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Zum 450. Todestag von Adam Riese

26. März 2009

Adam Riese ist lange tot - sein mathematisches Vermächtnis lebendig. Warum steht sein Name nach 450 Jahren noch immer für eine richtige Rechenlösung? Warum rechnen asiatische Völker noch heute mit seiner Methode?

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Adam Riese, deutscher Rechenmeister (1492-1559)
Müllersohn und RechenrieseBild: Adam-Ries-Bund e.V

Ganz einfach – weil Adam Riese das Rechnen einfach machte. Rasch ein paar Linien auf ein Tuch oder ein Brett gezogen, ein paar Rechenpfennige – oder Steinchen – auf oder zwischen die Linien gelegt und los geht´s.

Das macht nach Adam Riese....

Adam Riese, deutscher Rechenmeister (1492-1559). (Photo: Adam-Ries-Museum)
Adam Ries, 58 Jahre alt.Bild: Adam Ries Museum

Vierstellige Zahlen lassen sich nach Adam Riese mühelos zusammenzählen, voneinander abziehen, teilen oder mit einander mal nehmen - durch sinngemäßes Verschieben und Aufheben der Pfennige. Kinderleicht und genial. So genial, dass die Kaufleute und Händler es gar nicht mehr sein lassen konnten mit der Rechenschieberei. Auf ihren Handelsreisen steckten sie ihre Geschäftspartner mit ihrer neuen Rechenlust an. So gelangte das deutsche Gütesiegel "nach Adam Riese" bis nach Asien. Wo es noch heute angewandt wird.

Kleine Brötchen backen und viel Geld scheffeln

Adam Ries deutscher Rechenmeister
Tabellen für den BrotpreisBild: Adam Ries Museum

Als der Rechenriese klein war, hieß er gar nicht Adam Riese, sondern Adam Ries. Im Jahr 1492, als Amerika entdeckt wurde, kam er im fränkischen Bad Staffelstein als Sohn des Müllers und Ratsmitgliedes Ries zur Welt. Das Geklimper der Münzen auf dem Markt vor seinem Elternhaus begleitet seine Kindheit. Während die Marktfrauen lautstark um den richtigen Preis für einen Laib Brot feilschen, guckt er genau hin auf die Waagen und die Gewichte. Schnell stellt er fest, dass die Gewichte nicht genormt sind, eine richtige und gerechte Berechnung des Brotpreises also gar nicht möglich war. Sollte er deshalb rund 30 Jahre später seine berühmten "Brotordnungen" für verschiedene sächsische Städte veröffentlichen – Tabellen für die Errechnung des richtigen Brotpreises?

Im Mathe-Fieber

In der Zeit, in der Adam heranwuchs, erfand sich die Welt gerade neu. Alles schien möglich. Das Mittelalter neigte sich dem Ende zu, die Renaissance begann. Der Geldhandel kam auf und stützte die wachsende Wirtschaft und Bildung des Volkes. Selbst die Künstler entdeckten die mathematischen Regeln von Perspektive und Proportion für sich. Auch Adam ließ sich von seiner Zahlenliebe immer weiter treiben – zunächst nach Erfurt, wo er mit offenen Armen aufgenommen wurde.

„Rechenung auff der linihen“

Rechenbuch von Adam Ries, deutscher Rechenmeister (1492-1559)
Rechenbuch von Adam RiesBild: Adam Ries Museum

In Erfurt veröffentlichte Adam Ries mit 26 Jahren sein erstes Rechenbuch, das er „Rechenung auff der linihen“ nannte. Es erklärt das Rechnen mit Rechenpfennigen auf einem Rechenbrett, auf dem waagerechte und senkrechte Linien gezogen sein, auf einem sogenannten „Abakus". Geholfen hat dem Müllersohn dabei der humanistische Universitätsgelehrte Georg Stortz aus Erfurt. Er gestattete dem Mathematik-Fan die Benutzung seiner umfangreichen Bibliothek.

Rechenriese und Bestseller-Autor

Schon Adam Rieses zweite Veröffentlichung 1522 wird ein Bestseller – mit 116 Auflagen. Einfach und einleuchtend beschreibt er Addition, Subtraktion, Division und Multiplikation, aber auch das Rechnen mit der Feder auf Papier - der Durchbruch für die Verwendung indisch-arabischer Ziffern im Alltag. „Practica“, ein weiteres Buch kommt erst Jahrzehnte später, 1550, heraus. Es vergrößert den Ruhm des Zahlenjongleurs und enthält Beispiele zur praktischen Anwendung der Mathematik im täglichen Leben, beim Kauf von Vieh, dem Vergleich von Gewichten oder Wechseln von Geld beispielsweise.

Hofarithmeticus und Mathe-Star

Wohnhaus von Adam Ries, in Annaberg-Buchholz / Erzgebirge
Wohnhaus von Adam RiesBild: Adam Ries Museum

Zu diesem Zeitpunkt arbeitet Adam Ries bereits in der Bergbau-Verwaltung von Annaberg, betreibt eine Rechenschule, ist in Personalunion Steuereintreiber, Landvermesser sowie Münzsachverständiger und "Churfürstlich Sächsischer Hofarithmeticus“. Nur seine "Coß“, eine Abhandlung über den damaligen Stand der Algebra, wird zu seinen Lebzeiten nicht gedruckt: das Vermächtnis eines Mathematikgenies, das vor 450 Jahren, am 30. März 1559, in Annaberg stirbt, aber bis heute im Volksmund weiterlebt - als einer der größten Rechenmeister Deutschlands.