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Abdullah - ein zaghafter Reformer

Peter Philipp3. August 2005

Der neue Herrscher von Saudi-Arabien, König Abdullah, hat am Mittwoch (3.8.) die Amtsgeschäfte offiziell aufgenommen. Der 80-jährige Halbbruder des verstorbenen König Fahds gilt als vorsichtiger Reformer.

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Der neue König - AbdullahBild: AP

Obwohl er ein Sohn des Staatsgründers Abdul Aziz ist, hat der neue saudische König Abdullah in seiner Jugend keine umfassende Bildung erfahren. Zu jener Zeit war Saudi-Arabien noch ein wildes Wüsten-Reich, das nicht einmal ahnte, welche Bodenschätze wenig später entdeckt werden würden. Abdullah gehörte nicht zu den Lieblingssöhnen von Abdul Aziz, den Soudeiri-Brüdern, die, weil von derselben Mutter geboren, die Hausmacht im saudischen Königshaus darstellten. So war es denn auch eher überraschend, dass Abdullah zum Kronprinzen unter König Fahd berufen wurde und dass er nach dessen Schlaganfall 1995 de facto die Macht übernahm. Aus dem Kreis der Soudeiri-Brüder regte sich zunächst Widerstand, Abdullah aber setzte sich durch.

Rauswurf auf Orientalisch

Und er setzte fortan seine eigenen Akzente: Hatte König Fahd noch auf eine enge und fast bedingungslose Allianz mit den USA gesetzt, so sah Abdullah die Dinge zunächst anders: Unter Fahd waren die Mudschaheddin in Afghanistan gegen die Sowjets unterstützt worden, unter Fahd waren während des Kuwait-Krieges US-Truppen in Saudi-Arabien stationiert worden und hatte die Feindschaft zwischen Osama Bin Laden und dem saudischen Königshaus und den USA begonnen. Abdullah konnte sich dieser Feindschaft nicht entziehen, aber er verstand es, die USA aus dem Land zu komplimentieren. Schon 1997 verstand er es, die Amerikaner auf orientalische Weise darauf vorzubereiten: Außenministerin Madeleine Albright erzählte er von dem Hirten, der sich zur Bewachung seiner Schafe teure Hunde zugelegt habe, die er dann aber mit den Schafen füttern musste. Bis er beschloss, seine Schafe selbst zu hüten und zu beschützen.

Erst in Verbindung mit dem Irak-Krieg von George W. Bush gelang es Abdullah, die USA zur Auslösung ihrer Basen zu bewegen, aber gleichzeitig tarierte er diesen Schritt damit aus, dass er das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten nicht völlig Schaden nehmen ließ: Nach dem 11. September hatten die Beziehungen stark gelitten, weil die meisten Täter aus Saudi-Arabien gestammt hatten und in den USA ein Generalverdacht gegen Araber und besonders Saudis verbreitet wurde. Verärgert verließen viele Saudis die USA und zogen sogar ihre Gelder von dort ab.

Zaghafte Reformen

Abdullah hingegen rettete die Beziehungen, indem er Realpolitik betrieb und den direkten Kontakt zum US-Präsidenten suchte, sein Land als zuverlässigen Partner im Ölgeschäft präsentierte und auch den Kampf gegen den Terrorismus entschieden vorantrieb. Hierbei kam ihm zugute, dass er Anfang der 60er Jahre den Befehl über die "Nationalgarde" übernommen und diese zu einer schlagkräftigen Einheit ausgebaut hatte. Sie steht jetzt im Vordergrund bei den Einsätzen von Spezialtruppen gegen die in Saudi-Arabien tätigen Terroristen. Und es war auch Abdullah, der Im März zu einer internationalen Konferenz gegen den Terror nasch Riad eingeladen hatte und der angekündigte, man werde ein Forschungszentrum über den Terrorismus aufbauen und finanzieren.

International hat Abdullah sich auch längst Ansehen erworben. Unter anderem, weil er vor drei Jahren der Arabischen Liga in Beirut einen Friedensplan für den israelisch-palästinensischen Konflikt abrang, aber auch, weil er gemäßigte politische Strömungen in der arabischen Welt zu unterstützten bereit ist und auch zu Hause erste, wenn auch noch zaghafte, Reformen angestoßen hat: So fanden im Frühjahr die ersten Kommunalwahlen statt und beim nächsten Mal sollen auch Frauen beteiligt sein. Langsam und vorsichtig verändert Abdullah sein Land. Er weiß, dass auch Saudi-Arabien auf Dauer dem Druck und der Forderung der Bevölkerung nach mehr Freiheit und politischer Beteiligung nicht wird standhalten können.