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Abbott: "Ich kämpfe mit den Tränen"

7. August 2016

Die Amerikanerin Mara Abbott lag im olympischen Straßenrennen bis 100 Meter vor dem Zielstrich auf Goldkurs. Dann wurde sie überholt und nur Vierte. Ihre emotionale Reaktion darauf im DW-Gespräch.

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Die US-amerikanische Radfahrerin Mara Abbott wird nach dem Rennen von ihren Familienmitgliedern getröstet (Foto: picture alliance/empics/M. Egerton)
Bild: picture alliance/empics/M. Egerton

DW: Sie haben Gold 100 Meter vor dem Ziel verloren. Wie hart ist das gerade für Sie?

Mara Abbott: Um ehrlich zu sein, ist das ist eine blöde Frage. Es fühlt sich fürchterlich an. Ich habe geglaubt, dass ich es schaffe. Und dann drehe ich mich kurz vor dem Ziel um und plötzlich sind sie da und überholen mich. Das alles geschah binnen Sekunden. Aber im selben Moment muss ich sagen, dass es sich auch gut anfühlt. Denn ich wurde von meinem Team fantastisch unterstützt, sie haben so hart für mich gearbeitet. Natürlich bin ich tief enttäuscht, dass ich meiner Mannschaft nichts zurückgeben konnte. Aber zugleich bin ich der glücklichste Mensch der Welt, diese tollen Menschen um mich zu haben.

Nach dem, was Ihnen auf der Zielgerade widerfahren ist, hätte ich nicht gedacht, dass sie noch so positiv denken können…

Eigentlich kämpfe ich gerade damit, nicht hier und jetzt in Tränen auszubrechen.

"Aus jeder Erfahrung lernst Du..."

Das ist verständlich. Gibt es denn schon irgendetwas, das Sie aus diesem Rennen mitnehmen?

Es ist noch so früh so kurz nach dem Rennen, um Lehren daraus zu ziehen. Aber natürlich war das eine sehr intensive Erfahrung. Und aus jeder Erfahrung lernst Du und wirst besser. Damit es dir dann hoffentlich mehr Erfolg bringt in der Zukunft.

Die US-amerikanische Radfahrerin Mara Abbott beim olympischen Straßenrennen (Foto: Bryn Lennon/Getty Images)
Die US-amerikanische Radfahrerin Mara Abbott beim olympischen StraßenrennenBild: Getty Images/B. Lennon

Wie bei den Männern war auch in Ihrem Rennen die Abfahrt entscheidend. Sie sind zusammen mit Annemiek van Vleuten in die Abfahrt gegangen. Die Niederländerin stürzte vor ihnen schwer. Wie haben Sie die Abfahrt erlebt, war sie zu gefährlich?

Sie war schon sehr technisch. Dazu gab es ein paar Wellen im Straßenbelag, so dass es manchmal schwierig war, die Balance zu halten. Der Asphalt ist neu und sieht gut aus, aber etwas ruppelig war er dennoch. Du musstest sehr vorsichtig sein, insbesondere in den Kurven.

Am Ende fehlten ein, zwei Sekunden

Nach der Abfahrt lagen sie mit einem guten Vorsprung alleine an der Spitze. Aber hinter ihnen haben ihrer Konkurrentinnen gut zusammengearbeitet, um sie wieder einzuholen…

Sie haben sich abgewechselt in der Führungsarbeit, um mich wieder einzuholen. Das war zu erwarten. Sie wollten eben auch gewinnen. Die Frage war nur: Reicht mein Vorsprung bis ins Ziel? Die Chance war da, aber am Ende haben dann eben ein, zwei Sekunden gefehlt.

Mara Abbott, geboren 1985 im US-amerikanischen Boulder, galt als eine der großen Favoritinnen des Straßenrennens der Frauen. Mit etwas mehr als 50 Kilogramm Körpergewicht gehört sie zu den Leichtgewichten im Peloton und ist am Berg als eine der stärksten Fahrerinnen weltweit. Die zweifache Siegerin des Giro d'Italia der Frauen lag lange auch im Olympischen Straßenrennen auf Kurs - und scheiterte dann tragisch.

Das Interview führte Joscha Weber.