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Muslime kritisieren deutschen Syrien-Einsatz

5. Dezember 2015

Die Bundeswehr-Beteiligung am Krieg gegen den "IS" in Syrien ist nach Ansicht des Zentralrates der Muslime in Deutschland das falsche Rezept gegen den Terror. Auch die christlichen Kirchen sehen den Einsatz skeptisch.

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Aiman Mazyek Foto: picture-alliance/dpa/Jensen)
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland: Aiman MazyekBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Die beste und stärkste Waffe gegen den Terror sei ein Stopp von Waffenlieferungen, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" nach der Entscheidung des Bundestags, sich an dem Militäreinsatz in Syrien zu beteiligen. Seiner Ansicht nach müssen die Regionalmächte an den Verhandlungstisch gezwungen werden. Durch ein starkes Versöhnungs- und Friedenskonzept müsse eine Perspektive des Lebens und nicht des Elends und Kriegs aufgezeigt werden. "Damit trocknen wir Terror und Diktatur weltweit am besten aus", so Mazyek in der Samstagsausgabe der Zeitung.

Er bezeichnete das Entstehen der Terrormilizen IS und Al-Kaida als "Ergebnis einer völlig falsch gelaufenen Kriegspolitik". Sie sei einer der Gründe dafür, dass es heute "absolut perverse und extremistische Ausformungen von mutmaßlichen Muslimen" gebe, sagte Mazyek mit Verweis auf den Irak-Krieg. "Wir haben Krieg gesät, und es sind Flüchtlinge und Terror gekommen."

"Militärisches Abenteuer"

Auch in der katholischen Kirche gibt es Zweifel, ob der militärische Einsatz in Syrien richtig ist. Der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, Bischof Heinz-Josef Algermissen, bezeichnete den Bundeswehreinsatz als "militärisches Abenteuer" ohne absehbares Ziel und Ende. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich beunruhigt. Die Krise sei allein mit Gewalt nicht zu lösen. "Ohne langfristige Idee wird es keinen Frieden geben."

Zustimmung unter Bedingungen

In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt es keine einheitliche Position. Ihr Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm machte ein Ja zum Militäreinsatz von der Aussicht auf Erfolg abhängig: "Wenn ich davon überzeugt wäre, dass diese Maßnahmen in Syrien und Irak die Waffen von Bürgerkriegsparteien und IS-Mördenbanden zum Schweigen bringen und den Nährböden des Terrorismus austrocknen könnten, dann würde ich sie befürworten", sagte der bayrische Landesbischof.

Eindeutiger ist da die Position der badischen Landeskirche. Ihre Leitung rief zum Verzicht auf einen deutschen Militäreinsatz in Syrien auf. Der Bundestagsbeschluss folge einer Logik, "durch militärische Gewalt mehr Sicherheit herzustellen", heißt es in einer Stellungnahme.

fab/ml (dpa, epd, kna)