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Zschäpe ohne Vertrauen in Verteidiger

16. Juli 2014

Überraschung im NSU-Prozess: Die mutmaßliche Rechtsterroristin und Hauptangeklagte Beate Zschäpe entzieht ihren Verteidigern das Vertrauen.

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Porträt von Beate Zschäpe (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa

Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat ihren drei Verteidigern überraschend das Vertrauen entzogen. Das teilte der Vorsitzende Richter im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München, Manfred Götzl, mit. Die laufende Vernehmung des Zeugen Tino Brandt wurde abgebrochen. Götzl setzte das Verfahren bis zum kommenden Dienstag aus. Der Vorsitzende Richter forderte Zschäpe auf, bis Donnerstag die Gründe für den Vertrauensentzug näher darzulegen. Nach seinen Worten ließ Zschäpe ihm die Entscheidung über einen Polizisten mitteilen.

Ist Zschäpes Aussageverhalten der Grund?

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa soll sich Zschäpe mit ihren Verteidigern über ihr Aussageverhalten uneins sein. Offenbar will sie sich Fragen des Gerichts stellen. Bislang hatte Zschäpe konsequent geschwiegen.

Bundesanwalt Herbert Diemer sagte am Randes des Prozesses vor Journalisten, man müsse abwarten, wie die Angeklagte ihren Schritt begründet. "Wir werden dann Stellung abgeben", sagte Diemer.

Gericht muss über Antrag entscheiden

Nach Angaben eines Sprechers der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ist eine Entpflichtung der drei Pflichtverteidiger Zschäpes durch das Gericht nur möglich, wenn das Vertrauensverhältnis "endgültig und nachhaltig erschüttert" wäre. Entsprechende Anträge der Angeklagten seien in großen Strafverfahren durchaus üblich, ihnen werde aber nur in seltenen Ausnahmefällen stattgegeben. Sollte das Münchner Oberlandesgericht dem Antrag Zschäpes folgen, müsste es neue Pflichtverteidiger bestimmen. Dass das Verfahren neu aufgerollt werden müsse, sei nicht zu erwarten, sagte der Sprecher.

Zschäpe soll zusammen mit den beiden Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt die Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gebildet haben. Dem NSU werden unter anderem zehn Morde und zwei Bombenanschläge angelastet, Tatmotiv soll Ausländerhass gewesen sein. Der unerkannt im Untergrund agierende NSU flog erst auf, nachdem sich Mundlos und Böhnhardt nach einem missglückten Banküberfall Anfang November 2011 das Leben nahmen.

cr/uh (dpa, afp)