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"Horrornachmittag" in Bad Säckingen

7. Mai 2016

Das vorzeitige Ende eines idyllischen Tages. In Bad Säckingen hat ein 84-Jähriger die Kontrolle über sein Auto verloren und ist in eine Menschengruppe gerast. Die Folge: zwei Tote, mehr als 20 Verletzte.

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Auto rast in Menschenmenge Bad Säckingen
Bild: picture-alliance/dpa/S.Ertler

Es ist ein warmer Samstag in Bad Säckingen, die Sonne hat zahlreiche Passanten in die Fußgängerzone gelockt. Die Menschen essen Eis, bummeln durch die Straßen - doch der Frühsommertag in der Kurstadt in Baden-Württemberg wird jäh unterbrochen: Ein 84-Jähriger kommt mit seinem Auto von der Straße ab und rast in eine Menschenmenge vor einem Straßencafé. Der Mann hatte statt der Bremse das Gaspedal durchgedrückt. Der Unfall kostet zwei Menschen das Leben. Eine 63-Jährige stirbt noch an der Unfallstelle, ein Mann erliegt im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Viele weitere Menschen werden verletzt, einige von ihnen schwer.

Ursache war ein Fahrfehler

Die Fußgängerzone der kleinen Stadt nahe der Schweizer Grenze verwandelt sich daraufhin in ein Einsatzzentrum. In den schmalen Gassen, in denen Passanten kurz zuvor noch den Vormittag genossen haben, stehen nun Polizeibeamte, Feuerwehrleute, Sanitäter und ein Kriseninterventionsteam aus dem nahegelegenen Waldshut. Über Bad Säckingen fliegen mehrere Rettungshubschrauber, zahlreiche Sirenen sind zu hören. Erst nach und nach wird auch der Hergang des Unfalls klarer: Ein Fahrfehler sei die Ursache, heißt es bei der Polizei.

Das Auto des 84-Jährigen habe stark beschleunigt und mehrere Tische auf der Terrasse des Cafés umgefahren. Warum der 84-Jährige in der Fußgängerzone unterwegs war, ist noch unklar. Nach derzeitigem Stand habe er dafür auch keine Berechtigung gehabt, sagte ein Polizeisprecher. Etwa fünf Menschen müssen mit Rettungshubschraubern schwer verletzt in umliegende Krankenhäuser gebracht werden. Zudem gibt es zahlreiche Leichtverletzte - ihre genaue Anzahl war zunächst noch nicht bekannt. "Wir gehen von insgesamt etwa 20 Verletzten aus", sagte der Polizeisprecher.

Die Ecke, an der sich der Unfall ereignete, wird von den Einsatzkräften mit einem Bauzaun und einer blauen Plane abgeschirmt. Als ein Sarg in einen goldfarbenen Wagen gebracht und abtransportiert wird, halten rund 40 Feuerwehrleute braune Decken als Sichtschutz in die Höhe.

Fahrtüchtigkeittests für Senioren?

Das Thema Fahrtüchtigkeit im Alter wird in Deutschland immer wieder kontrovers diskutiert. Erst kürzlich hatten Experten Testfahrten für ältere Autofahrer gefordert - gesetzlich verpflichtend und mit geschulten Beobachtern. Solche Überprüfungen seien aufschlussreicher als medizinische Tests. Handlungsbedarf gebe es, weil die Zahl älterer Fahrer wegen der demografischen Entwicklung stark zunehmen werde, hieß es in eimem kürzlich veröffentlichten Bericht der Unfallforschung der Versicherer.

Senioren haben geringe Unfallquote

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hatte generellen Fahrtests für ältere Autofahrer jedoch damals eine Absage erteilt. "Pflichttests für Senioren am Steuer wird es nicht geben", sagte der CSU-Politiker der "Bild am Sonntag". Sicheres Autofahren habe nichts mit dem Alter zu tun, deshalb sei die Fahrtüchtigkeit höchstens freiwillig zu prüfen. Dobrindt verwies demnach auf aktuelle Unfallstatistiken: Die Altersgruppe ab 65 Jahren verursache trotz ihres weit höheren Bevölkerungsanteils weniger Unfälle als die der 18- bis 24-Jährigen.

cgn/wl (afp, dpa)