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Zemans Behauptungen über "Missverständnisse" widerlegt

25. Februar 2002

- Aufnahmen der Rede beweisen, dass die umstrittenen Aussagen richtig widergegeben wurden

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Prag, 21.2.2002, RADIO PRAG, deutsch

Trotz der Klarstellung der Aussagen des tschechischen Premiers Milos Zeman für die israelische Zeitung Haaretz haben die umstrittenen Aussagen weitere Folgen. Aufnahmen seines zweiten Interviews von demselben Tag für das israelische staatliche Fernsehen Channell 2 halten fest, dass Premier Zeman Jassir Arafat tatsächlich mit Adolf Hitler verglichen hat. Dieses Interwiev wollte Zeman nicht kommentieren.

Die israelische Zeitung "Haaretz" zitierte am Montag (18.2.) Äußerungen von Milos Zeman, in denen dieser Arafat mit Hitler verglichen haben soll und laut denen Israel den Palästinensern mit Aussiedlung drohen sollte, wenn diese die Vorschläge Israels nicht akzeptieren. Zeman sagte dann zur Erleichterung mancher europäischen Politiker sowie der EU, sein Interview wäre falsch interpretiert worden. Für das zweite Programm des israelischen Fernsehens sagte Zeman allerdings dasselbe wie für "Haaretz". Auf die Frage: "Wollen Sie andeuten, dass es zwischen Hitlers Drittem Reich und der palästinensischen Selbstverwaltung eine Ähnlichkeit gibt?" antwortete Zeman wie folgt:

"Selbstverständlich ja. Definieren wir vor allem Terrorismus. Dies ist meiner Meinung nach eine politische Bewegung, die Zivilopfer als ein Instrument zu politischen Zwecken verwendet."

Abschließend bemerkte das israelische Fernsehen: Wir beenden also dieses Interview mit dem Schatten von Adolf Hitler, der mit zwei Ähnlichkeiten über uns hängt: Jörg Haider einerseits und Jassir Arafat andererseits. Darauf entgegnete Zeman:

"Lassen Sie mich mit einem englischen Slogan abschließen. Wenn etwas wie eine Ente aussieht, wie eine Ente geht, wie eine Ente klingt und wie eine Ente schmeckt, dann ist es eine Ente."

Zu diesem Interview will sich Zeman nicht äußern. Die Oppositionsparteien - Christdemokraten und Freiheitsunion - sind im Unterschied zur Europäischen Union mit Zemans Auslegung seiner Aussagen nicht zufrieden und betrachten diese für bloße Ausreden. Deshalb fordern sie ihn auf, sofort von seinem Posten zurückzutreten. "Milos Zeman ist nicht imstande, die Tschechische Republik weiter zu repräsentieren. Seine Erklärungen wirken unglaubwürdig", sagte die Vorsitzende der Freiheitsunion Hana Marvanova mit der Aufforderung zum Rücktritt. Proteste gegen Zemans Äußerungen kamen auch aus anderen Ländern. Ägypten hat den kommenden Staatsbesuch Zemans in Kairo abgesagt, die Liga der Arabischen Staaten hat die Erklärung Zemans gleich abgelehnt und formell gegen seine Aussagen protestiert. (fp)