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Zehntausende starten in den Straßenkarneval

4. Februar 2016

Gebützt wird wie immer - aber auch abgetastet. Der Körperkontakt der Narren mit den Sicherheitskräften ist in diesem Jahr intensiver als sonst. Das Bundeskriminalamt gibt keine Entwarnung: Die Angst feiert mit.

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Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (Foto: Reuters)
Unbefangen fröhlich: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette RekerBild: Reuters/W. Rattay

Alles wie immer - und doch alles anders: Pünktlich um 11.11 Uhr hat am Donnerstag in den rheinischen Karnevalshochburgen der Straßenkarneval begonnen. In diesem Jahr allerdings findet das närrische Treiben an Weiberfastnacht und den folgenden Tagen vor allem in Köln unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt.

Dennoch zog es bei Regenwetter zehntausende Menschen auf die Straßen. Die Polizei sieht sich für die närrischen Tage gut gerüstet. Die Sicherheitskräfte seien "sehr gut vorbereitet", sagte Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies im ZDF-"Morgenmagazin". Die Polizei habe in der Stadt so viele Kräfte im Einsatz wie nie zuvor: 2000 Beamte und damit doppelt so viele wie im Vorjahr.

"Ausschreitungen nicht auszuschließen"

Polizisten am Alten Mark in Köln (Foto: dpa)
Zwei Polizisten auf einen Kölner Narren? Nicht ganz, aber doppelt so viele Beamte wie im Vorjahr.Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Mathies kündigte an, seine Behörde werde alles für einen reibungslosen Ablauf tun. Aber "natürlich" sei nicht auszuschließen, "dass es zu Ausschreitungen kommt". Dann werde die Polizei rasch eingreifen, sagte Mathies. "Wir werden alles daran setzen, dass sich nicht nur die Frauen an Weiberfastnacht, sondern alle, die hier friedlich feiern wollen, sehr sicher fühlen können."

Mit Blick auf mögliche Anschläge von Terroristen gab das Bundeskriminalamt (BKA) für die Karnevalszeit eine nüchtern-offen formulierte Stellungnahme ab. Es lägen derzeit "keine Erkenntnisse über ein direkt bevorstehendes Ereignis" vor, so das BKA. Als Entwarnung wollte die Behörde dies aber keineswegs verstanden wissen. Die Gefährdungslage in Deutschland sei unabhängig vom Karnevalsgeschehen "unverändert hoch".

"Es war wunderbar!"

Sicherheitskontrolle vor einer Kölner Bierhalle (Foto: Reuters)
Mehr Körperkontakt als sonst, aber rein dienstlich: Sicherheitskontrolle vor einem Kölner BrauhausBild: Reuters/W. Rattay

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker drängte etwaige Befürchtungen demonstrativ in den Hintergrund: Sie freue sich, dass alle unbefangen feierten. Für Reker selbst war es eine Premiere: In diesem Jahr eröffnete sie zum ersten Mal als Stadtoberhaupt den Straßenkarneval. "Es war wunderbar", sagte sie danach im WDR.

Auch in den Karnevalshochburgen Düsseldorf und Mainz gelten strenge Sicherheitsmaßnahmen. Die Behörden ziehen damit die Konsequenz aus den massenhaften sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln und der Sorge vor Terroranschlägen. Die Weiberfastnacht ist der Auftakt des Straßenkarnevals, der mit den großen Umzügen am Rosenmontag seinen Höhepunkt erreicht.

Sturm auf die Rathäuser

Jecken in Köln (Foto: dpa)
Gute Stimmung trotz Schmuddelwetter: Narren in KölnBild: picture-alliance/dpa/M. Hitij

In Baden-Württemberg starteten viele Narren in den "Schmotzigen Dunschtig". Das heißt auf hochdeutsch keineswegs "schmutziger Donnerstag". Vielmehr geht die Bezeichnung auf den alemannischen Ausdruck "Schmotz" für Fett oder Schmalz zurück.

Die Menschen bereiten traditionell Schmalzgebackenes wie Küchle, Krapfen, Waffeln oder Pfannkuchen zu. "Schmotz" kann aber auch "Kuss" bedeuten - nicht nur im Rheinland wird an diesem Tag vielerorts "gebützt", also auf die Wange geküsst. In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht befreien die Narren traditionell Schulen und Kindergärten, stellen bunt geschmückte Narrenbäume auf und stürmen die Rathäuser.

jj/gri (dpa, afp)