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126 Geiseln aus Hotel in Burkina Faso befreit

16. Januar 2016

In der Hauptstadt Burkina Fasos haben Sicherheitskräfte die Geiselnahme in einem Luxushotel beendet. 126 Geiseln wurden befreit, vier Terroristen getötet. Ein Einsatz in einem zweiten Hotel in der Nähe läuft noch.

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Burkinische Soldaten halten sich für den Einsatz im Hotel in Quagadougou bereit (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/A. Ouoba

Bei dem Angriff von Islamisten auf ein Luxushotel und ein Cafe in Ouagadougou sind nach offiziellen Angaben mindestens 26 Menschen getötet worden. Das sagte Staatspräsident Roch Marc Christian Kaboré nach einem Besuch im Hotel "Splendid". Die Todesopfer stammen aus 18 Ländern wie Innenminister Simon Compaoré mitteilte.

126 Menschen wurden laut Campaoré aus dem Hotel "Splendid" gerettet, allerdings wurden 33 von ihnen verletzt. Das Militär hatte das Hotel und das ebenfalls angegriffene Restaurant "Cappucino" in den Morgenstunden erstürmt und dabei nach Angaben des Ministers drei Angreifer getötet, einen Araber und zwei Schwarzafrikaner.

Zweites Hotel attackiert

Laut Compaoré wurde auch ein zweites Hotel angegriffen, das "Ybi" neben dem Cafe "Cappuccino". Polizisten durchsuchten das Gebäude, um zu klären, ob geflohene Angreifer sich dort versteckt halten. Dabei erschossen sie einen vierten Extremisten. Nach Angaben der Polizei waren zwei der vier Angreifer Frauen.

Der Innenminister teilte zudem mit, im Norden des Landes seien ein österreichischer Arzt und dessen Frau verschleppt worden. Ob der Vorfall in der Region Baraboule nahe der Grenze zu Mali im Zusammenhang mit dem Überfall in Ougadougou steht, ist unklar.

Ein traumatisierter Zeuge berichtet

Ein Augenzeuge, der sich im Hotel "Splendid" aufgehalten hatte, berichtete im Gespräch mit der Deutschen Welle: "Sie haben zuerst mit schweren Waffen und Automatikwaffen geschossen. Dann sind sie zu uns gekommen, in unseren Raum. Sie haben erst einmal die Eingangstür zerschlagen und sind hereingekommen. Sie waren zwei. Einer hatte in meine Richtung geschossen und ich wurde an der Schulter getroffen. Da waren andere von uns, die schwer verletzt wurden. Danach sind französische Streitkräfte gekommen, um uns freizulassen. Aber als wir raus gehen wollten, sind die Terroristen zurück zu uns gekommen. Aber Gott sei Dank, wir sind lebendig herausgekommen."

Die schwer bewaffneten und vermummten Angreifer setzten am Freitagabend Autos und das Cafe "Cappuccino" in Brand, bevor sie in das Luxushotel "Splendid" vorstießen, das bei westlichen Ausländern und Diplomaten beliebt ist. Dort verschanzten sie sich und lieferten sich heftige Gefechte mit anrückenden Sicherheitskräften. Explosionen erschütterten die Umgebung. Nach einer einstündigen Feuerpause rückten die Sicherheitskräfte in zwei Gruppen in den Eingangsbereich vor, der teilweise in Flammen stand.

Bei dem Einsatz wurden sie von französischen und amerikanischen Spezialkräften unterstützt. Das verlautete aus dem Élysée-Palast in Paris und aus Regierungskreisen in Washington. Der französische Präsident Francois Hollande verurteilte den Überfall als "feigen Angriff" und bot seinem burkinischen Kollegen Hilfe an. Französische Soldaten sind im Rahmen der Terrorismusbekämpfung inder Sahel-Region am Stadtrand von Ougagougou stationiert. Auch die USA haben 75 Militärs in Burkina Faso.

In der Nacht gingen Autos vor dem Hotel in Ougadougou in Flammen auf (Foto: Reuters)
In der Nacht gingen Autos vor dem Hotel in Ougadougou in Flammen aufBild: Reuters/Reuters TV

Der Minister blieb unverletzt

Unter den Menschen, die das Gebäude unverletzt verlassen konnten, befindet sich den Angaben aus Ouagadougou zufolge auch Arbeitsminister Clément Sawadogo, der sich offenbar zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Hotel aufhielt. Die französische Botschaft teilte mit, es sei eine nächtliche Ausgangssperre verhängt worden. Sie rief ihre Landsleute in der Stadt auf, zu Hause zu bleiben. Es war der erste Islamisten-Anschlag in der Hauptstadt von Burkina Faso, das zu den ärmsten Ländern der Welt zählt.

Zu dem Angriff bekannten sich die Organisation Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) und die Gruppe Al-Mourabitoun. AQIM erklärte auf Arabisch im Internet, es handele sich um "Rache an Frankreich und dem ungläubigen Westen". Die Angreifer hätten 30 "Kreuzzügler" getötet. Das US-Unternehmen Site, das das auf die Analyse islamistischer Websites spezialisiert ist, teilte mit, die Angreifer gehörten zur Gruppe Al-Murabitoun unter Führung von Mokhtar Belmokhtar, die in Mali aktiv ist. Ein AFP-Reporter sah, dass mehrere Angreifer Turbane trugen.

Überfall wie in Bamako

Die beiden Islamistengruppen hatten auch die Verantwortung für einen Anschlag auf ein Hotel im benachbarten Mali im November übernommen, bei dem in der Hauptstadt Bamako 20 Menschen getötet wurden, unter ihnen 14 Ausländer. In Mali sind auch Bundeswehrsoldaten stationiert. Sie helfen im Rahmen eines UN-Einsatzes, das Land nach einem Islamisten-Aufstand im Jahr 2012 wieder zu stabilisieren.

Die burkinische Armee teilte mit, bei einem weiteren Angriff an der Grenze zu Mali seien am Freitagnachmittag zwei Menschen getötet worden. Rund 20 schwer bewaffnete Männer hätten Gendarmen im Dorf Tin Abao rund 40 Kilometer vor der Grenze angegriffen.

In Burkina Faso hatten Ende November erstmals nach mehr als 50 Jahren freie Wahlen stattgefunden. Aus ihnen ging der Oppositionspolitiker und Ex-Regierungschef Roch Marc Christian Kaboré als neuer Präsident hervor.

Entführung von zwei Österreichern

Unterdessen wurden im Norden Burkina Fasos zwei Österreicher entführt. Der Arzt und seine Frau seien in Baraboulé von Unbekannten verschleppt worden, teilte das Innenministerium in Ouagadougou mit. Baraboulé liegt in der Region Sahel an der Grenze zu Mali. Näheres ist noch nicht bekannt.

kle/ml (rtr, afp, dpa, ape)