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Zweifel an der Atomaufsicht

4. November 2012

18 Monate nach der Atomkatastrophe von Fukushima wird fraglich, ob über Sicherheitsstandards in japanischen Reaktoren tatsächlich unabhängig geurteilt wird. Hintergrund sind Zahlungen der Atomindustrie.

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A sign is pictured at the lobby of the Nuclear Regulation Authority office building in Tokyo October 18, 2012. Japan's new nuclear regulator will impose tighter safety standards for atomic plants, taking account of geological data in the earthquake-prone country, its head said on Thursday. Shuichi Tanaka, in an interview, also said his new body would have the authority to restart reactors idled since last year's Fukushima disaster once new safety standards were in place and met. Restarting such units is a key point in reducing the import bill for fossil fuels to produce electricity. To match Interview JAPAN-NUCLEAR/ REUTERS/Yuriko Nakao (JAPAN - Tags: POLITICS ENERGY BUSINESS)
Symbolbild Japan Atomkraft AtombehördeBild: Reuters

Konkret geht es um vier Mitglieder der japanischen Regierungskommission für Reaktorsicherheit. Die vier Experten erhielten Finanzmittel von Energieunternehmen oder aus der Atomindustrie, wie die zuständige Regierungsstelle in Tokio bestätigte.

Gelder vom Fukushima-Betreber

Demnach bekam Professor Akio Yamamoto von der Universität Nagoya in den vergangenen drei Jahren umgerechnet rund 260.000 Euro für die Forschung über Reaktoren. Etwa ein Viertel des an ihn gezahlten Geldes stammt von einer Tochterfirma des Unternehmens, das das havarierte Atomkraftwerk Fukushima betreibt.

Außerdem hätten drei weitere Mitglieder der Kommission Geld von der Atomindustrie bekommen, erklärte die Regulierungsbehörde. Das Gremium zur Festlegung von Sicherheitsstandards war erst in diesem Jahr eingerichtet worden, um der Atomaufsicht mehr Unabhängigkeit einzuräumen. Die Annahme der Gelder war zwar im Grundsatz legal, die Zahlungen werfen aber dennoch Fragen nach der Unabhängigkeit der Kommission auf.

Japan war im März 2011 von einem schweren Erdbeben erschüttert und von einem nachfolgenden Tsunami getroffen worden. Die Naturkatastrophe führte zu mehreren Kernschmelzen und Explosionen in der Atomanlage Fukushima. Große Mengen Radioaktivität wurden freigesetzt und gelangten in die Umwelt.

Kein Ende der radioaktiven Verseuchung in Sicht

18 Monate später leben immer noch mehr als 300.000 Menschen in provisorischen Unterkünften - weil ihre Häuser noch nicht wieder aufgebaut wurden oder weil die Umgebung nach wie vor radioaktiv verseucht ist.

Als Reaktion auf die folgenschwerste Reaktorkatastrophe der letzten Jahrzehnte und vor dem Hintergrund anhaltender Poteste in der Bevölkerung hat die japanische Regierung inzwischen den schrittweisen Ausstieg aus der Kernkraft beschlossen. Auch Deutschland hat einen entsprechenden Kurswechsel in der Energiepolitik vereinbart.

haz/kle (dapd, ap)