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4. Juli

Christina Bergmann5. Juli 2007

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag ist das abendliche Feuerwerk ein absolutes Muss. Vielerorts, vor allem an der Westküste, ist es zurzeit aber so heiß und trocken, dass viele Feuerwerke abgesagt werden mussten.

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Bild: DW
Fernschreiber Christina Bergmann

In Washington ist es zwar auch warm, aber schwül: Den ganzen Tag schon verkündete der Wetterbericht eine aufziehende Sturmfront. Am Vormittag hielt sich das Wetter noch, der kleine Umzug in unserer Nachbarschaft konnte stattfinden: Ein Feuerwehrwagen fuhr voraus, dutzende Kinder, in blau-weiß-rot mit Hüten, Hemden, Luftballons, Fahnen und Girlanden geschmückt, liefen oder fuhren mit ihren Fahrrädern hinterher. Jede Gemeinde hat am 4. Juli ihren eigenen Umzug. Der ganz große findet in Washington an der "Mall" statt - das ist die große Rasenfläche zwischen Kapitol und Lincoln Memorial.

Tornadowarnung

Auf der Mall ist am Abend auch ein großes Feuerwerk zu sehen. Als wir uns um halb sechs dorthin auf den Weg machen wollten, fing es an zu donnern. Wir machten den Fernseher an. Unwetterwarnung für Washington und Umgebung, Tornadowarnung für unseren Bezirk. Die galt noch eine dreiviertel Stunde. Im Fernsehen die Bilder von der Mall: Durchnässte Reporter erklärten, das Gelände sei evakuiert worden, die Menschen hatten in öffentlichen Gebäuden und Museen Schutz gesucht. Aber das Feuerwerk sollte wie geplant stattfinden, wenn der Sturm vorbeigezogen sei.

Was tun? Das Grummeln am Himmel wurde immer lauter, vereinzelt fielen Regentropfen. Bei einer Tornadowarnung aus dem Haus gehen? Wir warteten, bis klar war: Der gröbste Sturm würde nördlich und südlich von uns vorüberziehen. Dann machten wir uns auf den Weg.

Durchsuchung vor dem Picknick

In der Innenstadt war es dann tatsächlich trocken. Mit uns strömten Hunderttausende wieder auf die Mall. Wir kauften noch schnell eine kleine amerikanische Fahne von einem der fliegenden Händler, damit fühlten wir uns gut gerüstet. Das ganze Gelände war eingezäunt worden, wer auf die Wiesen wollte, musste seine Taschen durchsuchen lassen. Das ging schnell und problemlos.

Das Feuerwerk würde über dem "Reflecting Pool", einem Bassin zwischen Washington Monument und Lincoln Memorial, stattfinden, also legten wir unsere Picknickdecke auf den kleinen Hügel, auf dem das Washington Monument (das ist der große weiße Obelisk) steht. Es war eine fröhliche, entspannte Stimmung. Alle hatten Decken oder Campingstühle mitgebracht, lasen, dösten, spielten Ball. Chinesen, Pakistani, Inder - alle Hautfarben und Nationen waren vertreten. Wir kauften gebrannte Mandeln, Eis und Chips. Um acht Uhr fing eine Band an zu spielen.

Tschaikowsky und Militärmusik

Es wurde dunkel. Um zehn nach neun erhellte die erste Rakete den Himmel, Musik setzte ein. Wir saßen entspannt auf unserer Decke und genossen Tschaikowsky und blauen, roten, goldenen Sternenregen. Beifall brandete auf, wenn die glühenden Kugeln sich besonders weit über den Himmel ausbreiteten. Manchmal fielen die kleinen Sternschnuppen in das Bassin und sprühten noch einmal kurz auf. Klassische Musik ging in ein Potpourri aus amerikanischen Militärliedern über, die donnernden Kanonenschüsse dazwischen ließen das Herz aus dem Takt kommen.

Zwanzig Minuten dauerte das Spektakel, dann machten sich die Hunderttausende wieder auf den Rückweg. Gleichzeitig. Das dauerte lange, verlief aber auch friedlich und fröhlich.