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Zwei Dortmunder treffen gegen Deutschland

6. September 2011

Ein mittelmäßiges Fußballspiel bringt Deutschland ein Unentschieden bei EM-Mitausrichter Polen. Ein glückliches Ergebnis: Polen hatte die DFB-Elf am Rande einer Niederlage. Erst in der Nachspielzeit fiel der Ausgleich.

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Spielszene Zweikampf Robert Lewandowski gegen Simon Rolfes (Foto: dpa)
Polens Robert Lewandowski - Torschütze zum 1:0Bild: picture-alliance/dpa

Verkehrte Welt in Danzig: Nachdem es zwei Polen, den im Nachbarland geborenen deutschen Nationalstürmern Lukas Podolski und Miroslav Klose, nicht gelungen war, gegen den EM-Mitausrichter von 2012 ein Tor zu erzielen, brachten zwei Dortmunder, nämlich die beiden beim Deutschen Meister Borussia Dortmund beschäftigten polnischen Nationalspieler Robert Lewandowski und Jakub "Kuba" Blaszczykowski, die deutsche Elf an den Rand einer Niederlage. Erst in der Nachspielzeit verhinderte Stürmer Cacau mit seinem Treffer zum 2:2 (0:0)-Endstand die erste Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen das Nachbarland.

Polnisches Tor wie vernagelt

Genau 276 Tage vor dem EM-Start am 8. Juni 2012 sahen 40.000 Zuschauer in der neuen EM-Arena von Danzig ein Fußballspiel, in dem der Gastgeber bissiger und engagierter war und in dem die zahlreichen Torchancen vor allem durch eine Vielzahl von Unkonzentriertheiten und unnötigen Fehlern in den Abwehrreihen zustande kamen. Die deutsche Mannschaft spielte von Beginn an ihre Stärken im Kombinationsspiel aus und kam früh zu guten Chancen. In der 5. Minute rettete Polens überragender Keeper Wojciech Szczesny per Fußabwehr gegen Klose, wenig später war der Schlussmann des FC Arsenal mit beiden Fäusten zur Stelle, als Kapitän Philipp Lahm vom linken Strafraumeck abzog (9.).

Bundestrainer Joachim Löw stützt die Ellenbogen auf eine Werbebande vor der Trainerbank und stütz das Kinn ab (Foto: dpa)
"Es muss nicht immer alles funktionieren"Bild: picture-alliance/dpa

Ein Stellungsfehler von Innenverteidiger Per Mertesacker bescherte den Hausherren durch den Kölner Slawomir Peszko die erste Chance (11.), doch Manuel Neuer-Vertreter Tim Wiese konnte mit dem Fuß klären. Als Peszko in der 27. Minute von Rechtsverteidiger Christian Träsch nicht zu halten war, hatte Wiese Glück. Der Schuss ging nur ans Außennetz. Auf der Gegenseite verpasste Toni Kroos frei vor Szczesny das sicher scheinende 0:1 (31.), der nachsetzende André Schürrle trat vor dem leeren Tor am Ball vorbei. Kurz vor der Pause wuchs Szczesny erneut über sich hinaus, als er nacheinander Schüsse von Podolski und Klose entschärfte (42.).

Turbulente Schlussphase mit zwei Toren

Neun Minuten nach Wiederbeginn wurde die deutsche Mannschaft für ihr schwaches Defensivverhalten bestraft. Nach einem Foul an Dariusz Dudka im Strafraum ließ der italienische Schiedsrichter Daniele Orsato Vorteil laufen, der herangeeilte Lewandowski setzte sich gegen Jerome Boateng und Simon Rolfes durch und drückte den Ball über die Linie (54.). Dann sorgte Arkadiusz Glowacki mit einem Foul am eingewechselten Thomas Müller indirekt für den Ausgleich. Kroos verwandelte den Strafstoß sicher (68.). In der Nachspielzeit holte Wiese den heranstürmenden Pawel Brozek von den Beinen. Blaszczykowski verwandelte den Elfmeter sicher zum 2:1 (90. + 1) und die Polen glaubten sich bereits als sichere Sieger, bevor Cacau mit dem Abpfiff erneut zurückschlug (90. + 4). Polen hatte in der Schlussphase nach einer Gelb-Roten Karte für Glowacki (81.) nur noch zehn Akteure auf dem Rasen.

