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Kult-Reporter hört auf

bw / sid 14. Dezember 2008

Er war die Stimme des Fußball-Ruhr-Potts: Jetzt legt ARD-Reporter Manfred Breuckmann das Mikro beiseite. Kollegen und Fußballfans werden ihn vermissen.

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Jetzt schon ein Bild vergangener Tage: Manfred Breuckmann mit MikroBild: picture-alliance / Sven Simon

"Das war`s für mich. Ich habe geschrien, geflüstert, gegähnt, gefroren, geschwitzt und gezittert. Aber ich habe Spaß gehabt in den 36 Jahren." Mit diesen Worten verabschiedete sich Radioreporter-Ikone Manfred Breuckmann am Samstag um 17.22 Uhr nach 36 Jahren von seiner Hörergemeinde.

Manfred Breuckmann
Manfred "Manni" BreuckmannBild: picture-alliance / Sven Simon

Beim Bundesligaspiel VfL Bochum gegen den 1. FC Köln (1:2) war er zum letzten Mal im Einsatz und legte das Mikro bei der legendären WDR-2-Bundesligakonferenz zur Seite. Die Kollegen hatten an seinem Reporterplatz im Bochumer Stadion eine Flasche Sekt gestellt. Nach dem Abpfiff gab es sogar im Radio eine "Manni-Konferenz" zum Abschied. Und auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) ehrte den 57-Jährigen.

Staatsanwalt oder Reporter?

"Mit seinem einzigartigen Stil, der hervorragenden Mischung aus Kompetenz und Witz hat Manni Breuckmann über viele Jahre die Herzen der Fans erobert. Seine Reportagen in der ARD-Schlusskonferenz waren Kult, damit hat er einen festen Platz in der Bundesliga-Geschichte", erklärte DFL-Geschäftsführer Tom Bender.

"Wenn man nach so langer Zeit das letzte Mal am Mikrophon sitzt, dann wird das bestimmt ein ganz emotionaler Augenblick", hatte die Stimme des Ruhrpotts bereits zuvor erklärt, aber auch versichert: "Das wird aber keine menschliche Katastrophe für mich."

Begonnen hatte alles 1972 mit seiner ersten Übertragung des Regionalliga-Spiels Wattenscheid gegen Neuss. Wattenscheid gewann 2:0, und Breuckmann durfte beim Westdeutschen Rundfunk weitermachen. Als freier Mitarbeiter kommentierte er während seines Jurastudiums in Marburg die ersten Fußballspiele im Radio. Nach dem ersten und zweiten Staatsexamen stellte sich für ihn die Frage "Staatsanwalt oder Reporter?"

Nächstes Projekt: Ein Buch schreiben

Zunächst war Breuckmann drei Jahre lang Beamter beim Bundespresseamt. Doch die Liebe zum Radio war größer. Eigentlich hätte "Manni" Breuckmann mit 17 schon wissen müssen, welche berufliche Karriere er einschlägt. "In der Oberprima hat mir mein Klassenlehrer ins Zeugnis geschrieben: "stört durch Schwätzen". Diesen Fingerzeig hätte ich eigentlich verstehen müssen."

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Lieblingsbild Breuckmanns: Schalker JubeltraubeBild: AP

Langweilig wird es Breuckmann in Zukunft nicht, dafür hat er bereits die Weichen gestellt. Doch bevor er sich seinem neuesten Projekt, einem Buch über die 50 spektakulärsten Momente im deutschen Fußball, widmet, musste er in den vergangenen Tagen einen wahren Interview-Marathon über sich ergehen lassen. "Ich habe bislang rund 20 Zeitungsinterviews gegeben und hatte um die 15 Termine mit Radio- und TV-Stationen. Das empfinde ich schon als Zeichen meiner Wertschätzung."

Dem Fußball und seinem Lieblingsklub Schalke 04 wird Breuckmann auf jeden Fall verbunden bleiben: "Ich glaube nicht, dass ich mir eine Dauerkarte kaufe. Ich werde punktuell ins Stadion gehen. Und dann muss ich nicht mehr wissen, wer die Nummer 29 bei Cottbus trägt."

Den Entschluss aufzuhören, fasste der Fußballreporter bereits im Sommer: "Es kann nicht schaden, wenn man in einem Alter, in dem noch alles funktioniert, einen Wechsel vollzieht."