1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Zwangsräumung in Rio

9. April 2010

Nach den verheerenden Erdrutschen in den Elendsvierteln von Rio haben die Behörden tausende Bewohner umgesiedelt. Mehr als 200 Menschen sind nach tagelangen Regenfällen von Schlammlawinen verschüttet worden.

https://p.dw.com/p/MrPp
Helfer (Foto: ap)
Mittlerweile finden die Helfer fast nur noch Tote unter dem SchlammBild: AP

Zahlreiche Hütten in den Favelas von Rio sollen "vorsichtshalber zerstört werden", sagte Bürgermeister Eduardo Paes am Sonntag (11.04.2010). Nach tagelangen Regenfällen könne das Risiko weiterer Erdrutsche nicht ausgeschlossen werden. In den stark gefährdeten Gebieten an den steilen Hängen der Millionenstadt leben nach Angaben der Behörden etwa 10.000 Menschen. Bis sie in neue neugebaute Wohnungen umziehen können sollen die Familien monatliche Mietzuschüsse von umgerechnet 103 Euro erhalten.

Helfer trägt Baby (Foto: ap)
Ein kleines Wunder: Einige Kinder konnten lebend gerettet werdenBild: AP

Armut wird zum Verhängis

Auto unter Schlamm (Foto: ap)
Der Schlamm hat alles unter sich begrabenBild: AP

Seit Beginn der Unwetter am Montag starben in der Umgebung von Rio de Janeiro offiziell 224 Menschen, die Zahl könnte aber weiter drastisch steigen. Hauptsächlich betroffen sind die Ärmsten der Armen: In den Elendsviertels wurden die notdürftigen Behausungen der Menschen einfach vom Wasser weggespült oder vom Schlamm mitgerissen. "Erst durch Armut werden aus Unwettern Katastrophen", sagte ein Referatsleiter von Caritas International. Rund 14.000 Menschen wurden durch die Unwetter obdachlos.

Schlamm-Lawinen durch Abholzung

Bagger bei Nacht (Foto: ap)
Die ganze Nacht hindurch suchten die Helfer nach ÜberlebendenBild: AP

Es ist ein Teufelskreis: Die armen Menschen holzen die Berghänge ab, um ihre Häuser zu bauen und zu heizen. Die Abholzung der Berghänge aber hat zur Folge, dass die Erde keinen Halt mehr hat und bei Regen schnell nachgibt. Lawinenartige Erdrutsche sind die Folge.

Wut auf Behörden

In den Armensiedlungen wächst die Wut auf Brasiliens Behörden. Denn nach den letzten schlimmen Erdrutschen wurden den Menschen Umsiedlungen versprochen. "Sie versprechen uns immer wieder dasselbe, aber nur nach solchen Dramen", schimpfte ein Anwohner.

Weinende Frauen (Foto: ap)
Die Anwohner stehen unter Schock - viele haben Verwandte verloren und sind obdachlosBild: AP

Auch Zeitungen nahmen die Katastrophe zum Anlass für Kritik: "Wo ist der Notfallplan?" titelte die Zeitung "O Globo". "Unwettertragödien wiederholen sich seit 40 Jahren und die Behörden reagieren nicht." Brasiliens Präsident Lula da Silva machte die Baubehörden für das Unglück verantwortlich. Die Bauvorschriften müssten strenger sein, sagte er. Was dann aber mit den Bewohnern passiert, die sich anderswo Bauland nicht leisten können, ließ er offen.

Autorin: Anna Kuhn-Osius/Anne Herrberg (ap, dpa, afp, rtr)

Redaktion: Miriam Klausner