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Über vier Millionen Pakistaner obdachlos

19. August 2010

Die UN haben ihre bisherige Schätzung zu den obdachlosen Flutopfern verdoppelt. In einer Sondersitzung berät die Vollversammlung über Hilfen für Pakistan. Deutschland erhöht seinen Beitrag auf 25 Millionen Euro.

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Eine pakistanische Mutter kämpft sich mit ihren Kindern durch die Fluten (Foto: AP)
Eine pakistanische Mutter kämpft sich mit ihren Kindern durch die FlutenBild: AP

Zuletzt sprachen die Vereinten Nationen von rund zwei Millionen Menschen, die infolge der Überschwemmungen in Pakistan obdachlos geworden seien. Am Donnerstag (19.08.2010) korrigierten die UN die Obdachlosen-Zahl nach oben: 4,6 Millionen Menschen. Dabei beurteilten die UN die Lage als sehr besorgniserregend. Mit "großer Wahrscheinlichkeit" würde mehr Nothilfe benötigt als bisher angenommen. Die Flut betrifft insgesamt mehr als 15 Millionen Menschen auf rund einem Fünftel der Staatsfläche Pakistans. Helfer vor Ort klagen schon seit Tagen über die schleppenden Hilfszusagen, die angesichts von Hunger, Seuchen und fehlenden Unterkünften dringend notwendig sind.

Die UN-Vollversammlung berät am Donnerstag in New York in einer Sondersitzung über die Hilfe für Pakistan. Bislang erhielten die UN nach eigenen Angaben 51 Prozent der vergangene Woche angeforderten 460 Millionen Dollar Nothilfe für Pakistan. Einen Teil der Betroffenen erreichte die Hilfe bereits, während andere in Notunterkünften weiterhin immer noch ohne Versorgung seien. Unterdessen breiten sich in den Überschwemmungsgebieten Krankheiten wie Durchfall, Cholera und Typhus aus.

In langen Schlangen warten die Menschen auf Lebensmittelhilfen (Foto: AP)
In langen Schlangen warten die Menschen auf Hilfsgüter, vor allem Lebensmittel sind notwendigBild: AP

Staatengemeinschaft sagt deutlich mehr Hilfe zu

Die internationale Gemeinschaft hat derweil ihre Hilfszusagen für die Flutopfer in Pakistan deutlich aufgestockt. Die Bundesregierung erhöhte ihre Hilfe um weitere zehn auf insgesamt 25 Millionen Euro, wie Außenminister Guido Westerwelle (FDP) in Berlin mitteilte. Westerwelle betonte, dass das Ausmaß der Überschwemmungen weitaus größer als ursprünglich angenommen sei und appellierte an die Deutschen: "Mit Ihrer Spende können Sie entscheidend dazu beitragen, die Not der Menschen in Pakistan zu lindern."

In einem Telefonat mit dem pakistanischen Premierminister Yousouf Raza Gilani sicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Pakistan langfristige deutsche Unterstützung beim Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur des Landes zu. Die Kanzlerin habe dem Regierungschef ihr Mitgefühl mit den Millionen von der Katastrophe betroffenen Menschen ausgesprochen, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die beiden hätten vereinbart, über den Bedarf an weiterer Unterstützung für Pakistan in engem Kontakt zu bleiben.

Auch Saudi-Arabien und die USA sagten mehr Geld zu. Saudi-Arabien versprach nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur 80 Millionen Dollar (62 Millionen Euro). Der US-Senator und ehemalige Präsidentschaftskandidat John Kerry sagte bei einem Besuch in der Krisenregion, sein Land stelle Hilfe im Wert von 150 Millionen Dollar bereit. Darunter sind 90 Millionen Dollar an Finanzmitteln und 18 Hubschrauber für Hilfseinsätze im Krisengebiet.

Pakistaner warten auf Lebensmittelhilfen (Foto: AP)
4,6 Millionen Pakistaner sind obdachlos und auf Spenden angewiesenBild: AP

EU plant Geberkonferenz für Pakistan

Die Europäische Union plant für Oktober eine internationale Geberkonferenz. Der belgische EU-Ratspräsident Steven Vanackere wolle auf der UN-Sondersitzung für diese Idee werben, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Dem diplomatischen Dienst der EU zufolge solle die Geberkonferenz an ein für Oktober in Brüssel geplantes Ministertreffen der Staatengruppe "Friends of Pakistan" angeschlossen werden. Diese Gruppe vereine 22 große Länder und Banken, die Pakistan beim Aufbau einer demokratischen Ordnung helfen wollten. Zu ihnen zählten unter anderen die USA, China und Deutschland.

Die UN hatten sich zunächst über die schleppend anlaufende internationale Hilfe beschwert und damit wohl dazu beigetragen, dass die Zusagen nun aufgestockt wurden. Dennoch: "Die Reaktion der Spender auf die Krise wird immer besser, aber sie ist immer noch nicht ausreichend", sagte Maurizio Giuliano, der Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Hilfe.

UNICEF: deutlich mehr Hilfe und Spenden notwendig

UNICEF erklärte, dass es Monate dauern werde, um mit den Folgen der Fluten fertig zu werden. Vor allem sei dafür deutlich mehr Geld erforderlich, so der Regionaldirektor des Kinderhilfswerks in Südasien, Daniel Toole. Einige Teile des Landes könnten auch nach Rückgang des Hochwassers überschwemmt bleiben. Dies wiederum könne das Risiko von Malaria, Cholera und Durchfallkrankheiten weiter erhöhen. Die ursprüngliche Bitte um 47 Millionen Dollar wolle UNICEF wegen der drastisch höheren Erfordernisse verfünffachen.

Autorin: Naima El Moussaoui (afp, ap, rtr, epd)

Redaktion: Stephan Stickelmann