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Das Duo Coconami: Zwei Japaner in München

13. Juli 2009

Bayerische Volksmusik mit Ukulele macht das Duo Coconami. Die zwei Japaner in München mit einem multikulturellen Musikpotpouri, das sich schwer einordnen lässt, aber viel Spaß macht.

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Miyaji von Coconami (Quelle: Trikont)
Miyaji: Er kam nach München, um deutsches Brot zu backen, und fand stattdessen die bayrische VolksmusikBild: TRIKONT

Sie experimentieren mit Nasenflöten und Kalimba, mit Bassmelodika und einer Trommel aus der Spielzeugabteilung. Doch eigentlich steht das Duo Coconami mit zwei Ukulelen auf der Bühne. Von Song zu Song greift die Sängerin Nami zu neuen Instrumenten, insgesamt sind es im Laufe eines Live-Konzerts neun verschiedene. Die Klangfarben reichen von Bayern bis Hawaii und viele Spielzeuginstrumente geben der Musik etwas unschuldig-naives. Genauso wie die Auswahl ihrer Songs: Aus Hits von den Ramones wie "Sheena is a Punkrocker" werden sanfte Hinhörer. Bayrische Volksmusik bekommt eine neue unverbrauchte Nuance und das Publikum erliegt regelmäßig dem Charme, den die Musik der beiden Wahlmünchner verbreitet. Erst recht, wenn sie ihren bayerischen Gastsänger Ferdl auf die Bühne holen.

Eine Bayerisch-japanische Symbiose

Nami von Coconami (Quelle: Trikont)
Nami singt zur UkuleleBild: TRIKONT

Selbst Menschen, die sich bisher wenig für Heimatklänge aus dem Alpenraum interessiert haben, bekommen plötzlich Lust auf Gstanzl. Und die sind anders als im Trachtenverein. Mal mit Tenorblockflöte, nie bierernst und weit entfernt vom Musikantenstadl. Denn Nami und Miyaji kommen beide aus Japan, leben in Deutschland und haben sich in München kennen gelernt. Privat sind sie aber kein Paar, wie sie betonen. Aber als vor drei Jahren zwei Musiker aus ihrer gemeinsamen Band aufhörten und die beiden plötzlich zu zweit waren, fragten sie sich: "Was machen wir jetzt?" Und Miyaji hatte die zündende, aber ungewöhnliche Idee, Namis wunderbare Stimme mit zwei Ukulelen zu kombinieren und als Duo aufzutreten.

Ukulelenhype im Duo

Die zwei Japaner mit Ukulelen finden sich selbst keineswegs so exotisch wie das deutsche Publikum. "Schon meine Mutter hat Ukulele gespielt," meint Nami. "Die ganze hawaiianische Kultur, von der Musik bis zum Hula-Tanz, ist in Japan sehr populär. Das hat damit zu tun, dass viele Japaner dort Urlaub machen. Hawaii ist für uns Japaner wie Mallorca für die Deutschen."

Zwischen Tokio und Tegernsee

Nami von Coconami (Quelle: Trikont)
Südseeromantik trifft BiergartenflairBild: TRIKONT

Und so hat Coconami einen ganz eigenen Stil kreiert, irgendwo zwischen Tokio, Honolulu, Tegernsee und New York. Wenn man sie fragt, was für eine Musik sie machen, könnte Coconami eigentlich sagen: Wir spielen Punkrock. Oder: Wir singen hawaiianische Traditionals. Wir machen bayrische Volksmusik. Das alles haben sie im Repertoire. Doch um nicht in der falschen Schublade zu landen, verkünden sie inzwischen nur noch: Wir machen Coconami-Musik. Sanft und leise, aber auch live vor einem immer größer werdenden Publikum.

Ein Isarmärchen mit japanischem Akzent

Die zwei Musiker mit japanischer Nationalität haben keine Scheu vor den hiesigen Traditionen. Musik, die richtigen Bayern vielleicht peinlich sein könnte - ein Loblied auf die Landeshauptstadt, im Original gesungen von Bally Prell - bekommt aus dem Mund einer gebürtigen Japanerin eine ganz neue Nuance. "Liebe Stadt am Isarstrand - dort, wo meine Wiege stand", singt Nami in der Hymne "Isarmärchen" als Kompliment an ihre Wahlheimat. Gesungen wird aber nicht nur deutsch, sondern auch englisch und japanisch. Und für alle Stilrichtungen gilt: Hier wird die Musik ernst genommen, selbst wenn viele Zuhörer zunächst stutzen: "Auch wir repräsentieren die bayerische Volksmusik – auf unsere Weise", meint Nami. Und ihr musikalischer Partner Miyaji, der es gerne schräg mag, fügt noch hinzu: "Blockflöte ist total out. Aber manchmal ist eben out auch cool."

Autorin: Renate Heilmeier

Redaktion: Matthias Klaus

CD-Tipp: Coconami "Coconami", Label Trikont