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Politik

Anschlag auf Kopten in Kairo

11. Dezember 2016

Christen und Muslime leben in Kairo weitgehend friedlich zusammen. Jetzt richtet sich ein Bombenanschlag gegen eine koptische Kirche. Sollen religiöse Spannungen provoziert werden?

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Ägypten Anschlag in Kairo
Der Anschlag wurde nahe der Sankt Markus Kathedrale verübt, sie ist eine der größten Kirchen in AfrikaBild: Getty Images/AFP/K. Desouki

Bei einem der schwersten Anschläge in der ägyptischen Hauptstadt Kairo sind in der koptischen Kirche Sankt Peter und Paul mindestens 25 Menschen getötet worden. Weitere 49 Menschen seien verletzt worden, teilte Gesundheitsminister Ahmed Emad al-Din mit. Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu der Tat.

Die Kirche steht in unmittelbarer Nähe der Sankt-Markus-Kathedrale, dem Amtssitz des koptischen Papstes Tawadros II.. Die koptische Kirche gehört zu den orthodoxen Kirchen im Orient, die sich im 5. Jahrhundert von der römischen Kirche abgespaltet hatten. Sicherheitskreise berichten, dass ein Sprengsatz wahrscheinlich in die Kirche geworfen worden sei. Am Sonntag wurde in dem Gotteshaus eine Messe gefeiert. Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt, Sicherheitskräfte sind im Einsatz.

Demonstranten fordern Rücktritt des Innenministers

Ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete von einer aufgebrachten Gruppe von etwa 50 Menschen, die den Rücktritt von Innenminister Magdi Abdel Ghaffar forderten. Andere Passanten stellten sich an, um Blut für die Verletzten zu spenden.

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi sprach von einem abscheulichen Terrorakt, der sich gegen Christen wie Muslime gerichtet habe. Zugleich kündigte Al-Sisi eine dreitägige Staatstrauer an.

Schätzungen zufolge sind etwa zehn Prozent der mehr als 90 Millionen Ägypter christliche Kopten. Das Zusammenleben mit der muslimischen Mehrheit im Land ist größtenteils friedlich, es gibt aber vereinzelt Spannungen. Das gilt vor allem für die mittelägyptische Provinzhauptstadt Al-Minja.

Anschläge sind keine Seltenheit

In Ägypten kommt es immer wieder zu Anschlägen, die sich vielfach gegen Sicherheitskräfte richten. Die Regierung macht dafür in der Regel die islamistischen Muslimbrüder verantwortlich. Diese sind seit dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi 2013 verboten. Mursi war vor seiner Amtsübernahme einflussreiches Mitglied der Muslimbrüder.   

Die Gewalt grassiert vor allem in der unruhigen Region auf der nördlichen Sinai-Halbinsel, wo ein Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" operiert. Nach einer Anschlagswelle in Kairo im Sommer 2015 war es in der Hauptstadt in den vergangenen Monaten allerdings vergleichsweise ruhig geblieben.

haz/cgn (rtr, dpa, afp)