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Ölpest bedroht Alaskas Naturparadies

13. Dezember 2004

Das Wetter hat sich endlich beruhigt. Doch der am Mittwoch (8.12.2004) auseinander gebrochene Tanker vor Alaska verliert weiter Öl. Den Einsatzkräften läuft die Zeit davon beim Kampf gegen die drohende Umweltkatastrophe.

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Die beiden Hälften der "Selendang Ayu" - umgeben von ÖlBild: AP

Der havarierte Frachter "Selendang Ayu" liegt noch immer vor der Westküste von Unalaska, einer der Alëuten-Inseln. Sein Zustand ist noch schlechter als befürchtet. Und um das Schiff herum schwimmt nun ein mehrere Kilometer breiter Ölfilm auf dem Wasser - außerdem eine der drei Ladungen Sojabohnen.

Die Küstenwache schätzt, dass mehr als 500.000 Liter Öl ausgelaufen sind. Womöglich habe sich auch noch ein Teil des Öls verklumpt und sei auf den Meeresgrund gesunken.

Sojabohnen und Diesel

Die Gefahr einer Umweltkatastrophe wird immer größer. Denn das circa 225 Meter lange Schiff hatte rund 1,6 Millionen Liter Schweröl und Diesel an Bord, aufgeteilt auf mehrere Laderäume. Einer der Haupttanks – mit ursprünglich etwa 150.000 Litern Öl - wurde aufgeschlitzt, ein zweiter leckt bereits.

Tankerunglück bei den Aleuten-Insel, Unalaska
Sturm und hohe Wellen erschweren die Arbeit der Küsten- und NaturschützerBild: AP

Mit 150 Einsatzkräften und massiven Gerätschaften wollen Küstenschutz und Naturschutzbehörden der schwarzen Bedrohung Herr werden. Sie müssen sich beeilen, denn der Boden des Frachters drohe zu brechen, berichtet die "Anchorage Daily News".

Erste Ölklumpen angespült

Bereits jetzt wurden an der Küste von Unalaska Ölklumpen so groß wie Tennisbälle angespült. In den Gewässern leben unter anderem Seelöwen, Robben, seltene Seeotter- sowie zahlreiche Vogelarten.

Außerdem beginnt am 1. Januar 2005 die Fangsaison für Kabeljau und Krabben. Fischkutter versuchen, mit Barrieren die Fischzuchten in den Buchten zu schützen. Der World Wide Fund for Nature (WWF) warnte vor Langzeitschäden durch eine Ölpest.

"Dies könnte sich zur größten Öl-Katastrophe seit dem Exxon-Valdez-Unglück entwickeln", befürchtet Greg Siekaniec von der Naturschutzbehörde Alaska Maritime Refuge im Gespräch mit der "Seattle Times". Der Tanker Exxon Valdez war 1989 im Prince-William-Sund auf Grund gelaufen; rund 40 Millionen Liter Öl verschmutzten damals einen 2000 Kilometer langen Küstenabschnitt.

Im Sturm ging wertvolle Zeit verloren

Ein solches Desaster wollen alle möglichst abwenden und hoffen auf ruhiges Wetter. Zuerst hatten elf Meter hohe Wellen und Wind mit etwa 110 km/h Rettungsaktionen nahezu unmöglich gemacht; Ölbarrieren wurden nur teilweise errichtet. Hinzu kommt, dass der gefährdete Küstenabschnitt nur per Schiff oder Helikopter erreichbar ist. Erst am Sonntag (12.12.2004) konnte ein Expertenteam das ganze Ausmaß der Katastrophe inspizieren.

Am Tag der Havarie stürzte außerdem ein Hubschrauber der Rettungskräfte über der sechs Grad kalten Beringsee ab – sechs ursprünglich gerettete Seeleute starben. Die Suche nach ihnen wurde mittlerweile eingestellt. (reh)