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Katastrophe

Mittelmeer: Über tausend Flüchtlinge gerettet

23. Juni 2018

Vor Libyen, Italien und Spanien wurden in den letzten Tagen mehr als tausend schiffbrüchige Flüchtlinge aus dem Wasser geholt. Das deutsche Schiff "Lifeline" irrt noch immer durchs Mittelmeer. Italien bleibt stur.

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Spanien Malaga 55 gerettete Migranten
Ein Flüchtling wird am 22. Juni vor Malaga auf ein Rettungsboot geleitetBild: Reuters/J. Nazca

Libyens Küstenwache hat nach eigenen Angaben am Freitag knapp 200 Flüchtlinge im Mittelmeer geerettet, die sich auf zwei Schlauchbooten befanden. Demnach konnten bei der Rettungsaktion des ersten Schlauchbootes, das zwölf Seemeilen vor der libyschen Küste sank, 94 Menschen gerettet werden. Fünf Flüchtlinge konnten nur noch tot geborgen werden. Laut einem Marinesprecher handelt es sich dabei um Staatsbürger aus dem Sudan, Nigeria, Tschad und Ägypten.

An Bord eines weiteren Schlauchbootes befanden sich 91 Flüchtlinge unterschiedlicher afrikanischer Nationalitäten, hieß es. Alle Migranten hätten gerettet werden können. Die Flüchtlinge seien in Auffanglager gebracht worden. Insgesamt wurden laut libyschen Angaben seit Mittwoch um die 900 Menschen gerettet. 

Libyen Tripolis illegale Migranten
Afrikanische Flüchtlinge wurden wieder zurück nach Tripolis gebracht (22. Juni)Bild: picture-alliance/Xinhua/H. Turkia

Wegen der günstigen Wetterbedingungen gebe es derzeit einen "besorgniserregenden Anstieg" von Fluchtversuchen über das Mittelmeer, so die libysche Küstenwache. Auch auf der anderen Seite des Mittelmeers sorgte dies in den letzten Tagen für zahlreiche Rettungsaktionen. 

So wurden vor Spanien laut Angaben der Behörden 569 schiffsbrüchige Flüchtlinge gerettet. Vor der süditalienischen Küste nahm ein dänisches Containerschiff 113 in Seenot geratene Flüchtlinge an Bord. Man warte nun auf Anweisungen der Seenotrettungsleitstelle für die Seegebiete um Italien "MRCC Rom", so ein Sprecher.

Italien hält an Abschottungskurs fest

Der italienische Innenminister Matteo Salvini bekräftigte indessen seine Haltung, künftig keine privaten Rettungsschiffe mit Flüchtlingen mehr in die Häfen des Landes zu lassen. "Diese Schiffe können es vergessen, Italien zu erreichen. Ich will die Geschäfte von Schleppern und Mafiosi unterbinden!", schrieb der Chef der rechten Lega-Partei auf Facebook.  

Dem dänischen Containerschiff namens "Alexander Maersk" könnte es ähnlich ergehen wie dem deutschen Flüchtlingsschiff "Lifeline". Sowohl Italien als auch Malta hatten dem Schiff der Organisation Mission Lifeline aus Dresden die Einfahrt verweigert, seitdem treibt es ziellos auf internationalen Gewässern. Die "Lifeline" hatte am Donnerstag nach eigenen Angaben mehr als 220 schiffbrüchige Migranten in internationalen Gewässern an Bord genommen. 

Libyen Migranten aufSchlauch von Schiff der deutschen NGO Mission Lifeline gerettet
Flüchtlinge bei der Rettung durch das deutsche Schiff "Lifeline" (21. Juni)Bild: picture-alliance/AP/Mission Lifeline/H. Poschmann

Vor rund zwei Wochen hatte die neue populistische Regierung in Italien erstmals einem Flüchtlingsschiff, der „Aquarius“ der Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen, die Einfahrt in einen Hafen verwehrt. 

220 Menschen innerhalb von drei Tagen ertrunken

Mit Blick auf das EU-Sondertreffen von Staats- und Regierungschefs am Sonntag in Brüssel riefen die deutschen Rettungsorganisationen Mission Lifeline, Sea-Watch und Sea Eye die Politik zum Handeln auf. Europäische Machtspiele dürfen nicht auf Kosten der Flüchtlinge ausgetragen werden. 

Auch der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, machte sich für eine humanitäre Lösung stark. Die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, sei auf das Niveau von vor 2014 zurückgegangen. "Europa ist heute nicht mehr im Kern einer Migrations- oder Flüchtlingskrise", sagte er. Mehr als neun von zehn Flüchtlingen oder Vertriebenen weltweit befänden sich außerhalb Europas. Am Donnerstag hatte das UN-Flüchtlingshilfswerk beklagt, dass innerhalb von nur drei Tagen 220 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken seien.

ie (afp, dpa, ap)