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Trauer und Wiederaufbau

Peter Hille14. November 2013

Die Insel Leyte wurde besonders schwer getroffen vom Taifun Haiyan. Fast eine Woche nach dem Sturm sind dort noch immer tausende Menschen ohne Strom und Trinkwasser. An einigen Orten gibt es jedoch Hoffnungszeichen.

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Die Insel Leyte wurde besonders schwer getroffen vom Taifun Haiyan. Fast eine Woche nach dem Sturm sind dort noch immer tausende Menschen ohne Strom und Trinkwasser. An einigen Orten gibt es jedoch Hoffnungszeichen. Hauptstraße von Meria Foto: Peter Hille DW 14.11.2013
Bild: DW/P.Hille

Rechts und links der Hauptstraße von Merida liegen Trümmer. Da, wo einst Häuser standen. Der Taifun Haiyan hat hier besonders brutal gewütet. Knapp eine Woche nach dem Sturm haben die Einwohner des Küstenortes im Westen der Insel Leyte einige Dächer bereits neu gedeckt, einige Grundmauern wieder aufgebaut. Sie bieten zumindest manchen der rund 30.000 Menschen Schutz.

Roberto Rome wohnt zwar an der Hauptstraße, er schaut sich den Wiederaufbau seines Ortes jedoch nicht mit an. Der 64-Jährige sitzt auf einer kleinen Holzbank in dem, was einmal der Hinterhof seines Hauses war und blickt zu Boden. Der Taifun hat ihm das Wichtigste genommen - seine Frau Wana. Ein Tilopo, ein Brotfruchtbaum, sei vom Sturm umgerissen worden und habe sie erschlagen, so erzählt er. Auch er selbst konnte nicht schnell genug davon rennen und wurde von einem Ast am Hinterkopf getroffen. Eine Naht hält die Wunde notdürftig zusammen.

Die Insel Leyte wurde besonders schwer getroffen vom Taifun Haiyan. Fast eine Woche nach dem Sturm sind dort noch immer tausende Menschen ohne Strom und Trinkwasser. An einigen Orten gibt es jedoch Hoffnungszeichen. Roberto Rome Merida hat seine Frau verloren. Foto: Peter Hille DW 14.11.2013
Die Frau von Roberto Rome starb im TaifunBild: DW/P.Hille

Unterwegs, aber noch nicht angekommen

Regen setzt ein. Die Menschen in Merida rücken jetzt eng zusammen unter den Dächern, die geblieben sind, und in den Häusern, die wieder aufgebaut wurden. Der Regen erschwert die Arbeiten. Und noch ist hier keine Hilfe von außen angekommen.

Sandra Bulling von der Hilfsorganisation Care International macht sich zumindest schon mal ein Bild der Lage im Ort. Sie ist aus der Hafenstadt Ormoc hierher gefahren, rund 30 Kilometer entlang der Küste von Leyte. Am allernötigsten sei nun Nahrung, erklärt ihr eine Gruppe Jugendlicher, die nach dem Regenguss die etwas abgekühlte Luft auf der Straße genießt. Doch Bulling muss die jungen Männer vertrösten. Momentan seien Lebensmittel auf dem Weg von Manila nach Leyte, so sagt sie. "Und der Plan ist, in den nächsten Tagen auch diese etwas weiter entfernt gelegenen Dörfer zu erreichen, wie Merida oder Isabel. Und auch Baumaterialien werden wir hierher verschiffen, damit sich die Leute zumindest notdürftig eine Unterkunft bauen können."

Die Insel Leyte wurde besonders schwer getroffen vom Taifun Haiyan. Fast eine Woche nach dem Sturm sind dort noch immer tausende Menschen ohne Strom und Trinkwasser. An einigen Orten gibt es jedoch Hoffnungszeichen. Hauptstraße von Meria Foto: Peter Hille DW 14.11.2013
Helfer schleppen Vorräte ins Rathaus von OrmocBild: DW/P.Hille

Einsatzzentrale im Rathaus

In Ormoc selbst sind bereits einige Hilfsgüter gelandet. Im Minutentakt tragen freiwillige Helfer Säcke mit Reis und Dosenfleisch in das Rathaus der Stadt, das im Sturm nur einige Fensterscheiben und einen Teil seines Daches verloren hat. Die philippinische Regierung hat die Säcke geschickt, die hier in mannshohen Stapeln zwischengelagert werden, bewacht von Polizei und Militär.

Bingo Capahi ist einer von zahlreichen Angestellten der Stadt, die im Rathaus mithelfen. Immer wieder muss Regenwasser vom Boden gewischt werden, trotzdem hat sich hier die Einsatzzentrale für die Nothilfe eingerichtet. "Ormoc ist völlig zerstört", erklärt Capahi. Die dringendste Aufgabe sei nun, Fertigmahlzeiten zu den Menschen in der Region zu bringen. "Weil unser Flughafen und unser Seehafen noch in relativ gutem Zustand sind, so sagt man uns, wird Ormoc das Drehkreuz sein für die Verteilung von Hilfsgütern auf der gesamten Insel Leyte", so Capahi. "Wir werden tun, was wir können."

Musik gegen die Trauer

Als am Abend die Sonne untergeht und Dunkelheit einzieht in die Stadt ohne Strom und Licht, da flackert im Licht einer Taschenlampe, gegenüber vom Rathaus von Ormoc, etwas Hoffnung auf. Teking Etang sitzt gemeinsam mit Freunden auf der Straße, in der Hand eine Gitarre. Auch er hat sein Haus verloren. Musik sei die beste Medizin, um diese Katastrophe einen Augenblick lang zu vergessen, so sagt er. Und stimmt noch ein Lied an.

Die Insel Leyte wurde besonders schwer getroffen vom Taifun Haiyan. Fast eine Woche nach dem Sturm sind dort noch immer tausende Menschen ohne Strom und Trinkwasser. An einigen Orten gibt es jedoch Hoffnungszeichen. Mit der Gitarre gegen die Dunkelheit Teking Etang Ormoc. Foto: Peter Hille DW 14.11.2013
Teking Etang sucht Zuversicht im GitarrenspielBild: DW/P.Hille