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Film

Konrad-Wolf-Preis für Abderrahmane Sissako

Philipp Jedicke
5. Oktober 2021

Der Mauretanier Abderrahmane Sissako gilt als einer der wichtigsten Regisseure Subsahara-Afrikas. Die Jury bezeichnete ihn als grenzüberschreitenden Pionier.

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Abderrahmane Sissako, mit Mütze und Brille, blickt in die Kamera
Gilt als einer der bedeutendsten afrikanischen Filmemacher: Abderrahmane SissakoBild: Joel SagetAFP/Getty Images

Abderrahmane Sissako, 1961 in Kiffa in Mauretanien geboren, gilt als einer der wichtigsten Filmschaffenden des afrikanischen Kontinents. Nach Kindheit und Jugend in Mali studiert er von 1983 bis 1989 Regie in Moskau - am selben Institut, an dem auch Konrad Wolf, der Namensgeber des von der Akademie der Künste (AdK) ausgerichteten Konrad-Wolf-Preises, sein Studium absolviert hat. In seinem Kurzspielfilm "Octobre" reflektiert Sissako 1993 seine Erfahrungen als Schwarzer in der Sowjetunion. Seit den 1990er-Jahren lebt Sissako in Paris. Sein Dokumentarfilm "Rostov-Luanda" (1997) wurde auf der Documenta X in Kassel gezeigt. 

Zu Sissakos Handschrift gehört es, die Realität durch verschiedene Erzählebenen zu erweitern und so neue Perspektiven zuzulassen. In seinem Spielfilm "Das Leben auf Erden" von 1998 zeigt er die Bedeutungslosigkeit des Millenniumswechsels für die Bewohner eines mauretanischen Dorfes. Mit "Das Weltgericht von Bamako" (2006) etabliert sich Sissako endgültig als ein Regisseur, "der das Politische mit dem Poetischen zu verschränken weiß", so die AdK. In dem dokumentarischen Spielfilm zeigt Sissako einen fiktiven Gerichtsprozess des afrikanischen Kontinents gegen den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank.

Internationaler Kritiker-Erfolg mit "Timbuktu"

Sein bislang größter internationaler Erfolg ist der Film "Timbuktu" aus dem Jahr 2014. Darin werden Teile Malis von radikalen Dschihadisten besetzt, die unmenschliche Vorschriften und Strafen wie Steinigungen einführen. Der Film war im Wettbewerb um die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes und für den Auslands-Oscar nominiert. "Timbuktu" gewinne laut der Pressemitteilung der AdK "vor der aktuellen Situation in Afghanistan eine erschreckende Aktualität". Sissakos Werke wurden immer wieder bei großen internationalen Filmfestivals gezeigt. 2003 war er Mitglied der Berlinale-Jury, 2007 Jurymitglied in Cannes.
 In ihrer Begründung würdigt die diesjährige Jury des Konrad-Wolf-Preises, bestehend aus Erika Gregor, Ehrenmitglied der Akademie der Künste, Akademie-Mitglied Ulrich Gregor sowie der Kuratorin und Filmemacherin Dorothee Wenner, "einen der wichtigsten Filmemacher aus Subsahara-Afrika", dessen Filme "die Kinoleinwand als einen wirkmächtigen Ort betrachten, von dem humanitäre und aufklärerische Impulse ausgehen". Sissako sei "ein Pionier geblieben, der sich für jeden Film als Regisseur neu zu erfinden verstand: durch die Auswahl seiner Stoffe, durch die meisterhafte Beherrschung filmischer Mittel, durch seinen sicheren Blick auf die Realität."

Seit 1986 verleiht die AdK in Berlin den mit 5.000 Euro dotierten Konrad-Wolf-Preis für herausragende künstlerische Leistungen auf den Gebieten der darstellenden Kunst sowie der Film- und Medienkunst. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern in den vergangenen Jahren gehörten Katharina Thalbach, Ken Loach, Volker Schlöndorff, Agnès Varda und Christoph Schlingensief. 2019 ging der Preis an den Regisseur und Schauspieler Alexander Lang und die Dokumentarfilmregisseurin Heidi Specogna.

pj/so (mit epd und AdK)