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Zyperns Banken öffnen ihre Schalter

27. März 2013

Nach fast zwei Wochen kommen Zyprer ab diesem Donnerstag wieder an ihre Bankkonten - vollen Zugriff darauf haben sie aber nicht. Die Regierung macht für Abhebungen und Ausgaben scharfe Vorgaben.

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Ein Mann hebt Geld von einem Bankautomaten in Nikosia ab (Foto: AFP)
Bild: AFP/Getty Images

Zwischen 12.00 und 18.00 Uhr Ortszeit sollen die Banken des Inselstaats wieder ihre Schalter öffnen. Kunden können dann zwar Geld vom Konto abheben, allerdings mit gravierenden Einschränkungen. Aus Angst vor einem Kundenansturm auf die Filialen werden pro Person und Konto maximal 300 Euro an Bankschaltern und Geldautomaten ausgezahlt – weniger als bisher angenommen. Zudem dürfen Zahlungen im Ausland, etwa mit Kreditkarte, pro Person und Bank 5000 Euro im Monat nicht überschreiten, heißt es in einem Erlass des zyprischen Finanzministers Michalis Sarris.

Liquiditätsengpass befürchtet

Überweisungen ins Ausland sind darüber hinaus weitgehend untersagt. Wer Zypern verlässt, kann demnach maximal 1000 Euro in bar mitnehmen. Zudem können Schecks nicht gegen Bargeld eingelöst, sondern nur auf ein Konto eingezahlt werden. Der Erlass gilt zunächst für vier Tage.

Testlauf für zyprische Banken

Sarris begründete die Maßnahmen damit, dass ein Liquiditätsengpass der Banken zu deren Zusammenbruch führen und letztlich das gesamte Finanzsystem gefährden könne. Immerhin haben Bürger und Unternehmen nun etwas mehr Spielraum: In den vergangenen Tagen lag die Obergrenze für Abhebungen am Automaten bei nur 100 bis 120 Euro.

Banken bekommen Polizeischutz

Die Banken bereiten sich anscheinend gut auf den Tag vor. Am Mittwoch fuhren mehrere von bewaffneten Polizisten bewachte Lastwagen mit Behältern an der Zentralbank des Landes in Nikosia vor. Darüber kreiste ein Helikopter. In den Behältern sollen sich insgesamt fünf Milliarden Euro von der Europäischen Zentralbank befinden. Die Sicherheitskräfte seien vor der Öffnung der Banken in Bereitschaft, auch um kriminelle Überfalle zu verhindern, sagte der zyprische Polizeisprecher Andreas Angelides.

Zyperns Banken sind seit dem 16. März geschlossen. Seitdem konnten sich die Menschen im griechischen Teil der Insel nur noch aus Geldautomaten mit Bargeld versorgen. Die Euro-Finanzminister hatten Nikosia in der Nacht zum Montag ein Rettungspaket für die angeschlagenen Banken des Landes im Umfang von maximal zehn Milliarden Euro zugesagt.

Angestelle der Bank of Cyprus sitzen vor einer Bankfiliale in Nikosia (Foto: Reuters)
Tagelang waren Zyperns Banken geschlossenBild: Reuters

Zypern-Modell ein Einzelfall?

Die Zyprer selbst sollen der Vereinbarung zufolge rund sieben Milliarden Euro aufbringen. Um das Geld für die Rettung des Bankensektors zusammenzubringen, ist unter anderem vorgesehen, bei Bankguthaben über 100.000 Euro einen Anteil von bis zu 40 Prozent in Aktienkapital umzuwandeln. So soll ein Eigenanteil zur Rettung Zyperns von 5,8 Milliarden Euro aufgebracht werden.

Die Beteiligung von Kontoinhabern an der Bankenrettung sorgt im gesamten Währungsraum für Diskussionen. Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hatte gesagt, Zypern sei ein Modell für andere angeschlagene Länder. Später erklärte er dann aber, das Land sei ein Einzelfall. Dennoch sahen sich etliche Politiker veranlasst, den ursprünglichen Angaben des niederländischen Finanzministers zu widersprechen, darunter der luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker.

GD/haz (dpa, afp, rtr, ap)