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Politik

"Übergriffe von Köln an Silvester vermeidbar"

17. März 2017

Hätte der nächtliche Sex-Mob gestoppt werden können? Fast 15 Monate nach den Ereignissen kommt das Aufklärungsgremium laut Medien zu einer vernichtenden Bilanz. Von den Attacken waren hunderte Frauen betroffen.

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Deutschland Silvesternacht vor dem Hauptbahnhof in Köln
31.12.2015: Entfesselte Menge vor dem Kölner DomBild: picture-alliance/dpa/M. Böhm

Nach den massiven Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015 erhebt der Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen. Im Entwurf des Abschlussberichts würden "grobe Fehler mit fatalen Folgen" bemängelt, schreibt die Zeitung "Express".

Die hundertfachen Sexualdelikte hätten demnach "zumindest weitgehend" verhindert werden können, wenn "frühzeitig und entschlossen" durchgegriffen worden wäre. Dafür hätten jedoch "der Überblick und die nötigen Kräfte" gefehlt. Die Einsatzplanung der Stadt Köln und der Landespolizei wird als "unzureichend" bemängelt.

Dynamik sexueller Gewalt

Weil die Tätergruppen gemerkt hätten, dass die Polizei bei den ersten Straftaten nicht einschritt, sei ein "fataler Sogeffekt" entstanden. Dieser habe zu einer Dynamik sexueller Gewalttaten geführt. Der Ausschuss stützte sich in seiner Bewertung auf ein kriminologisches Gutachten, für das alle Strafanzeigen gesichtet wurden.

Scharfe Kritik übten die Abgeordneten laut "Express" auch an der Aufarbeitung der Geschehnisse und an der Öffentlichkeitsarbeit: "Die falsche und irreführende Kommunikation der Behörden über die Ereignisse sowie die über Tage ausbleibende Reaktion der politisch Verantwortlichen haben bei vielen Betroffenen und ihren Familien aus Unverständnis Wut werden lassen."

Nur ein Bruchteil der Beschuldigten verurteilt

Am Kölner Hauptbahnhof waren in der Nacht zum 1. Januar 2016 hunderte Frauen vor den Augen von Landes- und Bundespolizei drangsaliert, ausgeraubt und sexuell belästigt worden. Bei der Staatsanwaltschaft gingen 1200 Strafanzeigen ein. Mehr als 500 davon bezogen sich auf Sexualdelikte. Nur ein Bruchteil der Beschuldigten wurde bisher verurteilt, in der Mehrzahl wegen Diebstahls oder Hehlerei. Der Untersuchungsausschuss des Landtags sollte aufklären, wie es zu den Übergriffen kommen konnte.

jj/hk (dpa, afp)