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Österreich: Präsidenten-Krimi bis Montag

22. Mai 2016

Bekommt Österreich ein rechtspopulistisches Staatsoberhaupt? Nach der mit Spannung erwarteten Präsidentenwahl lagen die Kandidaten Hofer und Van der Bellen gleichauf. Nun gibt es wieder einen Vorsprung für den FPÖ-Mann.

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Österreich Präsidenten-Wahl 2016 Norbert Hofer Alexander Van der Bellen
Bild: picture-alliance/dpa/F. Wieser

Das Innenministerium in Wien veröffentlichte am Abend ein vorläufiges Endergebnis, das aber die entscheidenden Briefwahlstimmen nicht berücksichtigt. Demnach liegt FPÖ-Mann Norbert Hofer - nun doch - mit 51,9 Prozent der Stimmen in Führung, während sein Gegenkandidat Alexander Van Der Bellen auf 48,1 Prozent der Stimmen kommt. Der Einzug in die Hofburg wäre für Hofer dann doch wahrscheinlicher - trotz der Aufholjagd des Konkurrenten.

Das öffentlich-rechtliche ORF-Fernsehen war zuletzt in seinen Hochrechnungen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgegangen. Sowohl der 45-jährige Hofer (im Artikelbild rechts) als auch sein Konkurrent, der 72-jährige Van der Bellen hätten 50 Prozent erreicht. Der ORF sprach von einer Auszählung von 99,8 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Der tatsächliche Ausgang der Wahl ist somit noch offen und erst für Montag zu erwarten. Denn dann erst wird die erwartete Rekordzahl an Briefwahlstimmen ausgezählt sein. Rund zehn Prozent der insgesamt 6,4 Millionen Wähler wollten auf diesem Weg über den neuen Staatschef abstimmen.

Die Volksparteien - abgeschlagen

"Ich bin schon lange in der Politik, ich habe noch nie einen solchen Wahlabend erlebt", sagte Hofer bei einem ersten gemeinsamen Auftritt mit seinem Konkurrenten vor den ORF-Kameras. Van Der Bellen bedankte sich bei seinen Wählern und sprach seinem Rivalen ausdrücklich seinen Respekt aus. Beide Politiker bemühten sich ganz offenkundig um einen eher versöhnlichen Ton und reichten sich die Hand.

Versöhnlicher Ton

Erstmals waren bei der Stichwahl keine Vertreter der Regierungsparteien, der sozialdemokratischen SPÖ und der konservativen ÖVP, mehr dabei. Mit 35,1 Prozent der Stimmen hatte der FPÖ-Mann die erste Runde der Bundespräsidentenwahl am 24. April haushoch gewonnen. Alexander Van der Bellen, der von den Grünen unterstützt wird, kam auf nur 21,3 Prozent und hat demnach stark aufholen können.

Die DW-Korrespondenten Max Hofmann und Bernd Riegert berichten aus Wien - Hofmann schnappte ein erstes Bild des bisherigen Favoriten nach der Auszählung auf.

FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache bedankte sich im Fernsehen bei den Wählern für Hofer. "Ja, es ist knapp", sagte Strache und verwies darauf, dass das Innenministerium vor Veröffentlichung der ersten Hochrechnung von einem deutlicheren Vorsprung für den FPÖ-Mann ausgegangen war. Auf der anderen Seite äußerte sich Wahlkampfmanager Lothar Locki und zeigte sich stolz, wie sehr sein Kandidat Van Der Bellen aufgeholt hat.

Österreich Wahlen Alexander Van der Bellen im Wahllokal in Wien
Alexander Van der Bellen bei der Stimmabgabe in WienBild: Getty Images/AFP/J. Klamar

Mehr Vertrauen in die neue Regierung?

Seit der ersten Wahlrunde haben sich die Rahmenbedingungen verändert. Nach dem Rücktritt von Bundeskanzler Werner Faymann baut die neue Regierung unter Christian Kern (SPÖ) auf ein größeres Ansehen in der Bevölkerung. Wahlforscher waren deshalb davon ausgegangen, dass die Zahl derjenigen, die aus Protest gegen die Koalition die FPÖ gewählt hatten, zurückgehen würde.

ml/br/cw (dpa,rtr,ORF)