Klose verstolpert gegen die bereits am Boden liegenden Szczesny und Glowacki (Foto: dpa)
Klose verstolpert gegen die bereits am Boden liegenden Szczesny (l.) und GlowackiBild: picture-alliance/dpa

"Gut war, dass wir nach zweimaligem Rückstand zurückgekommen sind", lobte Bundestrainer Joachim Löw anschließend und zeigte sich ob der Fehler seiner Verteidiger nachsichtig. "Das sind Lernprozesse. Es muss ja in den Testspielen nicht alles funktionieren." Nicht zufrieden sein konnte Löw vor allem mit Rechtsverteidiger Christian Träsch, der den angeschlagenen Benedikt Höwedes vertrat, aber wiederholt vom Kölner Slawomir Peszko überlaufen wurde und damit immer wieder für gefährliche Situationen vor dem deutschen Tor sorgte.

Auch die Chancenverwertung der Stürmer ließ zu wünschen übrig. Klose, Podolski und Schürrle vergaben zahlreiche gute Chancen. "Ich bin verärgert. Ich hätte gerne getroffen", meinte Klose. "Man hat heute gesehen, dass das eine oder andere nicht gepasst hat. Das können wir besser." Bester Spieler der Partie war Polens Schlussmann Szczesny, der gegen seine "Landsleute" Klose und Podolski mehrfach in höchster Not rettete und der auch in der zweiten Halbzeit einem schönen Fernschuss von Schürrle noch an die Querlatte lenkte.

Italien und Spanien bei der EM, Frankreich muss zittern

Neben dem Testspiel der Deutschen in Polen ging es für zahlreiche Mannschaften auch um wichtige Punkte in der EM-Qualifikation. Dabei haben Ex-Weltmeister Italien und Welt- und Europameister Spanien vorzeitig das Ticket für die Fußball-Europameisterschaft 2012 gesichert. Die Azzurri feierten in Florenz einen 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Slowenien. Dem Weltmeister von 2006 ist mit 22 Punkten der 1. Platz der Qualifikationsgruppe C nicht mehr zu nehmen. Giampaolo Pazzini erzielte in der 85. Minute den Siegtreffer für die Italiener. Titelverteidiger Spanien feierte einen lockeren 6:0 (3:0)-Erfolg gegen Liechtenstein. Alvaro Negredo (33./37. Minute), Xavi (44.), Sergio Ramos (52.) und David Villa (60./79.) erzielten die Tore.

Nur noch theoretisch von Platz eins zu verdrängen ist Vize-Weltmeister Niederlande nach seinem 2:0 (1:0)-Sieg in Finnland. Kevin Strootmann (29.) und der eingewechselte Luuk de Jong (90.+3) sorgten für den achten Sieg im achten Spiel. Fast durch ist auch England nach einem 1:0 (1:0) gegen Wales. Im Wembley-Stadion tat sich der haushohe Favorit gegen den Nachbarn zwar schwer, ein Treffer von Ashley Young (35.) reichte aber zum Heimsieg. Bei zwei noch ausstehenden Spieltagen beträgt der Vorsprung auf Montenegro sechs Punkte. Die Konkurrenz im Nacken spürt dagegen wieder Frankreich. Die Equipe Tricolore kam in Rumänien nicht über ein 0:0 hinaus, Bosnien-Herzegowina rückte durch das 1:0 (0:0) gegen Weißrussland bis auf einen Punkt heran. Der ehemalige Wolfsburger Zvjezdan Misimovic traf erst in der 87. Minute.

Autor: Andreas Sten-Ziemons
Redaktion: Olivia Fritz