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Zeitschrift WPROST warnt vor rechtsradikaler Gefahr in Polen

27. November 2002

- In der neuen politischen Bewegung vereinigen sich ehemalige Kommunisten, Ultrakatholiken und Oppositionelle

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Posen, 24.11.2002, WPROST, poln.

Im April 2000 haben sich einige Personen am Sitz der Partei Polnische Demokratische Richtung (SD) in Warschau getroffen wie z.B. Ryszard Gontarz, der Historiker Professor Peter Rania der Vertreter der Volkspartei Jan Engelgard, der Historiker Andrzej Leszek Szczesniak, der ehemalige katholische Aktivist Janusz Zablocki sowie der Rechtanwalt Ryszard Parulski, Professor Stefan Kurowski und der Sänger Leszek Czajkowski. Nicht dabei war der als Redner eingeladene Professor Kazimierz Kakol, der im kommunistischen Polen die Leitung des Amtes für Religionen innehatte. Dafür nahm aber ein namentlich nicht genannter Vertreter von Radio Maria an diesem Treffen teil, das vom Patriotischen Verband Wola-Bemowo (zwei Warschauer Stadtteile) und vom Verein des Polnischen Gedenkens organisiert wurde. Die Diskussion war dem Kampf gegen die Juden und Freimaurer gewidmet.

Dieses Treffen am Hauptsitz der Partei SD war eines von vielen. Auf der Diskussion darüber, dass das Konzentrationslager Auschwitz kein Vernichtungslager war, sprachen die Historiker Dariusz Ratajczak, Ryszard Bender und Peter Rania. Am 30. August 2002 hielt Professor Jan Robert Nowak in der Kirche der Heiligen Brigitte in Gdansk (Danzig) eine Vorlesung über die Juden und Freimauer. Am 19. April demonstrierte der Abgeordnete der Partei Liga Polnischer Familien Zygmunt Wrzodak mit dem Sekretär des Verbandes Radikale Antikommunistische Bewegung Pawel Godawa vor der israelischen Botschaft in Warschau. Zu dieser besonderen Gesellschaft gehören aber auch die Vertreter der Volkspartei in Polen wie z.B. Boleslaw Tejkowski, Janusz Bryczkowski, Boguslaw Rybicki und Bogdan Poreba, der ehemalige Vorsitzende des Patriotischen Verbandes Grunwald.

Was verbindet nun den ehemaligen Leiter des kommunistischen Amtes für Religionen Kazimierz Kakol, dessen Aufgabe unter anderem darin bestand, die katholische Universität in Lublin zu bekämpfen, mit Professor Ryszard Bender, der an dieser Universität lehrt? (...)

Im Lager der National-Radikalen vereinigen sich die ehemaligen kommunistischen Apparatschiks mit den ehemaligen Oppositionellen und den Ultrakatholiken. Aus dieser bisher informellen Koalition, die sich auf die Partei der Liga der Polnischen Familien, den Sender Radio Maria und antisemitische Gruppierungen stützt, kann eine echte neue rechtsextremistische Partei entstehen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen weiteren Versuch, eine kleine, marginale und unbedeutende Gruppe zu bilden, sondern um ein großes politisches Potential. (...)

In diesem Kreis der frustrierten Fremdenfeindlichen gibt es sowohl seltsame Ansichten als auch Gestalten. Was sie zusammenführt, sind ihre Abneigung gegen Fremde und gegen den Beitritt Polens zur EU sowie ihre Missbilligung der Globalisierung. (...).

Kann sich jedoch das Lager der National-Radikalen (ONR) in eine bedeutende politische Kraft verwandeln? Stefan Niesiolowski sagt mit Recht, dass diese Leute keine Nationalen sind, weil die Nationalen polnische Patrioten seien. Diese Leute sind Feinde der Republik Polen.

Die ONR kann bestimmt auf die einheimischen Antisemiten zählen. Jeder Fünfte Pole ist nach Untersuchungen des Institutes OBOP der Meinung, dass Juden die Medien beeinflussen. Jeder dritte Befragte vertritt die Ansicht, dass Juden die Wirtschaft und die Politik Polens sehr negativ beeinflussen. Die anhaltende Wirtschaftsflaute trägt dazu bei, dass die Zahl der Unzufriedenen wächst, die den Nährboden für Demagogie, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus bilden.

Das polnische Recht verbietet zwar theoretisch rechtsradikale und rassistische Parteien. Es stellt aber keine praktischen Mittel zur Verfügung, um solche Parteien aufzulösen. Es besteht also die Gefahr, dass wir zu spät aufwachen. (Sta)