06. März 1974: NRW-Landesregierung beschließt die Gründung der ersten bundesdeutschen Fernuniversität in Hagen | Meilensteine | DW | 19.10.2009
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Meilensteine

06. März 1974: NRW-Landesregierung beschließt die Gründung der ersten bundesdeutschen Fernuniversität in Hagen

"Über 85 Prozent unserer Studenten sind berufstätig" - Prof. Otto Peters beschreibt die Studentenschaft an der Hagener Fernuniversität

Ein Fernstudium versetzte viele in die Lage, ein Studium zu absolvieren

Ein Fernstudium versetzte viele in die Lage, ein Studium zu absolvieren

200 000 Fernstudenten sollten es jährlich werden – so die Prognose des damaligen NRW-Wissenschaftsministers und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau in einem Interview mit dem „Spiegel“ vom 25. März 1974. Die Zeit sollte später diese Erwartungen eindämmen, doch zunächst nahm die erste bundesdeutsche Fernuniversität in Hagen 1975 ihren Betrieb auf.

Die Universitäten entlasten

Über 1300 Studierende waren es nun, die in diesem Jahr als erste die Möglichkeit eines Fernstudiums in drei Fachbereichen wahrnahmen. Einen der Gründe für die Errichtung der Fernuniversität nannte Johannes Rau ebenfalls in dem schon zitierten "Spiegel"-Interview: „Natürlich kommen wir dem Ideal des Lernens und Lehrens in Muße und Abgeschiedenheit nicht näher. Aber alle Schwierigkeiten addiert, ist unsere Lösung immer noch besser als ein Heer abgewiesener Studenten.“ Und Johannes Rau wusste damals wovon er sprach: seit 1969, dem Jahr der Übernahme der Regierungsverantwortung durch die SPD, hatte sich die Zahl der Studenten bis 1974 fast verdoppelt. Laut dem Statistischen Bundesamt betrug sie im Wintersemester 1974/75 knapp 789 000 Studenten, gegenüber von etwas über 386 000 Studierenden im Wintersemester 1969. Hinzu kam auch die Tatsache, dass das Land Nordrhein-Westfalen die größte Anzahl an Studenten zu verzeichnen hatte.

Nicht nur Begeisterung

Doch es fehlte auch nicht an Kritik an der Fernuniversität. So zeichnete etwa „Die Welt“ in ihrer Ausgabe vom 1. Juli 1974 ein düsteres Zukunftsbild: „Da besteht als erstes die Vorstellung, die geplante Fernuniversität könne in irgendeiner Weise zur Beseitigung des Numerus clausus beitragen“ und im Teilbereich Pädagogik pflichtete sie bei: „Denn gerade im Lehrerbereich sind die Befürchtungen nach einem akademischen Proletariat durch die Lehrerüberschussprognose der Finanz- und Kultusminister besonders berechtigt.“ Die Sorgen stellten sich später als unnötig heraus, denn mit knapp über 59000 Studierenden erreichte die Fernuniversität im Jahr 2002 die bislang höchste Zahl der Studenten.

Keine „Massenproduktion“ von Akademikern

Eine „Massenproduktion“ von Akademikern blieb aus. Das Angebot eines Fernstudiums versetzte jedoch viele in die Lage, ein Studium zu absolvieren, wobei es unter den Absolventen auch nicht an illustren Namen fehlt: Ulla Schmidt, Ex-Bundesministerin für Gesundheit, die sich an der Fernuniversität Hagen für das Lehramt zur Rehabilitation lernbehinderter und erziehungsschwieriger Schüler weiterbildete, oder der Bundesvorsitzender der FDP Guido Westerwelle, der dort zum Dr. jur. promovierte.

Sieben Jahre nach der Gründung der Fernuniversität in Hagen sprach Regine Droop im Juli 1981 mit dem damaligen Rektor der Hochschule Prof. Otto Peters und befragte ihn unter anderem über die Organisation und Funktion der Fernuniversität.

Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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