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Japan-Wochen

13. Mai 2011

Die deutsch-japanische Freundschaft feiert Jubiläum. 18 deutsche Universitäten feiern mit. Diskussionsrunden, Trommelkurse, Kalligraphie - die Programme sind breit gefächert.

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Japanerinnen mit Kindern stehen beim Japantag vor dem Düsseldorfer Schlossturm (Foto: dpa)
Japaner pflegen auch in Deutschland ihre TraditionenBild: picture-alliance/dpa

150 Jahre ist es her, dass das Kaiserreich Japan und das Königreich Preußen einen Freundschaftsvertrag geschlossen haben. Der besteht noch bis heute, und das feiern in diesem Jahr 18 deutsche Hochschulen mit verschiedenen Japan-Wochen bis in den Herbst hinein. Mit dabei ist die Universität Trier, die seit 30 Jahren intensive Kontakte zu japanischen Partneruniversitäten pflegt.

Reger Austausch mit Japan

Mehr als 30 deutsche Studenten aus Trier sind zurzeit in Japan. Im vergangenen Sommersemester kamen fast ebenso viele Studierende aus Japan an die Mosel. Einige japanische Studenten interessieren sich für ein Politik- oder Jurastudium, so wie Keisuke Hagiwara, der an der Uni Trier seinen Doktor macht. Sein Interesse an Deutschland erwachte 1989, als er im Fernsehen Berichte über die Wiedervereinigung sah. "Das war natürlich ein großes Ereignis. Man hat jeden Tag etwas über Deutschland erfahren, dadurch habe ich mich auch für Politik interessiert und für Deutschland als Land."

Vergangenheitsbewältigung in Deutschland und Japan

Gedenktag in Hiroshima(Foto: AP)
Vergangenheitsbewältigung: Gedenktag in HiroshimaBild: AP

Neben Workshops, Lesungen, japanischer Musik und Kalligraphiekursen waren gemeinsame Forschungsprojekte und politische Diskussionsrunden ein Hauptbestandteil der Japan-Woche in Trier. Im Mittelpunkt stand die Vergangenheitsbewältigung. Wie gehen die Deutschen mit ihrer Vergangenheit um, wie die Japaner? Als Beispiel für die japanische Vergangenheitsbewältigung zeigte Andreas Regelsberger, Professor für Japanologie, "Caterpillar", einen Film von Koji Wakamatsu über die Auswirkungen des zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges. Ein Kriegsheld kehrt verkrüppelt nach Hause zurück, seine Frau muss ihn pflegen. Für den Film gab es 2010 bei den Berliner Filmfestspielen den Silbernen Bären. "Vergangenheit wird in Japan klassischerweise als nicht positiv bewältigt empfunden", meint Regelsberger. Der Film biete einen radikalen Beitrag zu diesem Thema.

Auf der Suche nach kritischen Stimmen

Im Gegensatz zu Deutschland ist Japan ein Land, das immer noch Kriegsverbrecher verehrt und für das der Zweite Weltkrieg ein Tabu-Thema zu sein scheint. Genau das will Regelsberger hinterfragen. "Man muss genauer hinsehen, ob es nicht doch in der japanischen Literatur, in Film, Theater oder anderen Kunstformen so etwas gibt wie die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Wir haben uns in der gesamten Veranstaltungsreihe ein bisschen auf die Suche gemacht, das mal zu überprüfen."

Partneruniversitäten in Japan

29 Hochschulen hatten sich beim Bundesministerium für Bildung und Forschung für die Austragung einer Japan-Woche mit einem individuellen Programm beworben. Die Uni Trier wurde ausgewählt, weil sie eine ganz besondere Freundschaft zu Japan pflegt: Sie ist Partneruniversität von zehn japanischen Hochschulen und mit ihnen größtenteils durch das Fach Japanologie verbunden. Doch im Fachbereich Jura kann man etwa auch japanisches Recht studieren.

Yuri Imakiine aus Tokio kam wie die meisten Japaner nach Trier, um Deutsch zu lernen. Sie interessiert sich für die deutsche Kultur und besonders für klassische Musik. "Ich kenne einige Stücke wie 'Eine kleine Nachtmusik' von Mozart. Außerdem interessiere ich mich für deutsche Geschichte, deshalb bin ich nach Trier gekommen."

Auch Fukushima war Thema

Tsunami in Japan: Hilfsmannschaft aus den USA (Foto: AP)
Auch die Katastrophe vom März 2011 war Thema in TrierBild: AP

Yuri Imakiine kam am Tag des Erdbebens, am 11. März 2011, nach Deutschland. Am liebsten wäre sie gleich wieder zurückgeflogen, sagt sie, doch die freundliche Unterstützung ihrer Kommilitonen habe sie ermuntert zu bleiben. Die Katastrophe in Japan hat auch die Japan-Woche beeinflusst. Obwohl das Thema nicht auf dem Programm stand, hatten die Teilnehmer immer wieder ein Bedürfnis, darüber zu sprechen, sagt Andreas Regelsberger: "Hierzulande wurde immer nur die Reaktorkatastrophe in Fukushima wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund hat man allzu leicht vergessen, sein Augenmerk auf das unvorstellbare Elend des Erdbebens und der Tsunami-Katastrophe zu richten."

Die Japan-Wochen der deutschen Hochschulen geben einen vielfältigen Überblick über ein Land, das in den letzten Wochen nur durch Katastrophen ins Blickfeld geraten ist. Die Universität Trier hat darüber hinaus die dauerhaften freundschaftlichen Beziehungen zu dem fernöstlichen Land betont und dadurch vielleicht - so hoffen die Beteiligten - neue Freunde für Japan gewonnen.

Autorinnen: Simin Sadeghi / Gaby Reucher
Redaktion: Claudia Unseld