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11mm-Festival beginnt mit lauten "Huh!"

Thomas Gennoy
31. März 2017

Zum 14. Mal findet in Berlin das 11mm-Festival statt. Das weltweit größte Filmfestival speziell für Fußballfilme, befasst sich mit allen Facetten des Spiels. Zum Auftakt kamen diesmal ganz besondere Gäste aus Island.

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Deutschland Eröffnung 11mm-Festival in Berlin
Bild: Stefanie Fiebrig

Einen Raum voller fremder Menschen mit einer Sprache in Bann zu schlagen, die niemand der Zuhörer versteht, ist keine leichte Aufgabe. Doch als Sigurlaug Gísladottir, Sängerin der Band Mr. Silla, im Berliner Babylon Kino die Seiten ihrer Gitarre anschlägt und beginnt, auf Isländisch zu singen, spielt es überhaupt keine Rolle, dass nur ein kleiner Bruchteil des Publikums den Sinn ihrer Worte mitbekommt. Die Anwesenden sind beim Auftakt des 14. 11mm-Filmfestivals sehr aufnahmebereit für alles, was aus Island kommt. Mit Saevar Gudmunssons Film "Inside a Volcano - The Rise of Icelandic Football" hat das Festival in diesem Jahr begonnen.

Deutschland Eröffnung 11mm-Festival in Berlin
Heimir Hallgrimsson im Kontakt mit dem PublikumBild: Stefanie Fiebrig

Die musikalische Begleitung von Mr. Silla und ein unterhaltsames Gespräch mit Islands Fußball-Nationaltrainer und Teilzeit-Zahnarzt Heimir Hallgrimsson, sorgen für eine heitere und gelöste Stimmung, die gleichzeitig eine Wahrheit transportiert, die auch aus allen Filmen, die im Festival laufen, spricht: Fußball ist mehr als nur ein Spiel.

Wie viel mehr, zeigte sich auf Island am 25. und 26. März - genau neun Monate nach dem Abend, an dem Island die Engländer bei der EURO aus dem Turnier warf. Die Krankenhäuser auf der Insel registrierten an diesem Wochenende einen signifikanten Anstieg der Geburtenzahlen. Bei der Festival-Eröffnung freute sich Hallgrimsson über die Glückwünsche, die ihn wegen des Mini-Babybooms erreichten. "Ich denke, wir brauchen mehr Isländer, da unsere Spielerauswahl nicht sehr groß ist", sagte er.

Globale Ausrichtung und regionale Perlen

Im Festival-Programm laufen neben dem Beitrag aus Island Filme aus dem Irak, Kanada, dem Libanon, Südafrika, Schottland, Spanien, Algerien und vielen anderen Ländern. Und neben der globalen Ausrichtung ist auch Platz für regionale Befindlichkeiten. Unter dem Titel "Fußball-Heimat Nordrhein-Westfalen" werden Filme aus dem deutschen Ballungszentrum des Fußballs gezeigt. Es geht unter anderem um den mittlerweile abgerissenen Aachener Tivoli, Kölns Ballzauberer Heinz Flohe und exzentrische Fans des VfL Bochum. "Es sind einige sehr erfrischend spezielle Filme dabei", sagte Christoph Gabel von der Festivalleitung. 

Ein zweites Sonderthema hat quasi von selbst den Weg ins Festivalprogramm gefunden, erinnert sich Gabel: "Als Johan Cruyff im vergangenen Jahr kurz nach dem Ende des Festivals verstarb - einer der größten Fußballer aller Zeiten - war sofort klar, dass wir sein Andenken ehren wollten." Cruyff hat sowohl den Anstoß zum "Totalen Fußball" gegeben, dem revolutionären Spielstil, der in den 70er Jahren aus den Niederlanden in die Welt exportiert wurde, als auch dafür gesorgt, dass der FC Barcelona zu dem Klub wurde, der er heute ist.

Fußball als einende Kraft

DW Kick off Special "Beirut Parc" (Filmtitel)

Die Kraft des Fußballs außerhalb des Spielfeldes spielt in diesem Jahr ebenfalls wieder eine große Rolle. Es werden zwar viele Filme gezeigt, die in die Schönheit des Spiels eintauchen, aber auch solche, in denen der Fußball nur als symbolisches Element dient. "Beirut Parc", eine Produktion der Deutschen Welle begleitet libanesische Kinder, die beim Fußballspiel mit palästinensischen und syrischen Flüchtlingen merken, dass die Gemeinsamkeiten viel größer sind als die Unterscheide. "Es war uns wichtig zu zeigen, dass Fußball ein Spiegelbild des Lebens als Ganzes ist", erinnerte sich Henning Hesse, der den Film gemeinsam mit Matthias Frickel produziert hat. "Aber in Beirut zu filmen und die Geschichten der Kinder zu zeigen war eine spezielle Herausforderung. Wir beschäftigen uns normalerweise mit der Bundesliga."

"Beirut Parc" steht beispielhaft für die Botschaft, die das gesamte 11mm-Festival transportiert: Fußball bringt die Menschen zusammen. Das galt auch für das Publikum des Eröffnungsabends, das unter der Anleitung des isländischen Botschafters Martin Eyjolfsson den bei der letzten EURO von den Island-Fans gezeigten markerschütternden Schlachtruf "Huh!" erschallen ließ. "Aber nur einmal", sagte der Botschafter scherzhaft. "Uns hängt das so langsam aus den Ohren heraus."

Die DW-Bundesliga-Sendung "Kick-Off!" ist langjähriger Partner des 11mm Fußball-Filmfestivals. Das Festival läuft im Berliner Kino Babylon in Berlin-Mitte noch bis Montag, den 3. April.