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Zuwanderer beklagen Diskriminierungen

1. August 2012

Migranten in Deutschland machen überdurchschnittlich oft die Erfahrung, dass sie im Alltag ungerecht behandelt werden - so das Ergebnis einer aktuellen Befragung. Ein "Warnsignal", glaubt die Antidiskriminierungsstelle.

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Ausländer in Wohnheim (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ZB

Menschen mit ausländischen Wurzeln fühlen sich in Deutschland fast doppelt so oft benachteiligt wie Bürger ohne Migrationshintergrund. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die die Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Sachverständigenrat für Migration in Berlin vorstellten. Die meisten "Benachteiligungserfahrungen" gab es demzufolge bei Ämtern und Behörden sowie auf dem Arbeitsmarkt. Ein Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland war nicht auszumachen.

So berichte rund ein Fünftel der Migranten von Benachteiligungen am Arbeitsmarkt, wobei sich Menschen türkischer Herkunft mit 31 Prozent, Zuwanderer aus Afrika, Asien und Lateinamerika mit 33 Prozent und hiervon insbesondere Muslime zu 38 Prozent überdurchschnittlich häufig diskriminiert fühlten. Ähnlich hohe Werte wurden der Studie zufolge im Bildungssektor festgestellt, wo sich 29 Prozent der Schüler und Studenten türkischer Herkunft sowie 36 Prozent der Muslime aus Afrika und Asien zurückgesetzt fühlten. Auch die Umgangsformen in Ämtern wie Arbeitsagenturen und Ausländerbehörden wurden von vielen Zuwanderern als diskriminierend empfunden. Die Studie lässt allerdings ausdrücklich offen, ob die Klagen auf tatsächliche Benachteiligungen zurückzuführen sind oder lediglich auf eine erhöhte Sensibilität der Befragten.

Insgesamt berichteten 42 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund von Fällen, in denen sie sich ungerecht behandelt fühlten. Bei Befragten ohne Migrationshintergrund waren es lediglich 24 Prozent.

Schulungen und anonymisierte Bewerbungsverfahren

Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, sprach von einem "Warnsignal". Sie empfahl den Behörden, ihre Mitarbeiter im Umgang mit ethnischer Vielfalt weiter zu schulen und auf eine sprachlich vielfältige Zusammensetzung des Personals zu achten. Gegen Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt riet sie zur Einführung anonymisierter Bewerbungsverfahren, die keine Rückschlüsse auf die ethnische Herkunft der Kandidaten zulassen. Die Vorsitzende des Sachverständigenrates für Migration, Christine Langenfeld, betonte: "Der Abbau von Diskriminierung ist für den Zusammenhalt der Gesellschaft entscheidend."

Christine Lüders (Foto: dpa)
Christine LüdersBild: picture-alliance/dpa

Für die Untersuchung waren mehr als 9200 Menschen in verschiedenen deutschen Ballungszentren befragt worden - drei Viertel von ihnen kamen aus Zuwandererfamilien.

wa/sti (dpa, epd)