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Zockerparadies Griechen-Anleihen

Hannes Breustedt, dpa-AFX28. November 2012

Griechenland will eigene Anleihen auf dem Ramschmarkt zurück kaufen. Ob das angesichts des hohen Risikos funktionieren wird, ist fraglich. Spekulanten sollen auf jeden Fall abgeschreckt werden.

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Eine Roulette Kugel in der Spielbank in Stuttgart (Foto: dapd)
Symbolbild Roulette Glückspiel mit KugelBild: dapd

Die Endlos-Rettung Griechenlands ist um ein Kapitel reicher. Nachdem die internationalen Geldgeber sich auf einen Plan geeinigt haben, mit einem Maßnahmenpaket die akuten Finanzlücken Athens zu schließen und die Schuldenquote langfristig zu drücken, wird über die einzelnen Schritte diskutiert. Fragen wirft insbesondere das Programm zum Schuldenrückkauf auf.

Durch einen Rückkauf der eigenen Anleihen an den Finanzmärkten könnte sich Athen den Wertverfall der eigenen Schuldverschreibungen zunutze machen. Da Investoren die Kreditwürdigkeit des Lands äußerst kritisch sehen, werden die Anleihen massiv unter ihrem ursprünglichen Ausgabepreis gehandelt. Wenn es gelingen würde, einen ausreichenden Teil der Papiere deutlich unter Nennwert zu erwerben, könnte Griechenland seinen Schuldenberg spürbar reduzieren.

Wundersame Schuldenreduzierung

Für die Rückkaufaktion, die Griechenland noch diese Woche auf den Weg bringen will, sollen gut zehn Milliarden Euro in die Hand genommen werden. Das nötige Geld soll auf verschiedenen Wegen zusammenkommen, unter anderem aus der nächsten Hilfsrate.

"Private Gläubiger halten noch griechische Staatsanleihen mit einem Nominalwert von 67 Milliarden Euro", rechnet Chefvolkswirt Jörg Krämer von der Commerzbank vor. Unter der Annahme, dass die Hälfte der Gläubiger bereit wäre, ihre Anleihen zu einem Abschlag von 70 Prozent zu verkaufen, würde dies die griechischen Staatsschulden um gut 23 Milliarden Euro reduzieren. "Das entspräche zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes und wäre damit substanziell", so Krämer.

Zweifel an hoher Beteiligung

Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung des Programms sei fraglich, ob es auf eine hohe Resonanz stoßen wird, sagt Experte Sebastian von Koss vom Bankhaus HSBC Trinkaus. "Zum einen darf an der Bereitschaft gezweifelt werden, sich von den Anleihen zu Kursen knapp über den aktuellen Preisen zu trennen." Aufgrund der hohen Anzahl neuer Anleihen wäre die Teilnahme an einem Rückkauf zudem mit hohen Transaktionskosten verbunden. "Beide Umstände sprechen für eine geringe Teilnahmequote."

Um Spekulanten abzuschrecken, die in der vergangenen Woche bereits im großen Stil auf Rückkäufe gezockt hatten, soll der Umtauschpreis nicht höher sein als der Kurs am vergangenen Freitag. Das bedeutet, Anleger würden nicht mehr als 30 bis 35 Cent je Euro Nennwert erhalten. Die Kurse der griechischen Staatsanleihen sind über einen längeren Zeitraum gesehen durch die Krise so stark gesunken, dass sie nur noch rund ein Drittel vom Ausgabepreis wert sind. Im Zuge der Diskussion über ein mögliches Rückkaufsprogramm waren sie vor der Einigung bereits deutlich gestiegen.

Wer behält die Nerven?

Auch wenn die Risiken bei griechischen Anleihen auch mittel- bis langfristig weiter hoch bleiben dürften, halten Finanzmarktexperten den Umtauschpreis für nicht besonders attraktiv. Viele Anleger könnten deshalb die Zeit aussitzen, bis die Anleihen fällig werden und in voller Höhe zurückgezahlt werden müssen. Nach Bekunden der Eurogruppe, Griechenland nicht Pleite gehen zu lassen, hatten sich etliche mit den Staatspapieren eingedeckt und kassieren in der Zwischenzeit die hohen Zinsen.