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Pianist von Weltformat

23. Mai 2011

Der Vergleich mit Lang Lang gefällt dem chinesischen Pianisten Zhang Haiou nicht. Dabei hat auch Zhang das Zeug zum Weltstar. Kürzlich spielte er im Beethovenhaus Bonn die anspruchsvollen Klavierstücke von Franz Liszt.

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Zhang Haiou (Foto: Zhang Haiou)
Chinas Pianist Zhang Haiou ist ein neuer Stern am internationalen MusikhimmelBild: Haiou Zhang

An einem Steinway-Flügel auf der Bühne im Kammermusiksaal des Bonner Beethovenhauses sitzt Zhang Haiou und spielt Franz Liszt, die Augen geschlossen. Mit viel Gefühl, mal spielerisch, mal mit explosionsartiger Kraft interpretiert er die anspruchsvollen Klavierstücke. "Wenn ich die Augen aufmache, fühle ich mich zu nah an der Realität. Das möchte ich vermeiden", erklärt Zhang. Er erlebe die Musik von Impressionisten wie Claude Debussy, Maurice Ravel oder eben Franz Liszt als sehr weit entfernt von der Wirklichkeit. "Und diese Unwirklichkeit möchte ich spüren."

"Üben gehört dazu, ein Leben lang"

Der Pianist Zhang Haiou am Flügel im Konzert mit Orchester (Foto: Zhang Haiou)
Mit geschlossenen Augen der Wirklichkeit entfliehenBild: Haiou Zhang

Zhang Haiou ist erst 25 Jahre alt und hat schon die Bühnen der Welt erobert. Sein Klavierspiel sorgt für Gänsehaut. Die Kritiker schwärmen für den Pianisten aus Peking, der in Hannover studiert hat und heute dort lebt. Dabei hat Zhang Haiou erst mit acht Jahren angefangen, Klavier zu spielen - relativ spät für einen Pianisten von Weltformat. Zum Vergleich: Der berühmte chinesische Pianist Lang Lang begann schon mit drei Jahren, Klavier zu spielen. Während viele Stars aus China, seien es Künstler oder Sportler, mit großem Drill von ihren Eltern zum Üben gezwungen werden, hat Zhang Haiou immer freiwillig und mit großem Spaß Klavier gespielt. "Ich habe natürlich nicht wenig geübt. Ich denke, das Üben gehört immer dazu. Das gilt ein ganzes Leben lang. Aber so wahnsinnig viel wie manche anderen habe ich auch nicht getan", erzählt er.

"Es gibt keinen Vergleich"

Lang Lang (Foto: dpa)
Der chinesische Klaviervirtuose Lang Lang: "Ganz anderer Künstler-Typ"Bild: dpa

Jeder Pianist, der aus China stammt, wird mit Weltstar Lang Lang verglichen. So bezeichnen die Medien Zhang Haiou auch häufig als "den zweiten Lang Lang". Zhang Haiou mag diesen Vergleich jedoch nicht: "Wir sind völlig unterschiedliche Künstler-Typen. Ich kenne Lang Lang seit ich elf oder 12 Jahre alt bin. Wir haben in Peking zusammen studiert. Da gibt es keinen Vergleich."

Es ist die präzise Vorbereitung, die Zhang Haious Stil prägt. Der junge Pianist hört alle möglichen Interpretationen eines Komponisten, bevor er anfängt zu üben. Zusätzlich lese er sehr viel über den Komponisten und das Stück, erklärt der Pianist. "Ich stelle mir immer vor, wie das Werk klingen soll. Ich wiederhole dann viel und versuche wieder und wieder, dieser Vorstellung zu entsprechen."

Inzwischen ist Zhang Haiou nicht mehr nur Pianist. Obwohl er noch sehr jung ist, gibt er Meisterkurse für junge Pianisten an der State University of New York und der University of Toronto. Im vergangenen Jahr gründete er das "Haiou Zhang International Music Festival" in Buxtehude bei Hamburg. Dorthin lädt er renommierte Orchester- und Kammermusikensembles ein, aber auch junge begabte Künstler.

Autor: Christoph Ricking

Redaktion: Ana Lehmann