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Überall nur Frauen

11. September 2009

In Bonn gibt es ein Frauenmuseum. Schön. Es gibt ja viele Museen. Aber das in Bonn war das erste seiner Art und hat viele Nachahmer. Die haben sich jetzt getroffen. Ein Gespräch mit Pionierin Marianne Pitzen.

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Außenaufnahme des Frauenmuseums (Foto: dpa)
Das Bonner FrauenmuseumBild: dpa

dw-world.de: Frau Pitzen, warum braucht man ein Frauenmuseum?

Marianne Pitzen: Die Geschichte, die Kunst und Kultur der Frauen kamen in normalen Einrichtungen bis 1981 nicht vor. In der Kunst wurden Frauen nur als Akt-Darstellungen gezeigt, und in den Geschichtsmuseen als Kleider tragende Wesen. Aber selten, fast nie als autonome, eigenständige Persönlichkeiten.

Aus diesem Grund haben Sie 1981 das erste Frauenmuseum der Welt gegründet und damit einen Stein ins Rollen gebracht. Wie kam das?

Das Bedürfnis, dass Frauen ihre Geschichte selber formulieren und definieren wollen und sich nicht mit einer Frauenecke abspeisen lassen wollen, gibt es in allen Ländern. Die Frauen haben weltweit so viel geleistet, dass sie ganz selbstbewusst sagen können, wir wollen die Geschichte und die Kultur der Frauen selbst festhalten.

Es gibt inzwischen weltweit viele Frauenmuseen, weitere sind im Entstehen. Wie geht das, kommen Künstlerinnen auf sie zu und sagen, wir wollen das auch?

Ja, das war schon 1984 so, als wir kaum gegründet waren, kamen die Frauen aus Dänemark und sagten, wir haben dieselbe Idee und wollen mal sehen, wie ihr das macht. Dieser Ideen-Transfer ging weiter. Das Frauenmuseum in Meran in Südtirol zum Beispiel, hat die Aufgabe übernommen, die nächsten Einrichtungen zu betreuen. Und Meran betreut jetzt auch die Initiative im Iran.

Die Frauenarbeit in einem Land wie dem Iran stelle ich mir extrem schwierig vor. Wie sieht das wirklich aus?

Das ist ganz unterschiedlich. Im Iran haben Frauen einen hohen Bildungsstand. Es gibt Frauen-Universitäten und im Zuge dessen auch Frauen-Bibliotheken. Der Schritt zum Frauen-Museum, ist dann überhaupt nicht mehr so riesig.

Die Frauenmuseen stehen untereinander in Kontakt. Jetzt haben Sie sich in Bonn getroffen um ihr Netzwerk auszubauen. Worum geht es ganz konkret?

Das Netzwerk ist gegründet, es muss jetzt noch mit Leben und Taten gefüllt werden. Aber es geht auch um Theoretisches: was ist ein Museum? Wie geht es um mit der Geschichte im Lande und im weltweiten Kontakt? Wie vermitteln wir die Erkenntnisse und die Forschungsergebnisse? Und wir wollen natürlich Ausstellungen untereinander austauschen. Dieses Handfestwerden ist auch etwas sehr Schönes an diesem Netzwerk.

Der zweite Kongress bringt die erste gemeinsame Ausstellung von Frauenmuseen weltweit hervor. Titel: "Idole – Role Models – Heldinnen". Was erwartet uns da?

Erstens sehr viel Information über die 28 Frauenmuseen, die an der Ausstellung teilnehmen. Dann gibt es noch die so genannten "Heldinnen". Das ist der richtige Ausstellungsteil mit großen Portraits von den jeweiligen Idolen oder Heldinnen eines Landes, das die Frauen hochhalten. Aus jedem Museum kommt eine Heldin zu uns. Ein Revolutionärin oder eine Staatsgründerin oder eine Museumsgründerin, eine Bergsteigerin oder eine Fliegerin. Wir sind da ganz offen. Und dann gibt es noch die Kunstwerke. Künstlerinnen aus verschiedenen Ländern haben ihre Arbeiten eingebracht.

Wie unterscheidet sich denn die Arbeit der einzelnen Frauenmuseen?

Im Senegal beschäftigt sich das Frauenmuseum zum Beispiel noch sehr stark mit der Geschichte der indigenen Völker. Mit der Sklaven-Geschichte und den kulturellen Bräuchen. Während wieder andere, wie das Frauenmuseum in Amsterdam, sich auf moderne Kunst konzentrieren. Da sind wirklich extreme Welten dazwischen. Letztlich wollen sich aber alle austauschen und damit auch von einander lernen, um dadurch den eigenen Standard zu erhöhen.

Wie der Name der Ausstellung schon sagt geht es neben Kunst, Kultur und Künstlerinnen auch um Heldinnen…

Ja, im Senegal sind die Heldinnen zum Beispiel Persönlichkeiten, die gegen die französische Besetzung gekämpft haben - so wurde die Anwesenheit der Franzosen im Senegal verstanden. Sie haben auch wirklich Freiheitskämpfe auf den Weg gebracht und richtig gekämpft. Und deren Geschichte muss bewahrt werden.

Das Gespräch führte: Petra Nicklis

Redaktion: Marlis Schaum