelt. Ihnen standen etwa 5.000 Gegendemonstranten gegenüber.

Finanziert wurde das Dresdner Montags-Konzert ausschließlich aus Spenden. Die Musiker spielten ohne Gage. Für Bühnentechnik, Hotel- und Reisekosten war ein sechsstelliger Betrag notwendig. Bis zum Sommer sollen weitere Großveranstaltungen Dresdner Bürger und Künstler für Weltoffenheit folgen.

Große Demonstration in Frankfurt

In anderen Städten sahen sich am Montag Pegida-Anhänger mit größeren Gegenkundgebungen konfrontiert. Mehr als 10.000 Bürger demonstrierten nach Polizeiangaben auf dem Römerberg in Frankfurt am Main friedlich für Demokratie und Menschenrechte. In der Stadt Frankfurt, Heimat von Menschen aus 170 Nationen und 200 Sprachen, sei kein Platz für Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Hass zwischen den Religionen, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) angesichts der geplanten ersten Pegida-Demo in der Mainmetropole. Im Stadtzentrum marschierten zeitgleich etwa 60 Pegida-Anhänger auf.

In Berlin, Hannover und Braunschweig sorgte die Polizei dafür, dass die Lager nicht aufeinandertreffen. Auch hier waren die Pegida-Gegner deutlich in der Überzahl. In Bremen versammelten sich 7000 Menschen, um Zeichen für eine bunte und tolerante Stadt zu setzen. In Karlsruhe demonstrierten rund 1000 Menschen für Weltoffenheit und Toleranz.

kle/wl (dpa, epd, afp)