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Zugunglück durch menschliches Versagen?

10. Februar 2016

Ein Bahnmitarbeiter habe vermutlich eine "verhängnisvolle Fehlentscheidung" getroffen, so das "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Bei dem Unglück wurden zehn Menschen getötet, es wird niemand mehr vermisst.

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Rettungskräfte an der Unglücksstelle bei Bad Aibling (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Bei dem Zugunglück nahe Bad Aibling in Oberbayern sind nach jüngsten Behördenangaben zehn Menschen ums Leben gekommen. Meldungen, es würde noch ein Fahrgast vermisst und dieser sei ebenfalls tot, wurden am Morgen korrigiert. Auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim waren am Dienstagmorgen zwei Nahverkehrszüge frontal ineinander gerast.

Möglicherweise Fehler im Stellwerk

Nach Informationen des Redaktionsnetzwerks, dem mehr als 30 Tageszeitungen in Deutschland angehören, führte eine Fehlentscheidung eines Fahrdienstleiters im Stellwerk von Bad Aibling zu dem Unglück. Der Bahnmitarbeiter habe das automatische Signalsystem ausnahmsweise außer Kraft gesetzt, um einen verspäteten Triebwagen noch "quasi von Hand durchzuwinken", berichtet das Netzwerk unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Der Triebwagen hätte, um dem entgegenkommenden Zug auszuweichen, rechtzeitig einen sogenannten Begegnungspunkt erreichen müssen. Dort ist die eingleisige Strecke zweigleisig ausgebaut. Der Triebwagen habe dies jedoch nicht geschafft. Trotzdem habe der entgegenkommende Zug grünes Licht bekommen, so das Redaktionsnetzwerk.

Auch die Deutsche Presse-Agentur hat nach eigenen Angaben aus zuverlässiger Quelle erfahren, das das Unglück durch menschliches Versagen ausgelöst worden ist. Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd wollte sich zu diesen Berichten nicht äußern. Die Ermittlungen würden noch viel Zeit in Anspruch nehmen, die Spezialisten hätten mit ihrer Ermittlungsarbeit "gerade erst begonnen", sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP. Am Mittwoch sollten die Ermittlungen "sehr aufwändig fortgesetzt" werden. Dabei würden auch "verschiedene Gutachter" und "Spezialisten von der Kriminalpolizei" zum Einsatz kommen.

Sicherheitssytem kürzlich überprüft

Nach Angaben von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt wird die Strecke mit Hilfe des "Punktförmigen Zugbeeinflussungssystems" kontrolliert. "Ein System das" - so der CSU-Politiker - "automatisch dafür sorgen soll, dass das Aufeinandertreffen von Zügen nicht stattfindet, indem Züge zwangsgebremst werden, wenn sie unberechtigt auf einer Strecke sind, Signale überfahren oder Ähnliches". Auf der Unfallstrecke war das System erst in der vergangenen Woche kontrolliert worden - alles schien einwandfrei.

Die Rettungs- und Bergungsarbeiten gestalteten sich extrem schwierig, weil die Unglücksstelle in einem Waldstück an einer Hangkante neben dem Flüsschen Mangfall liegt. Am Mittwoch soll damit begonnen werden, die Zugwracks mit schwerem Gerät zu entfernen. Rund 700 Rettungskräfte kümmerten sich um die Verletzten. Helikopter brachten die Schwerverletzten in Krankenhäuser.

Es ist das schlimmste Zugunglück in Deutschland seit Januar 2011. Damals starben zehn Menschen, als ein Nahverkehrszug bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt mit einem Güterzug zusammenstieß. In Bayern gab es ein noch schlimmeres Unglück im Jahr 1975, als bei Warngau zwei Eilzüge frontal zusammenstießen und 41 Menschen starben.

wl/jj (dpa, afp, haz.de)