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Aufatmen in Athen

28. Februar 2012

Griechenland darf aufatmen nach der Verabschiedung des zweiten Hilfspakets im Deutschen Bundestag. Doch die deutschen Politiker haben es den Griechen diesmal nicht leicht gemacht, berichten die griechischen Medien.

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Euro Rettungsschirm (Foto: DW)
Rettungsschirm für GriechenlandBild: Fotolia/Michael Wolf

"Das griechische Hilfspaket zieht Merkels Mehrheit in Mitleidenschaft“ kommentiert die auflagenstärkste griechische Tageszeitung TA NEA. In ihrem Korrespondentenbericht aus Berlin wird darauf hingewiesen, dass die Bundeskanzlerin auf die Stimmen der Opposition angewiesen war, um das zweite Rettungspaket für Griechenland durch den Bundestag zu bringen. Beachtung findet auch die Tatsache, dass der deutsche Innenminister Friedrich Ausstiegsszenarien für Griechenland verbreitet. "Nicht nur euroskeptische Abgeordnete der CSU und der Liberalen proben den Aufstand. Diejenigen, die schon längst für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone plädierten, haben mittlerweile einen Verbündeten in der Regierung von Angela Merkel", mahnt der Berliner Korrespondent von TA NEA.

"Grünes Licht für den neuen Kredit vom deutschen Parlament", berichtet die Athener Tageszeitung ETHNOS sachlich und unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Oppositionsparteien. Hingewiesen wird auf die starke Kritik seitens der SPD, der Grünen und der Linken, die im neuen Sparpaket eine Wachstumsperspektive für die griechische Wirtschaft vermissen würden, so die Athener Zeitung.

Angela Merkel in Bundestag wöhrend der Abstimmung über Griechenland-Hilfspaket II (Foto: Karlheinz Schindler)
Angela Merkel in Bundestag wöhrend der Abstimmung über Griechenland-Hilfspaket IIBild: dapd

Eine letzte Chance

"Die Abstimmung im Deutschen Bundestag war sehr wichtig für Griechenland und sendet auch eine deutliche Botschaft an Länder wie Österreich und Holland, die demnächst auch über das zweite Hilfspaket abstimmen werden", meint Panagiotis Ioakeimidis, Professor für europäische Studien an der Universität Athen im Athener TV-Sender SKAI. Er sagt aber auch: "Die Eliten Deutschlands wollen Griechenland retten und in der Euro-Zone halten, aber sie denken mittlerweile auch an negative Szenarien, sie ziehen nämlich die Möglichkeit in Erwägung, dass Griechenland es nicht mehr schafft und somit nicht nur den Bankrott, sondern auch seinen Austritt aus der Eurozone erklärt." Das zweite Hilfspaket sei die letzte Chance für Griechenland, das Land müsse jetzt mit Strukturreformen vorankommen und dadurch unter Beweis stellen, dass es sich die Mitgliedschaft in der Eurozone verdient hat, mahnt der griechische Professor für europäische Studien.

"Die deutschen Abgeordneten haben Zweifel, ob Griechenland wirklich mit den längst fälligen Strukturreformen vorankommt", berichtet der TV-Sender ANTENNA. Doch sie stimmen erst einmal für das zweite Hilfspaket, denn, so der Journalist von ANTENNA in Berlin, sie hätten Angst, dass ein Bankrott Griechenlands auch das stärkste Land Europas in Mitleidenschaft ziehe und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo die deutsche Wirtschaft vor Kraft strotze - trotz der Krise.

Demonstrant mit griechischer Fahne am Abend vor Parlament in Athen (Foto: DPA)
"Die Eliten Deutschlands wollen Griechenland retten"Bild: picture alliance/Robert Geiss

"Wir sind alle Griechen"

Besonders gerührt zeigten sich griechische Journalisten und Kommentatoren von der Rede der linken Abgeordneten Heike Hänsel. "Wir sind alle Griechen", hatte Hänsel am Montag (27.2.) im Deutschen Bundestag gesagt, dazu noch auf Griechisch! Damit schlug sie einen ganz anderen Ton an als der ehemalige Wirtschaftsminister Brüderle, der die Griechen mahnte, sie sollten "Maß halten". Auch dieser Gegensatz wird in griechischen Medien stark thematisiert.

Die hohe Politik hält sich erst einmal mit Kommentaren zurück. Wohl auch deswegen, weil sie im Moment mit sich selbst beschäftigt ist, angesichts der für Ende April erwarteten Neuwahlen in Griechenland.

Autor: Jannis Papadimitriou

Redaktion: Zoran Arbutina