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1000 Höfe wegen Dioxin gesperrt

4. Januar 2011

Dioxin-Alarm auf deutschen Bauernhöfen: Bei der Herstellung von Futtermittel für Hühner, Puten und Schweine wurde verseuchte Fettsäure verwendet. Niedersachsen sperrt 1000 Betriebe. Auch Lebensmittel sind wohl betroffen.

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Hühner (Foto: AP)
Wieder gelangte Dioxin in BauernhöfeBild: AP

Die Ursache für die neuerliche Dioxin-Verseuchung von deutschem Tierfutter ist offenbar gefunden. Bei der Herstellung von Futter für Hühner, Puten und Schweine sei eine Fettsäure verwendet worden, die nur für technische Zwecke gedacht war, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit dem "Westfalen-Blatt" (04.01.2011).

Ein Futtermittelhersteller in Schleswig-Holstein habe Tierfutter mit technischer Mischfettsäure hergestellt, so der Sprecher. Von diesem Dioxin-belasteten Futterfett seien dann 527 Tonnen an insgesamt zwölf Futtermittelhersteller in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Sachsen-Anhalt gegangen. Diese hätten das Futter dann an Bauernhöfe unter anderem in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen und Brandenburg geliefert. Dioxin steht unter anderem im Verdacht, in hoher Dosierung krebserregend zu sein.

Sperrung und Schlachtung

Schweine (Foto: dpa)
Auch an Schweine wurde das verseuchte Futter verfüttertBild: picture-alliance / dpa

Die zuständigen Ministerien mehrerer Bundesländer berieten die Lage am Montag in einer Telefonkonferenz. Niedersachsen sperrte danach als Vorsichtsmaßnahme 1000 landwirtschaftliche Betriebe, die Legehennen, Schweine oder Puten halten. Auch in Sachsen-Anhalt wurden mehrere Betriebe gesperrt. In Nordrhein-Westfalen wurden am Montag 8000 Legehennen einer Hühnerfarm im Kreis Soest getötet, die verseuchtes Futter gefressen hatten.

Der in Soest zuständige Kreisveterinär Wilfried Hopp vermutet, dass etwa 120.000 dioxinbelastete Eier dieses Betriebes in Geschäfte gelangt sind. Es sei aber zu erwarten, dass einige Tausend zurückkommen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sah am Montag zunächst keine Gefahr für Verbraucher: "Eine akute Gesundheitsgefahr besteht nicht", sagte ein Sprecher.

Bauern in Sorge

Labor (Foto: dpa)
Im Labor werden Futterproben auf Dioxin-Spuren untersuchtBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Auch in Thüringen gelangte belastetes Futter in die Nahrungskette. Ferkel, die damit gefüttert wurden, seien bereits verkauft, teilte das Agrarministerium in Erfurt mit. In Sachsen werden zwei Agrarbetriebe überprüft, ob sie Dioxin-verseuchtes Futter eingesetzt haben.

Der Deutsche Bauernverband forderte am Montag in Berlin, die Verursacher müssten für den entstandenen Schaden aufkommen. Sonst sei die Existenz der betroffenen Betriebe bedroht. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe nahm Ermittlungen auf und prüft, ob eine Straftat vorliegt. Der Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch in Schleswig-Holstein räumte die Verseuchung unterdessen ein: Die Firma habe fälschlicherweise angenommen, "dass die Mischfettsäure, die bei der Herstellung von Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl anfällt, für die Futtermittelherstellung geeignet ist", sagte Geschäftsführer Siegfried Sievert dem "Westfalen-Blatt".

Autor: Dirk Eckert (dpa)

Redaktion: Ulrike Quast