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500 Jahre Gerhard Mercator

Gudrun Stegen2. März 2012

Philosoph, Mathematiker und weltbekannter Kartograph: Ein Porträt des Visionärs Gerhard Mercator, der auch nach einem halben Jahrtausend noch für Gesprächsstoff sorgt.

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Karte Germania von Gerhard Mercator, Nachdruck aus dem Mercatoratlas 1594, Sammlung Peter Mesenburg (Bild: Peter Mesenburg)
Bild: Peter Mesenburg

Es herrscht Aufbruchsstimmung. Seefahrer entdecken neue Kontinente, Kopernikus erkennt, dass sich die Planeten um die Sonne drehen, und ein abtrünniger Mönch namens Martin Luther rebelliert offen gegen die katholische Kirche. Eine neue Welt wartet darauf, entdeckt zu werden. Als Gheert Kremer am 5. März 1512 in Flandern geboren wird, ahnt noch niemand, dass aus dem Schusterjungen einmal ein Kartograph von Weltrang werden wird, der noch ein halbes Jahrtausend später für Gesprächsstoff sorgt. Ein reicher Onkel hat für ihn eine Kirchenkarriere vorgesehen, bezahlt seinen Unterricht. Gheert lernt Latein. Nach damaliger Mode benennt er sich um: aus Kremer, zu Deutsch "Kaufmann", wird der lateinische Name Mercator. Gerhard Mercator erweist sich bald als wissbegieriger junger Mann, der ein ehrgeiziges Ziel verfolgt: die Erfassung dieser neuen Welt in exakten Messungen und die graphische Darstellung ihrer Teile.

Gelehrter und "Ketzer"

In der Universitätsstadt Löwen trifft Mercator auf Persönlichkeiten, die seine Interessen fördern: Mathematiker, Kartographen und Kupferstecher. Bei ihnen erwirbt er die Grundlagen für seine wissenschaftlichen Arbeiten, macht in der Hafenstadt Antwerpen schließlich ein eigenes Geschäft auf. Er zeichnet Karten, baut Globen, sammelt Wegbeschreibungen von Seefahrern. Das Geschäft floriert – bis es zum Eklat kommt: Mercator wird der "Lutherei" angeklagt. Seine kritischen Auseinandersetzungen mit der Bibel und mit dem Gedanken, dass Gott die Welt aus dem Nichts erschaffen hat, bringen ihn - wenn auch nur kurzfristig - in den Kerker.

Werkstatt mit Weltruf

Ein traumatisches Erlebnis. Sieben Jahre später verlässt er wie viele andere Intellektuelle die Niederlande und übersiedelt nach Deutschland. In Duisburg soll eine Universität gegründet werden, Mercator wird eine Professur angeboten. Aber die Pläne zerschlagen sich, er arbeitet nun als Lehrer am Gymnasium. Sein Hauptberuf bleibt die Kartografie. Über 40 Jahre zeichnet er Karten nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und sticht sie in Kupfer. Arbeiten aus seiner Werkstatt sind jetzt in der ganzen Welt gefragt. Es ist die fruchtbarste Schaffenszeit seines Lebens. Hier vollendet er die berühmte 18-blättrige Europa-Wandkarte.


Das Projekt "Atlas"

Aber sein Ziel war noch viel weiter gesteckt. Er plante eine umfassende Beschreibung von Himmel und Erde unter Einbezug der Theologie und der Geschichte: seinen "Atlas", benannt nach dem gleichnamigen mauretanischen Astronom. Mit diesem mehrteiligen Werk, das neben Texten über die Erschaffung der Welt auch Beschreibungen von Ländern und Staatengeschichten enthalten sollte, wollte der den ganzen Kosmos erklären. Bis zuletzt arbeitete Mercator an diesem Werk. Was ihn aber zum Bestseller machen sollte, ist der Kartenteil. Geblieben ist nicht allein der Begriff "Atlas" für eine Sammlung von Landkarten in Buchform, sondern ein ganzes Weltbild, das uns bis heute prägt.

Druckverfahren für Karten: Kupferstich. Kupferplatte, Druckergebnis und Stichel, Sammlung: Bezirksregierung Köln GEOBASIS NRW, Bonn Bild: Manfred Oster
Gerhard Mercator zeichnete Karten und reproduzierte sie als KupferstichBild: Manfred Oster
Gerhard Mercator: Der Kupferstich hängt im Stadtmuseum Duisburg (das Foto wurde von dem Wissenschaftler Friedrich Krücken zur Verfügung gestellt)
Der Geograph Gerhard Mercator



Autorin: Gudrun Stegen
Redaktion: Sarah Hofmann

Atlas von Gerhard Mercator, 1594, Sammlung kath. Gemeinde Voerde-Spellen Bild: Museum Voßwinckelshof Dinslaken
Der Atlas von Gerhard Mercator ist heute im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Duisburg zu sehenBild: Museum Voßwinckelshof Dinslaken