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Zurück nach Europa

Lothar Martin12. März 2009

Vor zehn Jahren trat die Tschechische Republik der NATO bei. "Ein symbolischer Moment", erklärte der damalige Außenminister Jan Kavan. Doch nicht nur Symbolik ließ Tschechien 1999 beitreten.

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Fußgängerzone in Karlsbad (Foto: DPA)
Fußgängerzone in KarlsbadBild: dpa

Der NATO-Beitritt sei ganz im Sinne des Leitgedanken der politischen Wende von 1989 gewesen, meint der Politikwissenschaftler Jan Eichler vom Institut für internationale Beziehungen in Prag. "Zurück nach Europa" hieß es damals. Fast zehn Jahre seien seit Beendigung des Kalten Krieges vergangen, und im mittel- und osteuropäischen Raum habe man damals von einem Sicherheitsvakuum gesprochen, so Eichler weiter.

Vorherrschende Meinung: NATO bringt Sicherheit

Gruppenbild auf einem NATO-Treffen in Vilnius (Foto: AP Photo/Mindaugas Kulbis)
Seit zehn Jahren gehört Tschechien mit auf das Gruppenbild der NATO-Konferenzen (Archivfoto: 2008)Bild: AP

"Auf einmal fehlte irgendeine Verankerung und man hatte keine Sicherheitsgarantien. Es überwog die Meinung, diese Sicherheitsgarantien innerhalb der NATO zu bekommen und als Mitglied der Allianz unsere Anbindung zum Westen zu bestätigen", erklärt der Politologe.

Es habe jedoch noch einen zweiten Grund gegeben, der Politiker wie Ex-Präsident Vaclav Havel oder den damaligen Innenminister Jan Ruml den tschechischen Beitritt zur NATO forcieren ließen, wie Eichler meint. "Sie haben in der Tat gesagt, der Beitritt sei die Bestätigung, dass wir nicht mehr zur sowjetischen beziehungsweise russischen Einflusssphäre gehören. Und viele argumentierten auch damit, dass wir Sicherheiten gegen die eventuelle Rückkehr Russlands zu einer Großmachtpolitik benötigen."

"Eine Alternative gab es nicht"

Die Mehrzahl der Tschechen ist der Meinung, dass der vor zehn gemachte Schritt der richtige war, so auch der Journalist Josef Kubeczka: "Eine Alternative gab und gibt es nicht."

Einige jungen Tschechen, die ihr Land lieber in einer neutraleren Rolle sehen würden, halten Kubeczka entgegen, dass das alles völliger Unsinn sei, sogar eine Utopie, die keine Substanz habe. "Es sei undenkbar in der heutigen Zeit neutral zu sein", erläutert der Journalist, deren Arguemntation.

Insgesamt zufrieden

Blick auf den Wenzelsplatz in Prag (Foto: dpa)
Viele Tschechen halten den Beitritt zur NATO für richtigBild: dpa

Politikwissenschaftler Eichler ist der Auffassung, dass Tschechien gleich zu Beginn der NATO-Mitgliedschaft auch eine Schattenseite der Bündniszugehörigkeit kennen gelernt habe. Während der "Operation Allied Force" sei man quasi an der Bombardierung von Objekten im ehemaligen Jugoslawien beteiligt gewesen; einem befreundeten Land, über das viele Tschechen in den Westen geflüchtet sind.

Insgesamt aber dürfe Tschechien zufrieden sein mit der Bilanz der ersten zehn NATO-Jahre, resümiert der Wissenschaftler: "Die Mitgliedschaft im Bündnis hat uns in der Nato als solche aber auch unter den NATO-Ländern unstrittig geholfen. Und während dieser zehn Jahre haben auch wir uns ganz sicher nie als ein problematisches Mitglied der NATO gezeigt."