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Milliarden-Zweifel

23. September 2008

Während Regierung und Kongress noch uneinig über das 700-Milliarden-Hilfspaket sind, bleibt die Stimmung an den Börsen schlecht. Die EU geht davon aus, dass die Krise noch andauert und fordert Schutzmaßnahmen.

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Wall-Street mit Bankern(Quelle: AP)
Stürzt das Finanzsystem doch noch zusammen?Bild: AP

Der US-Aktienmarkt hat am Montagabend (23.09.2008) in New York mit deutlichen Verlusten geschlossen. Dazu trugen Zweifel an den hohen Kosten sowie der Wirksamkeit des US-Rettungspakets für die Finanzbranche bei. Die Anleger sind sich Händlern zufolge nicht sicher, ob die Maßnahmen ausreichen, die Lage an den Kreditmärkten zu entspannen.

Benzinpreistafel
Wieder steigender Ölpreis heißt auch wieder steigende Benzinpreise

Auch der wieder deutlich gestiegene Ölpreis drückte auf die Stimmung. Zeitweise kostete ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) über 130 US-Dollar. Händler führten den kräftigen Preisanstieg vor allem auf den wieder schwächeren Dollar zurück. Zudem seien Sachanlagen wie Rohöl oder auch Gold wieder als vermeintlich sicherer Hafen gefragt.

Der Leitindex Dow Jones verlor 3,27 Prozent auf 11.015,69 Zähler und büßte damit einen Teil seiner Ende vergangener Woche erzielten Gewinne wieder ein.

Noch keine Einigung über US-Hilfspaket

Die Beratungen über das milliardenschwere Rettungspaket für die kriselnde Finanzbranche dürften sich bis in die kommende Woche hinziehen. Die US-Regierung und der Kongress stritten am Montag erbittert um Details des Pakets, mit dem die Regierung in Washington einen Rettungsfonds für faule Kredite bilden will. Eine rasche Einigung war nicht in Sicht. Der einflussreiche Republikaner im Bankenausschuss des Senats, Richard Shelby, lehnte die jetzige Fassung ab und forderte die Prüfung von Alternativen. "Ich fürchte, dass der Vorschlag des Finanzministeriums weder durchführbar noch umfassend genug ist", teilte Shelby mit. "Meiner Meinung nach wäre es dumm, riesige Summen an Steuergeldern an einer Idee zu verschwenden, die hastig zusammengeschustert wurde."

Die demokratische Senatorin von New York, Hillary Clinton, forderte zudem die Schaffung einer Einrichtung, wie sie auch zur Bekämpfung der Großen Depression eingesetzt worden war. Diese soll den amerikanischen Bürgern zunächst ihre Hypotheken abkaufen und dann später weiterverkaufen, sagte Clinton.

EU fordert Schutzmaßnahmen

Als Konsequenz aus der schweren Krise des internationalen Finanzsystems hat der Präsident des Europaparlaments, Hans-Gert Pöttering, strengere Kontrollen gefordert. Er sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wir brauchen mehr Transparenz, wir brauchen mehr Kontrolle." Pöttering erklärte, er stimme Bundeskanzlerin Angela Merkel vorbehaltlos zu, wenn sie davon spricht, "dass wir die Finanzmärkte der Welt nicht dem freien Lauf überlassen dürfen". Nötig sei eine abgestimmte Reaktion der Europäischen Union.

Es sei erschreckend, dass die US-Regierung innerhalb kurzer Zeit Hunderte von Milliarden Dollar Steuergeld zur Verfügung stellen müsse, um in Not geratenen Banken und Versicherungen zu helfen. Solche Krisen müssten durch wirksame vorbeugende Maßnahmen verhindert werden, verlangte der Parlamentspräsident.

Die Bundesregierung hat klargestellt, dass Deutschland sich nicht an den von den USA geplanten 700-Milliarden-Dollar-Programm zur Stabilisierung der Finanzmärkte beteiligen wird.

"Marktkorrektur großen Ausmaßes"

Jean-Claude Trichet
Trichet: "Finanzkrise ist fortlaufender Prozess"Bild: AP

Die Finanzkrise dauert nach Auffassung von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet weiter an. "Ich würde sagen, es ist ein fortlaufender Prozess", sagte Trichet in einem Interview der slowakischen Wirtschaftszeitung "Hospodarske Noviny", das am Dienstag veröffentlicht werden sollte. Es handle sich um eine Marktkorrektur großen Ausmaßes.

Gegenüber Euronews hatte sich Trichet auch für mehr Transparenz im Weltfinanzsystem ausgesprochen. "Es muss sich etwas in allen Teilen des Finanzsystems ändern". Es komme darauf an, Transparenz am Markt herzustellen. Dies gelte auch für "undurchsichtige, giftige

Finanzinstrumente". (kas)