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100-Milliarden-Euro-Weihnachten

21. Dezember 2018

Die Ziele des deutschen Einzelhandels sind hoch gesteckt: Mehr als 100 Milliarden Euro wollen die Händler dieses Jahr zu Weihnachten umsetzen. Aber die Konsumenten geben sich zögerlich.

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Weihachtsgeschäft Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase

In den allerletzten Tagen vor Weihnachten klingeln die Kassen in den Geschäften noch einmal besonders laut: "Das Weihnachtsgeschäft legt in den letzten Tagen vor Heiligabend erfahrungsgemäß noch einmal kräftig zu. Viele Kunden kaufen erst im Endspurt ihre Geschenke", so Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer beim Branchenverband HDE.

Der Endspurt scheint auch nötig, wenn die 100-Milliarden-Euro Umsatz noch erreicht werden sollen, die der Verband in dieser Weihnachtssaison erwartet. Bislang waren die Einzelhändler nicht so recht zufrieden.

Nur für ein Viertel der vom HDE befragten Mitglieder laufen die Geschäfte gut. Dazu gehört der Geschäftsführer des Berliner Konsumtempels KaDeWe: "Wir in unserem Haus sind mit den Umsätzen zufrieden", sagte Timo Weber zur DW. Beliebt in seinem Luxus-Kaufhaus seien etwa klassische Kaschmirpullover und Geschenke für das "Interior Design", so Weber. "Und Spielwaren sind immer ein Thema."

Allerdings sieht rund die Hälfte der Händler ihre Erwartungen in die wichtigste Verkaufssaison des Jahres bis dato nicht erfüllt.

Verhaltene Kauflaune? 

Das fügt sich in einen breiteren Trend ein: Die Anschaffungsneigung der Verbraucher, so zeigt es die traditionelle Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), nahm im Dezember nach zwei Monaten Anstieg in Folge ab. Die Kauflaune der Deutschen geht zurück, so die Konsumforscher. Dabei erwarten viele, dass ihr Einkommen sich verbessern könnte - kein Wunder: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist so niedrig wie selten zuvor, die Beschäftigung höher denn je.

DW Made in Germany 13.12.2016 - Weihnachtsgeschäft
Geschenke für 472 Euro pro Kopf?Bild: DW

Die Kauflaune mag etwas sinken, sie bleibt aber doch vergleichsweise hoch. Die Deutschen wollen für Geschenke zu Weihnachten im Durchschnitt rund 472 Euro ausgeben. Pro Kopf. So geht es aus in einer Verbraucherumfrage des ifes-Instituts hervor. Wird die 100-Milliarden-Euro-Marke beim Weihnachtsgeschäft geknackt, würde das einem Zuwachs von zwei Prozent entsprechen.

Die deutschen Konsumenten, so könnte man urteilen, tun also alles, um die Wirtschaft am Laufen zu halten: Der Anteil des privaten Konsums am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland liegt der GfK zufolge bei etwa 55 Prozent.

30 Millionen Weihnachtsbäume

Seinen Teil am deutschen Bruttoinlandsprodukt hat natürlich auch der deutsche Weihnachtsbaum. Ein großen Anteil: Im laufenden Jahr dürften rund 29,8 Millionen Weihnachtsbäume verkauft werden, weiß der Branchenverband der Holzindustrie (HDH). Das sind mehr als im Vorjahr. Auch weil sich laut Holz-Verband immer mehr Initiativen darum kümmern, die Innenstädte mit Weihnachtsbäumen auszuschmücken.

Weihnachtsbaum und Weihnachtsmarkt auf dem Hansa Platz, Dortmund, Nordrhein-Westfalen, Deutschland, Europa
Der Weihnachtsbaum auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt ist 45 Meter hochBild: picture-alliance/imageBROKER/S. Ziese

Die Stadtmitte in so manchem Ort kann das gut gebrauchen. Geschäftsleute dort, so berichtet der Handelsverband HDE, vermelden gerade auch in den Nebenlagen besonders häufig nicht zufriedenstellende Geschäfte.

Eine Erklärung dafür kann man bei den Logistikern finden: Das Onlinegeschäft boomt. Der Umsatz im Onlinehandel legt um rund zehn Prozent zu, der stationäre Handel nur um ein Prozent.

Und all diese Bestellungen am Computer müssen geliefert werden: "Kurz vor Weihnachten transportieren wir bundesweit bis zu elf Millionen Päckchen und Pakete täglich", sagte eine Sprecherin des Paketdienstes DHL jüngst der "Berliner Zeitung". An normalen Tagen sind es 4,6 Millionen Päckchen.

Die Pakete hätten aber bis zum 20. Dezember zur Post gebracht werden müssen, um rechtzeitig anzukommen.

Wer das nicht geschafft hat, dem bleibt immerhin noch ein Geschenk-Gutschein per Express - jeder zweite Schenker denkt einer weiteren Umfrage zufolge daran. Und das hilft dann vielleicht auch nach Weihnachten, den Konsum zu steigern.

 ar/bea (dpa, afp, rtr – Archiv)