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Hilfe? Nein Danke!

29. Juli 2009

Im vergangenen Jahrzehnt hat Malaysia eine Menge erreicht – und das vor allem deshalb, weil das Land Hilfen vom Internationalen Währungsfonds abgelehnt hatte.

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Das Zentrum von Kuala Lumpur (Foto: dpa)
Das Zentrum von Kuala LumpurBild: AP

Malaysias Wirtschaftspolitik erregte während der sogenannten "Asien-Krise" 1997 einiges Aufsehen. Als ausländische Investoren scharenweise ihr Geld aus der Region abzogen, führte Malaysia Kapitalverkehrskontrollen ein -- und feste Wechselkurse für seine Währung, den Ringgit. Hilfe vom Internationalen Währungsfonds (IWF) lehnte der damalige Premierminister Mahathir Mohamad ab, weil er sich nicht auf die strengen marktwirtschaftlichen Auflagen einlassen wollte.

Der ehemalige Premierminister Mahathir Mohamad (Foto: dpa)
Der ehemalige Premierminister Mahathir MohamadBild: AP

Im Nachhinein betrachtet ist Malaysia mit seiner Linie nicht schlecht gefahren: Kontinuierlich hohe Wachstumsraten haben das Armuts-Problem gelöst. Heute ist Malaysia zum Beispiel für seine Halbleiter-Produkte berühmt und gehört zu den größten Exportnationen weltweit. Während andere südostasiatische Länder wie Thailand und Indonesien mit den IWF-Reformen um Jahre in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurückgeworfen wurden, kam Malaysia glimpflich davon.

"Wenn man sich anschaut, was die internationale Gebergemeinschaft, der IWF damals von den asiatischen Staaten forderte, dann ist es das, was die Regierungen im Westen heute gerade nicht tun", sagt Alexander Stedtfeld, der Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Malaysischen Industrie- und Handelskammer in Kuala Lumpur. "Wesentliche Punkte waren damals: Zinsen nicht zu senken; Unternehmen, die nicht selbst lebensfähig waren, nicht zu retten; und keine großen staatlichen Investitionsprogramme zum Aufschwung der Konjunktur zu fahren."

Streit um ethnische Quoten

Die IWF-Zentrale in der US-Hauptstadt Washington (Foto: dpa)
Die IWF-Zentrale in der US-Hauptstadt WashingtonBild: DPA

Ethnische Quoten-Regelungen sind ein anderes Beispiel dafür, wie der Staat in Malaysia in die Wirtschaft eingreift. Ungefähr die Hälfte der malaysischen Bevölkerung sind ethnische Malaiien; aber in der Wirtschaft waren sie lange völlig bedeutungslos, verglichen insbesondere mit der chinesischen Minderheit. Um das zu ändern, mussten zum Beispiel Aktiengesellschaften zu 30 Prozent im Besitz ethnischer Malaiien sein.

"Die Programme haben nicht das große Ziel der Regierung erreicht, die ethnische malaiische Bevölkerung zu 30 Prozent an der Wirtschaft und am Volkseinkommen zu beteiligen", sagt Alexander Stedtfeld. "Aber man hat eine deutliche Steigerung erreicht in den letzten 20, 25 Jahren."

Oppositionsführer Anwar Ibrahim fordert seit längerem, die Quoten, die viele Malaysier und auch ausländische Investoren als ungerecht und ineffizient empfinden, müssten fallen. Premierminister Najib Razak hat kürzlich weitreichende Wirtschaftsreformen angekündigt, darunter auch eine Lockerung der Quoten-Politik. Der Ökonom Shankaran Nambiar vom Malaysian Institute of Economic Research hält die Fortsetzung der Quote für kontraproduktiv, sogar für die Malaiien, die eigentlich davon profitieren: "Wir brauchen mehr Wettbewerbsgeist. Und da steht diese Politik nur im Weg.”

Auf dem Sprung zur Industrienation

Fabrik in der malaysischen Stadt Melaka (Foto: dpa)
Fabrik in der malaysischen Stadt MelakaBild: DPA

Die aktuelle globale Wirtschaftskrise, die das exportabhängige Malaysia schwer getroffen hat, hat den Reformdruck noch verstärkt. Malaysia müsse sich in der Krise "neu erfinden", fordert Nambiar. Denn während das Land einerseits nicht mehr einfach durch billige Arbeitskraft ausländische Investoren anziehen könne, sei es andererseits technologisch nicht weit genug entwickelt. "Malaysia ist an einem kritischen Punkt angelangt, wo es eine Stufe nach oben steigen muss."

Nach dem ersten Industrialisierung-Schub in den 70er Jahren müsse Malaysia jetzt - ähnlich wie Japan - zu einem zweiten Sprung zum innovativen Hightech-Industrieland ansetzen, argumentieren Reformer wie Nambiar. Sie setzen darauf, dass der Staat sich dabei darauf beschränkt, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und bürokratische Hemmnisse für die Unternehmen abbaut.

Autor: Thomas Bärthlein

Redaktion: Dеnnis Stutе